Ärztekammerchef Thomas Skezeres
ORF
Szekeres

Alle Ärzte sollen impfen

Ärztekammer-Chef Thomas Szekeres hat sich in der ORF-„Pressestunde“ dafür ausgesprochen, dass möglichst alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte – unabhängig von Fach und Krankenkasse – gegen das Coronavirus impfen sollen. „So viel wie möglich, so schnell wie möglich“, so Szekeres am Sonntag.

Nur mit dieser hohen Beteiligung könne man eine angemessene Geschwindigkeit beim Impfen erreichen. Als Vorbild nannte er einmal mehr Israel, das bereits mit der Immunisierung der Jugendlichen begonnen hat. Mit hoher Ärztebeteiligung könne man zumindest bei der Geschwindigkeit aufholen. „Das kann uns gelingen“, so der Ärztekammer-Präsident, der unter der Ärzteschaft eine hohe Bereitschaft sieht.

Allerdings braucht es dazu erst die Impfstoffe. Auf die jüngsten Rückschläge bei der Versorgung angesprochen, übte Szekeres verhaltene Kritik an der EU. Diese hätte von Beginn an mehr Impfstoff bestellen können, was allerdings nicht geschehen sei. Nun müsse man sich eben „nach der Decke strecken“. Sollte AstraZeneca – wie in den vergangenen Tagen berichtet – nach Biontech und Pfizer nun auch noch weniger Impfstoff liefern können, wäre das freilich ein weiterer Rückschlag.

Heikle Frage um AstraZeneca

Das gelte auch für die kolportierte Möglichkeit, dass der AstraZeneca-Impfstoff nicht für Ältere zugelassen wird, weil zu wenig über 65-jährige Menschen in die für die Zulassung benötigten Studien eingebunden wurden. Laut Szekeres könnte man diesbezüglich nicht viel mehr machen, als auf die Zulassung zu warten. Diese wird für Freitag erwartet. Er habe dabei „vollstes Vertrauen“ in die Europäische Arzneimittelagentur (EMA).

Die österreichische Impfstrategie

Ärztekammer-Chef Thomas Szekeres zur österreichischen Impfstrategie und ihrer Durchführbarkeit.

Der Ärztekammer-Chef bestätigte allerdings, dass eine derart beschränkte Zulassung von AstraZenecas Impfstoff den aktuellen Impfplan in Österreich stark beeinflussen würde. Dieser baut auf gewisse Liefermengen und sieht vor, dass der Impfstoff von AstraZeneca für Ältere zugelassen ist und niedergelassene Ärzte und Ärztinnen diesen verimpfen können. Der Impfstoff war als für den niedergelassenen Bereich besonders geeignet gesehen worden, weil er sich einfacher handhaben lässt als der Impfstoff von Biontech und Pfizer. Dieser braucht eine spezielle Kühlung und ist beim Transport sensibler.

Sonst „Jüngere schneller impfen“

Allerdings zeigte sich Szekeres auch zuversichtlich, dass sich im Notfall auch eine Impfung des Biontech-Pfizer-Impfstoffes im niedergelassenen Bereich organisieren lasse. Und: Wenn AstraZeneca „nur für Jüngere zugelassen wird, muss man Jüngere schneller impfen“. Laut dem Ärztekammer-Chef werden die Rahmenbedingungen für Impfungen bei niedergelassenen Ärzten in den kommenden Wochen finalisiert.

Fahrplan für niedergelassene Ärzte

Ärztekammer-Chef Thomas Szekeres schildert zu den Rahmenbedingungen für Impfungen im niedergelassenen Bereich.

Er betonte, dass der Impfstoff „sehr gut verträglich“ sei. Wichtig sei es jedenfalls, dass zwei Dosen im Abstand von etwa drei Wochen verimpft würden. Daher sei es sinnvoll, dass bei jeder Impfung die zweite Dosis zurückgehalten werde, wie es derzeit etwa in Wien geschieht. Sobald man mehr zur Lieferung von Impfstoffen und den Zulassungen wisse, werde es auch mehr Information für die Bevölkerung geben. Er verwies auf Wien und Niederösterreich, wo man sich bereits auf eine Warteliste setzen lassen könne.

Die Ausgliederung der Impforganisation an die Bundesländer verteidigte Szekeres: Das Gesundheitsministerium sei für den zentralen Einkauf zuständig, die Kapazitäten hätten nicht gereicht, um auch die Impfung an sich noch zu organisieren. Er lobte weiters den digitalen Impfpass, der „in kürzester Zeit“ ausgerollt worden sei und gut funktioniere. Bezüglich des Stundenhonorars für Ärzte bei Impfungen gab er an, das Stundenhonorar liege bei 150 Euro brutto in Impfstraßen, bei zwei Teil-Einzelimpfungen bei 45 Euro.

Rasche Impfung für Politiker gefordert

Zudem sprach er sich für die rasche Impfung von Spitzenpolitikern aus. Bereits nach der Immunisierung von Kranken und über 80-Jährigen sollte man die Mitglieder der Bundesregierung, der Landesregierungen und den Bundespräsidenten impfen. Das sei aufgrund der Vorbildwirkung, der hohen Zahl an Kontakten und der Verantwortung der Politiker und Politikerinnen „sinnvoll“. Zur Debatte über die frühzeitigen Impfungen von Bürgermeistern sagte Szekeres, diese sei dann gerechtfertigt, wenn sie regelmäßig in Heimen oder mit Risikogruppen zu tun hätten. Sollten sie die Impfung aber als Privileg empfangen, wäre das zu verurteilen.

Impfplan für die Politik

Ärztekammer-Chef Thomas Szekeres fordert rasche Impfungen für die Spitzenpolitik

Grundsätzlich seien die Impfung, aber auch die kontinuierliche Entwicklung und Entdeckung von wirksamen Medikamenten der Weg aus der Pandemie. Der Ärztekammer-Präsident warnte allerdings davor, nun zu wenig Vorsicht walten zu lassen. Gerade die vor Kurzem aufgetauchten Mutationen würden die ab Montag verschärften Regeln rechtfertigen. Auf die Lage in den Skigebieten angesprochen, plädierte er für ein Zusperren, sollten die Zahlen weiterhin steigen.

Auch in der Schule müsse man trotz aller Herausforderungen für Eltern und Kinder weiterhin Vorsicht walten lassen. Regelmäßige flächendeckende Tests seien hier ein guter Weg: „Je mehr wir testen, desto mehr erkennen wir Ansteckungen“. Als Zielvorgabe sieht Szekeres die Notwendigkeit, dass die Zahlen stark unter 1.000 Neuinfektionen pro Tag fallen sollten. Es mache „niemandem Spaß, im Lockdown zu sein“. Die Alternative seien allerdings ungebremst explodierende Neuinfektionen, wie man sie etwa in Großbritannien beobachten könne.