Auskunftsperson Johannes V. beim Ibiza Untersuchungsausschuss
ORF.at/Lukas Krummholz
U-Ausschuss

Dimension des „Ibiza-Videos“ „nicht bewusst“

Bei einem Treffen im August 2017 hat der damalige SPÖ-Wahlkampfleiter Johannes V. das „Ibiza-Video“ angeboten bekommen – die Dimension des Materials sei ihm damals nicht bewusst gewesen, sagte V. Ende Jänner im „Ibiza“-U-Ausschuss. Auf dem „Wiener Parkett“ gebe es viele „G’schichtln“, so V., erst später sei die Bombe geplatzt.

Das Treffen mit Anwalt M. im August 2017, den er aus der Volksschule kenne, sei zufällig entstanden. Man sei sich davor in einem Cafe über den Weg gelaufen und habe sich dann einen Termin ausgemacht. Beim zweiten, rund halbstündigen, Termin habe man nicht über Preise gesprochen, er habe auch das Video nicht beschrieben bekommen. M. habe nur erzählt, dass es belastendes Material über den damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und den damaligen FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus gebe.

Es sei ein vorsichtiges Herantasten zwischen ihm und dem Anwalt gewesen, das skizzierte Bildmaterial sei für ihn nichts Großartiges gewesen, daher habe er auch nicht angebissen – und das habe er wohl auch seinem Gegenüber vermittelt. Es habe immer viele Gerüchte rund um Strache gegeben. Er habe dem damaligen SPÖ-Chef Christian Kern nichts über das Treffen erzählt, auch nicht dem damaligen SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda.

Auskunftsperson Johannes V. beim Ibiza Untersuchungsausschuss
ORF.at/Lukas Krummholz
Die Befragung von V. war relativ schnell zu Ende

„Philosophische“ Probleme mit Silberstein

ÖVP-Mandatar Friedrich Ofenauer wollte nicht an Zufälligkeit des Treffens mit M. glauben. Dass V. die Bedeutung des Angebots nicht erfasst habe, sondern das als nicht besonders interessant abtat, konnte Ofenauer nicht nachvollziehen. V. sagte dazu, dass das aber damals sein Eindruck gewesen sei – mit dem heutigen Wissen hätte er das damals freilich anders eingeschätzt.

Er habe zu dem Zeitpunkt ganz andere Sorgen gehabt, SPÖ-Berater Tal Silberstein sei gerade festgenommen worden, es sei ein „verrückter Sommer gewesen“. V. gab an, mit Silberstein zum Schluss „philosophische Probleme“ gehabt zu haben. Silberstein habe ihm versichert, dass die SPÖ nichts mit den Facebook-Seiten gegen die ÖVP zu tun haben. Das habe sich ja dann als falsch erwiesen.

Ausschusslokal beim Ibiza Untersuchungsausschuss
ORF.at/Lukas Krummholz
Der Ausschuss wollte vor allem etwas über die Verbreitung des Videos erfahren

Video erst später erwähnt

Es gebe auf dem Wiener Parkett so viele „G’schichtln“, so V., gerade in Wahlkampfzeiten gebe es auch viel „Gedöns“, man müsse da etwas Distanz wahren. Bei der Veröffentlichung des Videos im Mai 2019, als er das Video dann auch das erste Mal gesehen habe, da sei die Bombe geplatzt. „Da ist mir bewusst geworden, das ist eine andere Dimension.“

Erzählt von dem Gespräch habe er seiner Frau, so V. auf eine Frage von David Stögmüller (Grüne), es habe auch kein direktes Offert von M. gegeben. Der Termin mit M., gerade in der stressigen Wahlkampfzeit, sei auch eher aufgrund der gemeinsamen Vergangenheit entstanden, man habe auch zuerst über Kinder und Familie geredet, erst am Schluss sei das belastende Material thematisiert worden.