Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne)
APA/Hans Punz
Anschober

Bisher 162.000 Impfungen verabreicht

Im Vorfeld des Österreichischen Impftags am Samstag hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) Zwischenbilanz über den Verlauf der Coronavirus-Impfungen gezogen. Bisher seien 162.000 Impfungen verabreicht worden. Das sei ein sehr guter Schritt, so Anschober – bis Ende Februar solle die vulnerabelste Gruppe weitgehend vor dem Coronavirus geschützt sein.

Das betrifft laut Empfehlungen des nationalen Impfgremiums Bewohnerinnen und Bewohner von Alters-, Pflege- und Seniorenwohnheimen. Ein Impfschutz für diese Personengruppe sei laut Anschober „ein großes Etappenziel“. Der „erste Stich“ und damit der erste Durchgang sei hier nun weitgehend durch – nun werde die Verabreichung der zweiten Impfdosis „ausgerollt“ bzw. sei sie bei einigen bereits erfolgt.

Was das Tempo und damit die weitere Umsetzung der Impfstrategie betrifft, sei man nun von Lieferterminen und auch Zulassungen weiterer Impfstoffe abhängig. Das sagte Anschober nur wenige Stunden, bevor bekanntwurde, dass es Verzögerungen bei der Lieferung des AstraZeneca-Impfstoffs geben werde, von dem Österreich insgesamt 5,9 Millionen Dosen bestellt hat. Engpässe – wie zuletzt auch beim Biontech-Pfizer-Impfstoff, von dem sich Österreich über elf Millionen Dosen erwartet – seien aber durchaus „einkalkuliert und verkraftbar“, so Anschober.

Gesundheitsminister Anschober zur Coronavirus-Schutzimpfung

Laut Gesundheitsminister Anschober (Grüne) sind bisher 162.000 Coronavirus-Impfungen verabreicht worden. Was die weitere Umsetzung des Impfplans betrifft, sei man von weiteren Impfstoffzulassungen und Lieferterminen abhängig.

„Ab April sehr große Mengen“

Ein wesentlicher Punkt sei Anschober zufolge die Arbeitsteilung zwischen dem für die Impfstoffbeschaffung zuständigen Bund und der für das „Ausrollen vor Ort“ zuständigen Länder. Die Rede war von einer „sehr guten Arbeitsteilung“ – von den Ländern erwarte man sich aber auch eine „professionelle Vorbereitung“. Anschober verwies noch anstehenden Herausforderungen. Mit deutlich über acht Millionen im zweiten Quartal erwarteten Dosen gebe es „ab April sehr große Mengen“.

„Mitten im Ausrollen“ befinde sich die Umsetzung des elektronischen Impfpasses. Dieser soll bei der Vermittlung der Impfzahlen eine wichtige Rolle spielen. „Sehr zeitnah“ werde man mit Daten antworten können, wie Anschober auf eine Journalistenfrage dazu sagte. Der Hintergrund: Bisher gibt es in Österreich keine genauen Zahlen darüber, wie viele Menschen bereits geimpft sind. Das Gesundheitsministerium informiert auf seiner Website nur über die ausgelieferten Impfdosen.

„Sehr polarisierendes Thema“

Ursula Wiedermann-Schmidt, wissenschaftliche Leiterin des Österreichischen Impftags, verteidigte bei der Pressekonferenz das gemeinsame Beschaffungskonzept der EU, denn damit solle eine „gerechte Verteilung gewährleistet werden“. Es sei auch klar gewesen, dass zu Beginn der Impfungen nicht genug Dosen für alle da sind. Allerdings sei es möglich, „in absehbarer Zeit allen den Impfstoff anbieten zu können“.

Virologin Ursula Wiedermann-Schmidt zur CoV-Schutzimpfung

Nach Angaben der Virologin Ursula Wiedermann-Schmidt sei Impfen „ein sehr polarisierendes Thema“, „sehr emotional“ und mit „sehr vielen persönlichen Meinungen verknüpft“.

„Impfen ist ein sehr polarisierendes Thema“, „sehr emotional“ und mit „sehr vielen persönlichen Meinungen verknüpft“, sagte Wiedermann-Schmidt. „Der Bedarf an Informationen ist sehr hoch, Menschen wollen primär Informationen durch den Arzt“, sagte die Expertin und wies darauf hin, dass bei Fragen Hausärzte konsultiert werden sollen. Diese würden ihre Aufgabe, die Bevölkerung zu informieren, sehr ernst nehmen.

