Schultafel, Schwamm und Kreide
ORF.at/Carina Kainz
Details zu Schulöffnung

Tests und Schichtbetrieb vorerst bis Ostern

ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann hat am Dienstag weitere Details zur angekündigten Wiedereröffnung der Schulen bekanntgegeben. So teilte Faßmann mit, dass die neuen Regeln vorerst bis Ostern gelten sollen. Sie sehen unter anderem regelmäßige Tests und für die Oberstufen Schichtbetrieb vor. Die Opposition begrüßte die Schulöffnung und forderte nun eine konsequente Umsetzung der geplanten Sicherheitsmaßnahmen.

Schülerinnen und Schüler aller Schulstufen dürfen mit einer Art von Testpflicht wieder in die Klassen zurückkehren. Volksschulkinder haben an allen fünf Tagen der Woche wieder Unterricht. In den höheren Schulstufen gibt es Schichtbetrieb. Dabei kommt eine Gruppe am Montag und Dienstag in die Schule, die zweite am Mittwoch und Donnerstag. Am Freitag müssen alle zu Hause bleiben. Eine Teilnahme am Präsenzunterricht ist allerdings stets nur mit negativem Selbsttest an der Schule möglich. Es seien mittlerweile 20 Millionen Tests bestellt worden, so Faßmann.

Jeweils am Montag und Mittwoch werden Schülerinnen und Schüler in den Volksschulen künftig unter Aufsicht der Lehrkräfte getestet. Beim ersten Mal können Eltern auf Wunsch mit dabei sein – als Orte kommen dabei etwa ein Freibereich, ein Turn- oder Festsaal infrage. Der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SPÖ) sprach dabei im Ö1-Mittagsjournal von einer Art „Miniteststraße“. Das 48-Stunden-Zeitfenster zwischen den Tests wird am Freitag überschritten – das bringe eine „kleines, erhöhtes Risiko“, so Faßmann. Dieses sei aber kalkulierbar – Volksschulkinder hätten im Vergleich zu Älteren weniger Sozialkontakte außerhalb des Unterrichts.

Lockerung ab 8. Februar

Die Regierung hat nach einer Konferenz mit den Landeshauptleuten bekanntgegeben, dass die Schulen nach den Semesterferien Präsenzunterricht anbieten und der Handel am 8. Februar wieder aufsperren darf.

„Wer nicht möchte, dass sein Kind getestet wird, der lässt es zu Hause, im Homeschooling“, so Faßmann. Die Volksschüler müssen im Schulgebäude grundsätzlich einen Mund-Nasen-Schutz tragen, an ihrem Platz in der Klasse dürfen sie diesen abnehmen.

FFP2-Pflicht für Oberstufen

In der Sekundarstufe 1 (u. a. Mittelschule, AHS-Unterstufe) gibt es einen Schichtbetrieb mit zwei gleich großen Schülergruppen. Am Montag und Dienstag ist die Gruppe A in der Schule, am Mittwoch und Donnerstag die Gruppe B. An den jeweils anderen Tagen sind Arbeitsaufträge zu erledigen, bei Bedarf gibt es dabei Unterstützung durch vom Unterricht freigestellte Lehrkräften (etwa schwangere Lehrerinnen).

Auch hier wird Montag und Mittwoch getestet. Am Freitag steht dann wie bisher Distance-Learning für alle auf dem Programm – also etwa ebenfalls mit Arbeitsaufträgen oder auch mit Videounterricht nach Stundenplan. In der Woche darauf beginnt dann die Gruppe B. Die Unterstufenschüler müssen auch im Unterricht am Platz einen Mund-Nasen-Schutz tragen. An den Oberstufen ist das System genau so. Oberstufenschüler müssen aber statt eines Mund-Nasen-Schutzes eine FFP2-Maske tragen.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP)
APA/Helmut Fohringer
Faßmann gab sich angesichts der Test- und Schichtbetriebmaßnahmen zuversichtlich

Schularbeiten und Turnen finden statt

Schularbeiten und Tests können grundsätzlich abgehalten werden. Auch der Stundenplan bleibt aufrecht – es kann also auch Turnunterricht und Musik stattfinden, allerdings mit den bisherigen Einschränkungen (keine Kontaktsportarten, kein Singen). Im Unterstufenbereich wird es an den Tagen, an denen die Kinder nicht in der Schule sind, wie bisher Betreuung geben. Diese sei bisher nur in geringem Ausmaß in Anspruch genommen worden, so Faßmann.

Lehrkräfte müssen sich laut ihrer Berufsgruppenregelung einmal pro Woche testen lassen. Man strebe aber auch für sie einen zweiten Test an der Schule an, so Faßmann. Getestete Pädagoginnen und Pädagogen dürfen laut derzeitigen Plänen auch weiterhin mit Mund-Nasen-Schutz unterrichten, ungetestete brauchen eine FFP2-Maske.

