Mikrobiologe Wagner: „Hohes Risiko“ durch Öffnung

Mit den für kommenden Montag angekündigten Öffnungsschritten an Schulen oder im Handel gehe man angesichts der unklaren Verbreitungslage der ansteckenderen CoV-Varianten „ein hohes Risiko“ ein, sagte der Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien im Gespräch mit der APA. Der Initiator der CoV-Monitoringstudie an Schulen sieht die dort vorgesehene „Testpflicht“ positiv. Wie gut die verwendeten „Nasenbohrertests“ asymptomatisch Infizierte identifizieren, sei fraglich.

„Sehr wahrscheinlich, dass Zahlen wieder ansteigen“

Die mit dem bisherigen Lockdown erzielte Stabilisierung der Fallzahlen sei die eine Seite der Medaille. Mit diesem aktuellen Infektionsgeschehen sei es aber „sehr wahrscheinlich, dass die Zahlen wieder ansteigen“, wenn Öffnungsschritte gesetzt werden.

Aufgrund der höheren Infektiosität der Virenvarianten könne dieser Anstieg auch recht schnell vonstattengehen, so Wagners Einschätzung: „Die Frage ist, ob die zusätzlich getroffenen Maßnahmen ausreichen, um diese Beschleunigung zu kompensieren.“ Die angespannte Situation in Portugal zeige, wie schnell das mitunter gehen kann.

Aus rein epidemiologischer Sicht wäre es für den Mikrobiologen besser gewesen, wenn zuerst das gesetzte Ziel der 7-Tage-Inzidenz um die 50 erreicht worden wäre, bevor mit Öffnungen begonnen wird. Dem stünden aber mit der wirtschaftlichen und psychologischen Situation auch ganz klare und nachvollziehbare andere Argumente gegenüber. „Das kann ich aber epidemiologisch nicht bewerten“, betonte Wagner.

Warnung vor falscher Sicherheit

Die nunmehrige breite und regelmäßige Verpflichtung zum Testen für die Teilnahme am Präsenzunterricht an Schulen sieht der Wissenschaftler als grundsätzlich „sehr gut“ an. Wie gut die dort verwendeten Verfahren beim Aufspüren von asymptomatischen Infizierten tatsächlich sind, könne aber momentan nicht beantwortet werden.

Er sehe die Gefahr, dass diese Tests mitunter auch infektiöse Kinder und Jugendliche übersehen. Angesichts dieser Frage sollte man auch überlegen, welches Signal etwa bei Eltern ankommt, wenn ihr Kind in der Schule negativ getestet wurde und sich Menschen dann in vielleicht falscher Sicherheit wähnen. Trotzdem mache eine derartige Strategie „bei regelmäßigem Einsatz Sinn“, betonte Wagner, der hier vor allem eine Minimierung des Gesamtrisikos im Schulbereich hervorhebt.