Ampulle mit Impfstoff von AstraZeneca
Reuters/Russell Cheyne
Empfehlung des Impfgremiums

AstraZeneca für 18- bis 64-Jährige

Das Nationale Impfgremium hat am Sonntagabend einstimmig den Weg zur Verimpfung des AstraZeneca-Vakzins in Österreich freigemacht – mit einer Einschränkung. Für über 65-Jährige gab es keine Empfehlung, weil es in dieser Altersgruppe noch kein ausreichendes Datenmaterial zur Wirksamkeit gibt. Allerdings kann der Impfstoff, wenn es bei der Verwendung der mRNA-Vakzine logistische Probleme gibt, auch Älteren gegeben werden, denn sicher ist er.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) begrüßten in einer Stellungnahme die Empfehlung des Gremiums: „Mit der Zulassung durch die EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur, Anm.) und der Entscheidung des Nationalen Impfgremiums haben wir nun klare Vorgaben für den Impfstoff von AstraZeneca in der Hand und können sehr rasch – möglichst ab dem 7. Februar – mit dem dritten zugelassenen Impfstoff in Österreich starten.“

„Am Montag wird die Entscheidung des Nationalen Impfgremiums mit den Landeshauptleuten diskutiert und der österreichische Impfplan an die neuen Rahmenbedingungen abgestimmt. Dieser wird noch in der ersten Wochenhälfte beschlossen und veröffentlicht.“

Genügend „gute“ Daten für 18- bis 64-Jährige

Das Impfgremium empfahl die Anwendung des AstraZeneca-Impfstoffes in der Altersgruppe der 18- bis 64-Jährigen. „Für diese Altersgruppe liegen genügend gute Daten zur Sicherheit und Effektivität vor, um den Impfstoff als gut wirksam gegen symptomatische Infektion und schwere Erkrankungsfälle (Hospitalisierung, ICU, Tod) für 18- bis 64-Jährige zu empfehlen“, hieß es in einem Papier des Gremiums.

Für die Altersgruppe der 65-Jährigen und darüber sind dem Nationalen Impfgremium zufolge zwar „die immunologischen und Sicherheitsdaten vergleichbar gut wie bei den jüngeren Personen. Aufgrund der kleinen Gruppengröße und der niedrigen Zahl aufgetretener Erkrankungsfälle ist für diese Altersgruppe zum jetzigen Zeitpunkt (!) keine sichere Aussage zur Wirksamkeit möglich“, betonten die Fachleute.

Sie vermuteten aber, „dass beim Vorliegen von weiteren Daten (entsprechende Studien sind derzeit unter anderen in USA und Großbritannien im Laufen) eine uneingeschränkte Empfehlung ausgesprochen werden kann“, hieß es in dem Papier. „Besonders die Daten hinsichtlich Immunogenität lassen eine vergleichbare Wirksamkeit wie bei den jüngeren Probanden erwarten.“

Pensionisten fordern „komplett neuen Impfplan“

Der Pensionistenverband Österreichs (PVÖ) forderte von der Bundesregierung eine rasche Reaktion. „Es muss einen komplett neuen Impfplan geben“, verlangte PVÖ-Präsident Peter Kostelka. Nachdem geklärt sei, dass AstraZeneca für die besonders gefährdete Gruppe der älteren Menschen vorerst nicht eingesetzt werden kann, komme für die Senioren zusätzlich die geplante Verabreichung der Covid-19-Impfung bei Hausärzten nicht infrage, „weil die beiden verbleibenden Impfstoffe Biontech/Pfizer und Moderna eine aufwendige Kühllogistik erfordern, die die Hausärzte schlicht nicht haben“, gab Kostelka in einer Aussendung zu bedenken. Es brauche daher „jetzt raschest mehr Impfdosen von Biontech/Pfizer und Moderna und eine neue Impforganisation“.

Kostelka erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass Bundeskanzler Kurz den älteren Menschen eine Impfung „bis Ende März“ versprochen habe. Er forderte daher von Kurz und Anschober konkrete Antworten auf die Fragen, wo, wann, womit und wie die über 65-Jährigen ihren Impfschutz gegen Covid-19 erhalten werden.

Seniorenbund-Chefin Ingrid Korosec will unterdessen bis zum Vorliegen der Ergebnisse der US-Studie zu AstraZeneca Menschen über 65 Jahren nur mit Impfstoffen versorgen, deren Wirksamkeit in allen Altersgruppen gesichert bestätigt ist. „Diese Vorsicht sind wir der älteren Generation schuldig“, bekräftigte Korosec.

EU: Unternehmen liefert mehr Dosen

AstraZeneca will nach EU-Angaben im ersten Quartal nun doch mehr Impfstoff an die EU liefern als angekündigt. Es kämen neun Millionen Dosen hinzu, es würden also insgesamt 40 Millionen Dosen geliefert, teilte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen Sonntagabend auf Twitter mit. Das ist allerdings noch immer nur die Hälfte der ursprünglich anvisierten Menge von 80 Millionen Dosen.

Von der Leyen schrieb auch, AstraZeneca wolle eine Woche früher mit der Lieferung beginnen als geplant. Die Firma wolle zudem ihre Produktionskapazität in Europa ausbauen. Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sprach von einer guten Nachricht und einem guten Schritt nach vorn. Der Impfstoff ist seit Freitag in der EU zugelassen – anders als in Österreich ohne Altersbeschränkung.