Konjunktureinbruch: Österreich besonders betroffen

Die Coronavirus-Pandemie hat der Euro-Zone 2020 den heftigsten Konjunktureinbruch in ihrer Geschichte eingebrockt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte laut Schätzung des Europäischen Statistikamts Eurostat von gestern um 6,8 Prozent und damit so stark wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1996. Österreich erwischte es vor allem im vierten Quartal schwerer als die meisten anderen Länder.

Im vierten Quartal 2020 sank das BIP im Euro-Raum im Jahresabstand um 5,1 Prozent und in der EU um 4,8 Prozent – in Österreich betrug das Minus gegenüber dem vierten Quartal 2019 sogar überdurchschnittlich hohe 7,8 Prozent. Das war der zweitschlechteste Wert in der gesamten Euro-Zone, hinter Spanien mit einem Wirtschaftsrückgang von 9,1 Prozent.

Selbst Italien schnitt mit einem BIP-Einbruch um 6,6 Prozent noch besser ab als Österreich und rangierte damit an dritter Stelle der Negativbilanz. Wesentlich besser kamen etwa Schweden mit einem Minus von 2,6 Prozent und Deutschland mit minus 3,9 Prozent davon.

Österreich im Quartalsvergleich Schlusslicht

Im Vergleich zum vorangegangenen Quartal verringerte sich das BIP im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2020 im Euro-Raum um 0,7 Prozent. Auch hier fällt Österreich im vierten Quartal 2020 mit einem extrem negativen Ergebnis auf – der Wirtschaftsrückgang betrug 4,3 Prozent, das mit Abstand schlechteste Ergebnis in der gesamten Euro-Zone. Am zweithärtesten, aber immer noch wesentlich weniger stark, hatte es Italiens Wirtschaft erwischt: Wegen des dortigen Lockdowns schrumpfte das BIP zwischen Oktober und Dezember gegenüber dem dritten Quartal 2020 um 2,0 Prozent.

Badelt: Starker Einbruch durch gutes 3. Quartal

WIFO-Chef Christoph Badelt meinte in der ZIB2, die Zahlen seien Schätzungen und mit Vorsicht zu genießen. Den Absturz vom dritten zum vierten Quartal erklärte Badelt damit, dass Österreich vor allem auch durch einen guten Sommertourismus ein gutes Ergebnis erreicht hätte. Von diesem höheren Niveau würde dann der Einbruch eben stärker ausfallen.

WIFO-Leiter Badelt: „Aufschwung wird kommen“

Christoph Badelt, Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO, erwartet einen massiven wirtschaftlichen Aufschwung, wenn das Coronavirus eingedämmt wurde. Der starke wirtschaftliche Einbruch in Österreich im Vergleich zu anderen EU-Staaten ist seiner Meinung nach dadurch zu erklären, dass die Zahlen mit dem vorherigen Quartal verglichen werden. Der Tourismus spielt in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle.

Die Euro-Zone zeigte sich im Coronavirus-Krisenjahr 2020 zugleich anfälliger als die USA, deren BIP um 3,5 Prozent zurückging. Auch noch Ende des vorigen Jahres befand sich die Wirtschaft in dem 19 Staaten umfassenden Euro-Raum im Rückwärtsgang. In der gesamten EU ging das BIP laut Erstschätzung von Eurostat im ersten Coronavirus-Jahr um 6,4 Prozent zurück.