Heftiger Regen und Schnee vergrößern Not in Syrien

Heftige Regenfälle und Schnee haben die humanitäre Not Zehntausender Flüchtlinge in den Rebellengebieten im Nordwesten Syriens weiter vergrößert. Die Gesundheitsbehörde der Provinz Idlib berichtete heute, die Mehrheit der Flüchtlingslager im Norden der Region sei in den vergangenen Tagen davon betroffen gewesen. Eine große Anzahl von Lagern und Zelten sei überschwemmt worden, sagte der Leiter der Behörde, Salam Abdan.

Schneefall in einem Flüchtlingslager in der Region um Aleppo
Reuters/Mahmoud Hassano

Bilder zeigten, dass ganze Camps unter Wasser standen. Menschen standen kniehoch im Wasser und wateten durch tiefen Matsch. Zelte und auch feste Unterkünfte wurden überflutet. Die Hilfsorganisation Save the Children meldete, ein sechs Jahre altes Kind sei umgekommen. 20.000 Menschen seien durch Überschwemmungen vertrieben worden.

Nach Angaben der Hilfsorganisation Ihsan Relief and Development, die mit der deutschen Welthungerhilfe zusammenarbeitet, sind mehr als 200 Lager und schätzungsweise 175.000 Menschen betroffen. Es gebe nicht genügend Heizgeräte und warme Kleidung für die Flüchtlinge, sagte Ijad al-Nahhas von Ihsan.

NGO: Versorgung schwierig

Sie hätten immer größere Probleme, zu den weit entfernten Märkten zu kommen, um sich dort zu versorgen. Auch die Hilfsorganisation Weißhelme klagte, die Stoffzelte böten keinen Schutz gegen Kälte und Frost. Das Leiden der Flüchtlinge in den Lagern sei noch größer geworden.

Die Region um die Stadt Idlib im Nordwesten Syriens ist nach fast zehn Jahren Bürgerkrieg das letzte große Gebiet des Landes, das noch unter Kontrolle von Regierungsgegnern steht. Es wird dominiert von der militant-islamistischen Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS). In dem Gebiet leben nach Schätzungen rund drei Millionen Menschen, etwa die Hälfte von ihnen Flüchtlinge aus anderen Regionen Syriens.

Seit dem Frühjahr gilt eine Waffenruhe für Idlib, auf die sich Russland und die Türkei geeinigt hatten. Moskau unterstützt in dem Konflikt die Regierung, Ankara deren Gegner. Trotz der Waffenruhe kommt es in der Region immer wieder zu Gewalt.