Autor Michael Scharang wird 80

Der österreichische Autor Michael Scharang feiert heute seinen 80. Geburtstag. Sein Werk umfasst Romane, Erzählungen, Essays, Satiren, Polemiken, Hörspiele, Drehbücher und Regiearbeiten. Im Vorjahr erschien der Roman „Aufruhr“, in dem Aufständische die österreichische Regierung ins Exil treiben. „Das Ganze ist schon eine Anleitung zur Praxis“, sagte er damals gegenüber der APA. „Am Anfang kann man es als Komödie lesen. Dann wird es aber ernst.“

Schriftsteller Michael Scharang
APA/Herbert Neubauer

Sein Debüt legte der 1941 in Kapfenberg Geborene, der über Musils Dramen dissertierte, 1969 mit „Verfahren eines Verfahrens“ vor. Es folgten 1970 der Prosaband „Schluß mit dem Erzählen und andere Erzählungen“, 1971 die Essays „Zur Emanzipation der Kunst“ und etliche Hörspiele und Drehbuch- sowie Regiearbeiten. Seiner politischen Haltung – 1973–78 war er Mitglied der KPÖ – entsprachen die Suche nach neuen ästhetischen Grundlagen des Schreibens und der Versuch, zwischen der Realität der Arbeitswelt und der Dichtung schriftstellerisch wie praktisch zu vermitteln.

Eine „österreichische Institution“

Für sein „außerordentlich bedeutendes literarisches Oeuvre“ erhielt Scharang 1995 den Würdigungspreis für Literatur. Kunstminister Rudolf Scholten (SPÖ) bezeichnete den Autor damals als „eine österreichische Institution“ und sagte über diesen: „Wie wenig andere sieht Michael Scharang, dass nach dem Sieg des Kapitalismus, den wir immer mehr als Pyrrhussieg erkennen müssen, kein ideeller Raum für eine gesellschaftskritische Literatur vorhanden ist.“

Analytiker der Machtverhältnisse

Im Roman „Aufruhr“, der ursprünglich „Der Aufstand“ heißen sollte, teilen viele Figuren dieselbe Einschätzung: Die vom Kapitalismus herbeigeführte eklatante Ungleichheit lässt eine radikale Veränderung nahezu unausweichlich erscheinen. „Es geht immer um die Machtverhältnisse“, ist Scharang überzeugt. Er engagierte sich unermüdlich für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen von Autorinnen und Autoren.

Ans Aufhören denkt der Jubilar unterdessen nicht. Als im Vorjahr „Aufruhr“ erschien, saß er bereits an einem neuen Buch. „Ich muss da ein bisschen aufs Tempo drücken“, sagte er. „Aber ein paar Jahre habe ich ja hoffentlich noch.“ Der neue Roman werde „Der Esel“ heißen, sagte er. Die Geschichte beginnt im Februar 1945 – und wartet bereits im ersten Kapitel mit ganz neuen, überraschenden Tönen auf.