Die Menschen hatten sich kurz vor Beginn der Ausgangssperre wegen der CoV-Pandemie in Stadtzentren versammelt. In großen Gruppen zogen sie plündernd und randalierend durch die Straßen. Unruhen wurden aus etwa zehn Städten gemeldet – darunter Amsterdam, Den Haag und Rotterdam. Die Polizei nahm 184 Personen fest, davon je etwa 50 in Rotterdam und ’s-Hertogenbosch, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. In Rotterdam wurden mindestens zehn Polizisten verletzt, sagte der Rotterdamer Polizeichef Fred Westerbeeke im niederländischen Radio. Krankenwagen im Noteinsatz seien behindert worden.
In den verschiedenen Städten schlugen die Randalierer Fensterscheiben ein und plünderten Geschäfte. Bushaltestellen wurden demoliert, Feuer gelegt und Polizisten mit Feuerwerk und Steinen angegriffen. Auch Journalisten und Kamerateams waren laut Medienberichten Opfer von Gewalt. Die Polizei forderte inzwischen über Twitter Bürger auf, eventuelle Videoaufnahmen von den Ereignissen einzusenden, um die Ermittlungen zu erleichtern.

Zerstörungen und Plünderungen in Rotterdam
In Rotterdam wurden Polizisten laut Berichten des TV-Senders NOS von rund 100 Randalierern mit Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen. Die mobile Einheit der Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. „Schamlose Diebe“, klagte Rotterdams Bürgermeister Ahmed Aboutaleb über den Mob. In seiner Stadt waren unter anderem auch Geschäfte zerstört und geplündert worden.
„Wir konnten noch keine Bestandsaufnahme machen, aber es ist trotzdem eine traurige Bilanz“, wurde er von der Zeitung „De Telegraaf“ zitiert. In ’s-Hertogenbosch waren die Ereignisse nach einem Bericht eines Reporters von NOS „gehörig aus dem Ruder gelaufen“. Nach einem Feuerwerk sei eine sehr große Gruppe von Randalierern in die Stadt gezogen. „Auf der gesamten Strecke wurden Plünderungen begangen, Feuer gelegt, Autos zerstört, Geschäfte geplündert.“

Auch Hooligans und Neonazis in Gruppen
In Brabant und ’s-Hertogenbosch versuchten Randalierer nach Medienberichten auch, in Krankenhäuser einzudringen. Die Polizei habe die Zugänge weiträumig abgeriegelt. Krankenwagen mussten in andere Kliniken ausweichen."Das war beängstigend für die Mitarbeiter", sagte Krankenhausdirektor Piet-Hein Buiting in ’s-Hertogenbosch dem regionalen Radio. Gegen Mitternacht hatte die Polizei die Lage weitgehend unter Kontrolle, wie Polizeichef Willem Woelders im TV-Sender NOS sagte. „Wir stellen fest, dass es im größten Teil der Niederlande wieder ruhig ist.“
Anlass der Unruhen sind die von der Regierung verhängten verschärften CoV-Maßnahmen und eine Ausgangssperre. Doch Polizei und Bürgermeister der betroffenen Städte gehen davon aus, dass sich verschiedene Gruppen an den Krawallen beteiligen – darunter CoV-Leugner, Fußball-Hooligans und Neonazis.

