Kritik an Zulassung von russischem Impfstoff in Ungarn

Die zügig erfolgte Notzulassung eines russischen Impfstoffs durch die Arzneimittelbehörde OGyEI hat in Ungarn Bedenken auf den Plan gerufen. Das in der Dokumentation der klinischen Versuche beschriebene Mittel stimme mit dem zur Auslieferung bestimmten Präparat „Sputnik V“ nicht vollständig überein, berichtete die Budapester Tageszeitung „Nepszava“ (Mittwoch-Ausgabe).

Das eher regierungskritische Blatt berief sich auf ungenannte Experten, die die Behörde im Genehmigungsverfahren als externe Gutachter beigezogen hatte. Die Behörde nahm zu den Vorwürfen nicht Stellung. Der rechtsnationale Ministerpräsident Viktor Orban hatte in den vergangenen Tagen die Europäische Union mehrfach dafür kritisiert, dass sie die Anschaffung westlicher Impfstoffe im Namen der Mitgliedsländer schlecht vorbereitet habe und es deshalb zu wenig Impfstoff gebe. Zugleich übte Orban politischen Druck auf die Behörden seines Landes aus, russischen und chinesischen Impfstoffen die Notzulassung zu erteilen.

Am vergangenen Freitag hatte Ungarn als erstes EU-Land mit Russland den Ankauf von zwei Millionen Dosen des Präparats „Sputnik V“ vereinbart. Die ungarische Behörde OGyEI hatte dem Impfstoff zwei Tage zuvor die Notzulassung erteilt. Allerdings muss noch ein zweites Amt, das Zentrum für Nationale Volksgesundheit (NNK), seine Zustimmung geben, damit „Sputnik V“ in Ungarn verabreicht werden kann.