Wieder Krawalle in Niederlanden: 151 Festnahmen

Die Niederlande haben gestern Abend erneut schwere Ausschreitungen infolge der aus dem Ruder gelaufenen Proteste gegen die CoV-Ausgangssperre erlebt. Hunderte gewaltbereite Jugendliche randalierten nach Polizeiangaben in mehreren Städten und griffen die Polizei an.

Die Menschen hatten sich kurz vor Beginn der Ausgangssperre wegen der Coronavirus-Pandemie in Stadtzentren versammelt. In großen Gruppen zogen sie plündernd und randalierend durch die Straßen. Unruhen wurden aus etwa zehn Städten gemeldet, darunter Amsterdam, Den Haag und Rotterdam. Mehr als 151 Personen wurden nach Angaben der Polizei festgenommen.

Ein Mitarbeiter kehrt in einem schwer beschädigten Fast-Food-Lokal in Rotterdam auf
AP/Peter Dejong

„Schamlose Diebe“

Randalierer zogen durch verschiedene Städte, schlugen Fensterscheiben ein und plünderten Geschäfte. Bushaltestellen wurden demoliert, Feuer gelegt und Polizisten mit Feuerwerk und Steinen angegriffen.

Auch Journalisten und Kamerateams waren nach Medienberichten Opfer von Gewalt. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. In Brabant und ’s-Hertogenbosch versuchten Randalierer nach Medienberichten auch, in Krankenhäuser einzudringen. Die Polizei habe die Zugänge weiträumig abgeriegelt.

„Schamlose Diebe“, klagte Rotterdams Bürgermeister Ahmed Aboutaleb. Der Sozialpsychologe Bert Klandermans von der Freien Universität Amsterdam (VU) sagte, er sei nicht überrascht. Frust habe sich in den vergangenen Monaten in der Bevölkerung aufgestaut und sich nun mit Beginn weiterer Einschränkungen entladen, sagte Klandermans im APA-Gespräch. „Was aber wirklich schockierend ist, ist die hohe Gewaltbereitschaft.“

Schlimmste Krawalle seit 40 Jahren

Gegen Mitternacht hatte die Polizei die Lage weitgehend unter Kontrolle, wie Polizeichef Willem Woelders im TV-Sender NOS sagte. „Wir stellen fest, dass es im größten Teil der Niederlande wieder ruhig ist.“ Die Polizei forderte über Twitter Bürgerinnen und Bürger auf, eventuelle Videoaufnahmen von den Ereignissen einzusenden, um die Ermittlungen zu erleichtern.

Anlass der Unruhen sind die von der Regierung verhängten verschärften CoV-Maßnahmen und eine seit Samstag geltende Ausgangssperre. Doch Polizei und Bürgermeister der betroffenen Städte gehen davon aus, dass sich verschiedene Gruppen an den Krawallen beteiligen – darunter CoV-Leugner, Fußball-Hooligans und Neonazis. Sonntagnacht hatten schwere Unruhen in etwa zehn Städten das Land erschüttert. Die Polizei hatte von den schlimmsten Krawallen seit 40 Jahren gesprochen.