Nebenwirkungen nicht ungewöhnlich

Auch Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Impfabteilung im Gesundheitsministerium, sah einen großen Informationsbedarf. Die Daten würden zeigen, dass die jetzigen Impfstoffe etwa auch gegen die Mutation B.1.1.7 wirken.

Maria Paulke-Korinek zur CoV-Impfung

Nach Angaben von Maria Paulke-Korinek, im Gesundheitsministerium zuständig für das Impfen, seien alle zugelassenen Impfstoffe „höchst effektiv“.

Paulke-Korinek bestätigte auch, dass es bei der Impfung zu Nebenwirkungen kommen kann, diese seien aber nicht ungewöhnlich. Es gibt auch eine Meldepflicht für Nebenwirkungen, diese können auch Geimpfte selbst kundtun, es würden alle überprüft. Schwere Nebenwirkungen seien aber „äußert“ selten. Es müsse bewusst gemacht werden, welchen Nutzen Impfungen haben. Vier, fünf geimpfte Menschen könnten einen Infektionsfall verhindern, sagte Paulke-Korinek.

CoV-Ampel „jetzt sehr wichtig“

Thema war auch die am Donnerstag gefällte Entscheidung der Coronavirus-Ampelkommission, die bis zur Vorlage eines neuen Bewertungsrasters die regionale Risikobewertung vorerst aussetzt. Damit bleibt ganz Österreich rot, obwohl mittlerweile elf Regionen, darunter Wien, die alten Kriterien für Orange erfüllen würden. Es sei nötig, die verwendeten Schwellenwerte im Einklang mit internationalen Entwicklungen zu adaptieren, hieß es am Donnerstag seitens der Kommission.

Auch aufgrund der hohen Infektionszahlen sowie der Sorge vor einer Verbreitung von mutierten SARS-CoV-2-Viren verzichtet man bis zu einem neuen Schema auf die regionale Bewertung, die eigentlich Basis des gesamten Ampelaystems ist. Die CoV-Ampel ist „gerade jetzt sehr wichtig“, sagte Anschober. Die Beschlussfassung der Kommission zeige, „dass man jetzt sehr große Unsicherheit sieht“. Deswegen bleibe das sehr hohe Risiko für ganz Österreich.

Nur Bürgermeister „gilt nicht“

Was die zuletzt laut gewordene Debatte über die Impfung für etwaige nicht in Phase eins vorgesehene Personen betrifft, verwies Anschober auf die hier vorgesehenen Kontrollmechanismen. Sollte es den Verdacht von Impfungen gegen Geldzahlungen geben, werde sofort die Staatsanwaltschaft aktiv. In der „Bürgermeisterdebatte“ spiele es aber auch eine Rolle, ob Betroffene kontinuierlich etwa in Altersheimen tätig seien. Nur der Job Bürgermeister „gilt nicht“. Es gehe hier jedenfalls auch um die Frage der politischen Verantwortung, so Anschober, der die erfolgten Entschuldigungen vonseiten einiger Bürgermeister begrüßte.

„Moralisch enttäuschend“

Die zuletzt publik gewordenen Vorreihungen bei den CoV-Impfungen durch Nichtrisikopatienten sorgten in den vergangenen Tagen für Kritik vonseiten der Bundesregierung. So zeigte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) kein Verständnis für die Bürgermeister, die sich vorgedrängelt haben. Das sei „moralisch enttäuschend“, so Kurz in der „Kronen Zeitung“ (Mittwoch-Ausgabe). Auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) zeigte sich empört.

Vizekanzler Werner Kogler und Bundeskanzler Sebastian Kurz
APA/Roland Schlager
Sowohl Kurz als auch Kogler kritisierten das Vorgehen in den Bundesländern

Die Impfkoordinatoren entscheiden, wie die Ressourcen eingesetzt werden und wo innerhalb der festgelegten Priorisierungen gegen eine Covid-19-Erkrankung geimpft wird. Derzeit werden Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegeheimen und das Personal auf Covid-19-Stationen die Schutzimpfung erhalten, zuletzt wurde in den ersten Bundesländern mit dem Durchimpfen der über 80-Jährigen begonnen. Vorrangig werden Bezirke mit einer besonders hohen 7-Tage-Inzidenz bedient.