Man öffne die Schulen mit einem Sicherheitskonzept und „mit größter Vorsicht“, betonte Faßmann. „Wir holen den Präsenzunterricht zurück, aber nicht mit Hurra und Blauäugigkeit.“ Die Infektionszahlen seien nicht dort, wo sie sein sollten, auch die Mutationen wären nicht zu unterschätzen. „Wir wollen vermeiden, dass wir die Schulen nach zwei bis drei Wochen wieder sperren müssen.“

Kein Normalbetrieb an Unis

Die Kindergärten wechseln in den Normalbetrieb. Das Ministerium wolle die Länder bei der Beschaffung von Tests für die Elementarpädagoginnen unterstützen. Für die Universitäten geht Faßmann von einer Fortsetzung des Hybridbetriebs im Sommersemester aus. „Die Unis haben vielleicht den Vorteil, dass sie unter der Wahrnehmung segeln. Aber sie segeln gut“, so Faßmann. Der Prüfungsbetrieb laufe, und man habe sogar mehr prüfungsaktive Studierende als zuvor. Große Lehrveranstaltungen mit etwa „800 Studierenden im Audimax“ werden aber noch länger nicht stattfinden, so Faßmann. Die Vorsitzende der Österreichischen Hochschüler_innenschaft (ÖH), Sabine Hanger, forderte ein Testkonzept auch für die Hochschulen.

Eltern und Lehrer haben auf den Plan, Schüler nach den Semesterferien wieder in die Klassen zurückzuholen, erfreut reagiert. Weniger Einigkeit gibt es bei der konkreten Ausgestaltung. So forderte die Pflichtschul-Elternvertretung Fernunterricht statt des geplanten Selbststudiums. Sie pocht außerdem auf Betreuung für die Zehn- bis 14-Jährigen an jenen Tagen, an denen sie keinen Präsenzunterricht haben.

Für den obersten Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) birgt die Rückkehr in den Präsenzunterricht zwar u. a. wegen der schwer einschätzbaren Auswirkungen der Virusmutationen ein gewisses Risiko, angesichts der neuen Teststrategie könne man dieses aber eingehen. Wichtig sei für einen sicheren Schulbetrieb, dass die Testlogistik auch wirklich funktioniert. Auch an den AHS und BHS werden Rückkehr in die Schulen, Teststrategie und FFP2-Maskenpflicht an den Oberstufen begrüßt, wie AHS-Direktorensprecherin Isabella Zins betonte.

„Einzige Möglichkeit“

Die Opposition begrüßte die Schulöffnung. Diese sei angesichts der Situation „die einzige Möglichkeit“, so SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid. Wichtig sei nun, dass die angekündigten Maßnahmen konsequent und flächendeckend umgesetzt würden. Zudem gebe es noch einige Details zu klären, etwa wie der Distance-Learning-Freitag in Familien mit betreuungspflichtigen Kindern zwischen zehn und 14 gehandhabt werde. Mit den weiteren Öffnungen würden an diesem Tag viele Eltern wieder in den Berufsalltag zurückkehren, hier brauche es einen Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner nannte die Öffnung der Schulen „richtig und notwendig“. Wichtig sei, dass die Tests an allen Schulen in ganz Österreich funktionieren.

NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre wiederum forderte in einer Aussendung, dass Testergebnisse ihre Gültigkeit auch außerhalb des Schulgebäudes nicht verlieren: Wer am Montag in der Schule negativ getestet werde, solle am Nachmittag auch zum Friseur gehen können. Seitens NEOS begrüßte auch der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr die Öffnungsschritte. Es gebe nun endlich Klarheit und für die Kinder „die Möglichkeit auf Bildung sowie dringend notwendige soziale Kontakte“. Auch der Schichtbetrieb sei eine Lösung, die er unter den gegebenen Umständen unterstütze.

FPÖ sieht Testzwang

Bereits am Montag kritisierte die FPÖ mit dem Verweis auf falsch-positive Tests einen „Testzwang“: Bildungssprecher Hermann Brückl sah einen Anschlag auf die allgemeine Schulpflicht. Die derzeitigen Infektionszahlen würden diese Maßnahme nicht einmal ansatzweise rechtfertigen, stattdessen würden damit die Infektionszahlen in die Höhe gedrückt.

Auch Frauen- und Familienministerin Susanne Raab zeigte sich über die Öffnung erleichtert. Diese seien eine wesentliche Erleichterung für die mehrfach belasteten Eltern, aber auch die Kinder selbst. „Wichtig ist allerdings, dass sich alle an die heute von Bildungsminister Heinz Faßmann präsentierten Regeln für einen möglichst sicheren Unterricht halten“, so Raab.