Sonntagnacht „schwerste Krawalle seit 40 Jahren“
Bereits Sonntagnacht hatten schwere Unruhen in etwa zehn Städten das Land erschüttert. Die Polizei hatte von den schlimmsten Krawallen seit 40 Jahren gesprochen. Polizei und Bürgermeister hatten zuvor bereits vor weiteren Unruhen gewarnt, nachdem mehrere Aufrufe in Sozialen Netzwerken erschienen waren. Erste Krawalle hatte es bereits am Samstag gegeben. Die Ausschreitungen hatten am Sonntagnachmittag in Amsterdam und Eindhoven begonnen. Demonstranten hatten Polizisten mit Feuerwerk und Steinen angegriffen. Mit Wasserwerfern und Tränengas hatte die Polizei zuvor verbotene Demonstrationen aufgelöst.
Schwere Krawalle in Niederlanden
In mehreren niederländischen Städten sind Proteste gegen die CoV-Ausgangssperre aus dem Ruder gelaufen. Hunderte gewaltbereite Jugendliche randalierten nach Polizeiangaben in mehreren Städten und griffen auch die Polizei an.
Am Abend kurz vor Beginn der Ausgangssperre um 21.OO Uhr hatten sich die Unruhen dann auf andere Städte im ganzen Land ausgeweitet. In Amsterdam setzte die Polizei Wasserwerfer und Hunde gegen die rund 1.500 Demonstranten ein, die sich in der Nähe des Van-Gogh-Museums versammelt hatten.
Hooligans „aus allen Ecken des Landes“
In Eindhoven trieb die Polizei Hunderte Demonstranten mit Tränengas auseinander, wie der Regionalsender Omroep Brabant berichtete. Mehrere Fahrzeuge seien in Brand gesteckt und Geschäfte auf dem Hauptbahnhof geplündert worden. Polizisten wurden mit Steinen und Feuerwerk angegriffen. Autos wurden in Brand gesteckt, Gebäude demoliert. „Hooligans kamen aus allen Ecken des Landes, sie hatten sich über Social Media verabredet“, sagte der Bürgermeister von Eindhoven, John Jorritsma. „Wenn man auf diese Weise das Land in Brand steckt, dann ähnelt das einem Bürgerkrieg.“
In Enschede wurde ein Krankenhaus mit Steinen beworfen – große Schäden blieben aus, wie das Krankenhaus mitteilte. Auch Journalisten wurden angegriffen. Die Polizei nahm eine unbekannte Anzahl Personen fest. Große Unruhen wurden unter anderem aus Tilburg, Stein, Roermond, Den Haag und Apeldoorn gemeldet. Erst gegen Mitternacht hatte die Polizei die Lage unter Kontrolle.
Rutte verurteilt Krawalle scharf
Am Samstagabend war in den Niederlanden erstmals seit Beginn der Pandemie landesweit eine Ausgangssperre in Kraft getreten. Die Bürger müssen von 21.00 bis 4.30 Uhr in ihren Wohnungen bleiben. Verstöße werden mit Geldstrafen von 95 Euro geahndet. Der niederländische Premier Mark Rutte verurteilte die Gewalt scharf. „Das ist absolut unzulässig, das hat nichts zu tun mit Protesten, sondern ist kriminelle Gewalt“, und als solche werde man sie auch behandeln, sagte Rutte am Montag in Den Haag. Der konservative Politiker verteidigte die nächtliche Ausgangssperre als Mittel gegen die Pandemie.
Mitte Jänner hatte die Regierung in Den Haag bereits den Lockdown bis zum 9. Februar verlängert. Schulen, Restaurants und die meisten Geschäfte sind geschlossen. Zudem darf sich nicht mehr als ein Gast bei einem anderen Haushalt aufhalten. Ausnahmen gelten für Menschen, die sich zur Arbeit begeben müssen, für Beerdigungen und das Ausführen von Hunden.
Belgien befürchtet Überschwappen der Proteste
Nach den schweren Ausschreitungen herrscht im Nachbarland Belgien die Sorge, die Proteste könnten auf das eigene Land überschwappen. In Sozialen Netzwerken würden mehrere Aufrufe zu Demonstrationen am Samstag in den grenznahen Städten Maasmechelen, Sint-Niklaas und Turnhout geteilt, berichtete die flämische Tageszeitung „De Standaard“ am Dienstag. Sein Telefon klingle seit Montagnachmittag, weil viele Menschen den Aufruf gesehen hätten, sagte der Bürgermeister von Turnhout, Paul Van Miert. Die Polizei versuche herauszufinden, wer hinter dem Aufruf stecke.
Auch in Maasmechelen wurden einem Polizeisprecher zufolge Ermittlungen eingeleitet. Dort ermitteln die Behörden bereits, weil am Montagabend ein junger Mann einen Molotowcocktail auf das Haus des ehemaligen Bürgermeisters geworfen hatte, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete. Die Tat wurde in Verbindung mit möglichen Protesten gegen die CoV-Maßnahmen gestellt. In den Regionen Belgiens gelten seit Monaten unter anderem nächtliche Ausgangsbeschränkungen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Bisher hat es in dem Königreich keine größeren Proteste dagegen gegeben.