Italien ermittelt wegen Impfmissbrauchs

In Italien laufen Ermittlungen um die Anti-Covid-Impfkampagne. Hunderte Dosen Impfstoff seien von Ärzten und Krankenpflegern Angehörigen und Freunden injiziert worden, obwohl diese nicht zu den Kategorien gehörten, die bei den Impfungen Vorrang haben.

Auch Angehörige von Lokalpolitikern seien begünstigt worden, lautet der Verdacht. Die Ermittlungen betreffen mehrere Städte, von Biella im norditalienischen Piemont bis Ragusa auf Sizilien.

In einem Krankenhaus in Palermo wurden 333 der insgesamt 1.121 verabreichten Impfungen unter die Lupe genommen. Vermutet wird, dass nicht nur Gesundheitspersonal und Patienten von Seniorenheimen, sondern auch Lokalpolitiker, Unternehmer und deren Bekannte geimpft worden seien.

Der Leiter eines Impfzentrums in einem Krankenhaus der sizilianischen Stadt Scicli wurde seines Amtes enthoben, nachdem festgestellt wurde, dass er seine Frau, fünf ehemalige Bürgermeister von Kleingemeinden der Gegend und andere Bekannte auf die Impfliste gesetzt hatte.

Lockerung in Lombardei

In einigen Teilen Italiens traten nach leicht sinkenden CoV-Zahlen unterdessen Erleichterungen bei den Beschränkungen in Kraft. Die wirtschaftsstarke Lombardei mit ihren rund zehn Millionen Einwohnern ist keine rote Zone mit strengen Ausgangsverboten mehr, sondern wurde eine Risikostufe herabgesetzt – auf Orange. Viele Geschäfte dürfen dort wieder öffnen.

Die Lombardei fordert von der Regierung in Rom nun eine Entschädigung. Das Gesundheitsministerium habe am 16. Jänner aufgrund veralteter Daten der Infektionszahlen die norditalienische Region als rot eingestuft, sagte der lombardische Präsident Attilio Fontana. Die Tage des unmotivierten Lockdowns hätten der Wirtschaft der Region jedoch schwere finanzielle Schäden verursacht.

Sizilien im Süden und Südtirol im Norden bleiben laut Einschätzung der Regierung in Rom hingegen rote Hochrisikogebiete. Da Südtirol jedoch autonom ist, hat die Einstufung keine direkten Folgen. Die Südtiroler Landesregierung stuft die Region als gelb ein und hält Geschäfte und Gasthäuser seit Wochen offen.