Dutzende Verletzte bei Protesten im Libanon

In der libanesischen Hafenstadt Tripoli hat es gestern den dritten Tag in Folge Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Demonstrierenden gegeben. Hintergrund der Proteste sind weitreichende Ausgangsbeschränkungen wegen der Coronavirus-Pandemie sowie die schlechte Wirtschaftslage. „Wir haben Hunger“, skandierten Menschen, die ohne Mund-Nasen-Schutz auf die Straße gegangen waren.

Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Demonstrierenden in der libanesischen Hafenstadt Tripoli
Reuters/Omar Ibrahim

Augenzeugen berichteten, Demonstranten hätten versucht, ein Regierungsgebäude zu stürmen. Den Berichten zufolge reagierten Sicherheitskräfte mit Tränengas und Warnschüssen in die Luft. Auch Panzer sollen aufgefahren sein. Die Sicherheitskräfte gaben an, dass neun Polizisten und drei Offiziere verletzt worden seien, einer von ihnen befinde sich in einem kritischen Zustand.

Pandemie als Brandbeschleuniger

Das Land am Mittelmeer erlebt eine der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrisen seiner Geschichte. Das libanesische Pfund hat mehr als 80 Prozent seines Wertes zum Dollar verloren. Zugleich liegt die Inflation bei mehr als 100 Prozent. Ein Großteil der Bevölkerung lebt in Armut. Die Coronavirus-Pandemie und die Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut Anfang August haben die Lage weiter verschärft.

Wegen hoher Infektionszahlen hatte die Regierung in Beirut bereits vor rund zwei Wochen einen weitreichenden Lockdown beschlossen. So gilt eine 24-stündige Ausgangssperre. Auch die Supermärkte sind geschlossen. Der Libanon hat weltweit eine der höchsten Zahlen der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.