Gespannte Stimmung nach Krawallen in Niederlanden

Nach den schweren Krawallen der vergangenen Tage ist es gestern Abend in den Niederlanden zunächst weitgehend ruhig geblieben. Zum Beginn der Ausgangssperre um 21.00 Uhr registrierte die Polizei nur vereinzelt kleine Zusammenstöße mit Randalierern. In Rotterdam wurden 17 Menschen vorsorglich festgenommen, auch aus Breda wurden Festnahmen gemeldet. In Amsterdam versammelte sich im Westen nach Angaben der Polizei eine große Gruppe junger Männer. Die Lage sei wie auch in Hilversum angespannt, meldete die Polizei.

Fritz (ORF) zu den Ausschreitungen in den Niederlanden

ORF-Korrespondent Peter Fritz berichtet aus Rotterdam über die Situation und über die Gründe für die Eskalation der Proteste.

In den zwei Nächten zuvor hatte es schwere Krawalle in zahlreichen Städten gegeben. Auslöser der Unruhen war die Ausgangssperre, die als bisher schwerste Coronavirus-Maßnahme am Samstag erstmals in Kraft getreten war. Hunderte junger Menschen waren daraufhin plündernd und randalierend durch die Straßen gelaufen und hatten Polizisten mit Feuerwerk und Steinen angegriffen.

Patrouillen und Barrikaden

Städte und Polizei bereiteten sich nun auf mögliche Unruhen vor. Bürgermeister erließen Notmaßnahmen und schränkten den Aufenthalt in den Zentren stark ein. Schaufenster waren mit Sperrholz verbarrikadiert. Die Polizei patrouillierte.

Heftige Krawalle erschüttern Niederlande

Gleich in mehreren niederländischen Städten sorgen die strengen Coronavirus-Maßnahmen für besonders heftige Proteste. Es gibt sogar Straßenkämpfe und Plünderungen.

Der Rotterdamer Bürgermeister Ahmed Aboutaleb stellte über Twitter die Randalierer zur Rede: „Und? Aufgewacht? … Ist das ein gutes Gefühl, seine Stadt kaputtgemacht zu haben? … Bist Du zufrieden?“ Aboutaleb steht bei der Aufnahme mitten auf der Einkaufsstraße im Süden der Stadt, die zuvor Schauplatz der Gewalt gewesen war. „Und fühlt sich das gut an, aufzuwachen mit einer Tasche voll gestohlener Sachen neben sich?“ Er richtete sich auch an die Eltern: „Haben Sie gestern Ihren Sohn nicht vermisst?“ Das Video wurde innerhalb weniger Stunden schon mehr als 200.000-mal angeklickt.