Ehefrau von Nawalny bei Demo in Moskau festgenommen

Die Ehefrau von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist bei Protesten für die Freilassung ihres Mannes in Moskau selbst festgenommen worden. „Bitte entschuldigt die schlechte Bildqualität“, schrieb Julia Nawalnaja heute zu einem von ihr veröffentlichten Foto im Onlinedienst Instagram. Es zeigt sie in einem Gefangenentransporter der Polizei in der russischen Hauptstadt.

Nawalnys Ehefrau ist eine von zahlreichen Demonstrantinnen und Demonstranten, die heute von der Polizei festgenommen wurden. Verhaftet wurde auch seine engste Mitarbeiterin, die Juristin Ljubow Sobol.

Tausende in Moskau auf der Straße

Unter den Tausenden Protestierenden waren viele junge Leute und Angehörige der Mittelschicht. Anders als bei nicht genehmigten Kundgebungen in der Vergangenheit, war der zentrale Puschkin-Platz nicht weiträumig abgesperrt. Aktivisten beklagten eine Drosselung des Internets.

Demonstration in Moskau
Reuters/Evgenia Novozhenina

Reuters-Augenzeugen schätzten die Zahl der Demonstranten im Zentrum der russischen Hauptstadt auf mindestens 10.000. Das Innenministerium bezifferte die Zahl der Versammlungsteilnehmer auf rund 4.000, wie die amtliche Nachrichtenagentur TASS berichtete.

Hunderte Festnahmen im ganzen Land

Nawalnys Anhänger hatten für heute in mehr als 90 russischen Städten zu Protesten aufgerufen. Sie fordern die Freilassung des Oppositionellen, der am Montag in einem umstrittenen Eilverfahren mit 30 Tagen Haft belegt worden war. Nawalny soll gegen Meldeauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen haben, während er sich in Deutschland von einem Giftanschlag erholte. Der 44-Jährige und sein Team sehen das Vorgehen der Justiz als politisch motiviert an.

Polizisten nehmen Demonstranten in Moskau fest
AP/Dmitri Lovetsky

„Putin ist ein Dieb“, riefen die Menschen in Moskau – so wie zuvor auch schon in vielen anderen Städten des Landes, in denen die Protestaktionen aufgrund der Zeitverschiebung mehrere Stunden früher stattfanden als in der Hauptstadt.

Landesweit zählte die Bürgerrechtsorganisation OWD bis zum Nachmittag 369 Festnahmen. Es gab aber auch Berichte von Sicherheitskräften, die nicht eingriffen, sondern die Menschen marschieren ließen. Die russischen Behörden drohen mit hohen Strafen für die Teilnahme an den nicht genehmigten Kundgebungen am Samstag. In den vergangenen Tagen waren bereits zahlreiche Mitstreiter des Oppositionspolitikers festgenommen worden.