Ein junger Mann erhält eine Covid-19-Impfung
AP/Ronald Zak
Impfquote

Deutliche Unterschiede zwischen Ländern

194.287 Personen oder 2,18 Prozent der Bevölkerung haben mit Stand Mittwoch 18.00 Uhr in Österreich die erste Dosis einer Coronavirus-Schutzimpfung erhalten, die auch im E-Impfpass eingetragen worden ist. Die zweite Dosis haben 28.233 Menschen verabreicht bekommen, womit insgesamt 222.520 Impfungen verzeichnet sind. Damit liegt Österreich bei der Impfquote teilweise deutlich hinter den Nachbarländern – und auch innerösterreichisch gibt es große Unterschiede.

Allerdings sind die Zahlen mit ein bisschen Vorsicht zu genießen: Rund 86 Prozent der Impfungen fließen per E-Impfpass in die Statistik ein. Insgesamt sind laut einer Aussendung des Gesundheitsministeriums in Österreich bisher rund 257.000 Schutzimpfungen durchgeführt worden. Mit den 35.000 noch nicht eingetragenen liege die Durchimpfungsrate aktuell somit bei drei Prozent.

Da nur die E-Impfpasszahlen täglich aktualisiert werden, veröffentlicht das Ministerium auch weiter zwei Kennzahlen – die der angeforderten und die der ausgelieferten Impfdosen.

Was die regionale Verteilung betrifft, fällt in Österreich ein durchaus differenziertes Bild auf. In Oberösterreich haben – wiederum nach den erfassten Daten im E-Impfpass – immerhin 2,8 Prozent bzw. 41.872 Personen mit einem gemeldeten Hauptwohnsitz die erste Coronavirus-Impfung erhalten. In Vorarlberg und Kärnten sind es jeweils rund 2,5 Prozent (9.904 bzw. 14.422 Personen) und in der Bundeshauptstadt Wien 2,3 Prozent (45.145 Personen).

Mehrere mögliche Gründe

Dagegen wurden in der Steiermark bisher nur 1,4 Prozent (17.692), in Salzburg 1,6 Prozent (8.913 Personen) und in Tirol 1,7 Prozent (12.826 Personen) der Einwohner mit der ersten Dosis geimpft. Dabei ist Salzburg mit einer 7-Tage-Inzidenz von 182 je 100.000 Einwohner nach wie vor das am stärksten betroffene Bundesland.

Gründe für die Unterschiede kann es mehrere geben: So kann es Differenzen bei der Eingabe in den elektronischen Impfpass geben, die derzeit 14 Prozent der nicht erfassten Impfungen sind ein Durchschnittswert, der in einigen Bundesländern höher liegen kann. Verzerrt wird die Statistik auch von Personen, die in Bundesländern geimpft werden, in denen sie nicht ihren Hauptwohnsitz haben, etwa pendelndes Gesundheitspersonal. Das kann sogar dazu führen, dass in einem Bundesland mehr Geimpfte als ausgelieferte Dosen aufscheinen.

Unterschiedliche Strategien

Ebenfalls eine Rolle spielt die Anzahl der Personen, die für eine Impfung in der ersten Phase vorgesehen sind: Je mehr Menschen in Alters- und Pflegeheimen leben, je mehr Personal es dort und in Krankenhäusern gibt, desto mehr Impfungen finden auch statt. Und schließlich kann es natürlich auch sein, dass Bundesländer unterschiedlich schnell impfen.

Hinweise geben etwa die Zahlen der bestellten und gelieferten Impfdosen der Bundesländer. Doch auch hier gibt es zum Teil unterschiedliche Strategien, wann die Dosen für die Zweitimpfung bestellt, geliefert und verimpft werden. Tatsächlich hat Vorarlberg mit 0,9 Prozent die höchste Rate an Vollimmunisierung mit zwei Dosen, Oberösterreich und die Steiermark sind mit nun 0,1 Prozent hier Schlusslichter.

Andere Länder schon weiter fortgeschritten

Auch die Zahlen anderer Länder müssen nicht ganz genau sein, jedenfalls ist die Impfquote doch leicht höher: In den meisten Nachbarländern liegt nach Daten der Plattform Ourworldindata.org der Anteil der Bevölkerung, der mit zumindest einer Dosis gegen Covid-19 geimpft worden ist, zwischen 2,5 und 3,5 Prozent. In der EU ist Malta mit 5,7 Prozent Spitzenreiter.

„Impfweltmeister“ ist nach wie vor Israel, wo inzwischen 38,1 Prozent der Bevölkerung gegen SARS-CoV-2 geimpft wurden. Auf den Plätzen folgen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) mit 33,5 Prozent, Großbritannien mit 14,8 Prozent, Bahrein mit 10,3 Prozent und die USA mit 8,1 Prozent.

AstraZeneca wird demnächst verimpft

Was den heimischen Impfplan betrifft, wird die erste Tranche des AstraZeneca-Impfstoffs, von dem bis Ende März 780.000 Dosen in Österreich eintreffen und zunächst ausschließlich an Personen unter 65 Jahren verimpft werden sollen, Anfang kommender Woche ankommen. Das teilte das Gesundheitsministerium auf APA-Anfrage mit.

Bis Mitte März sollen damit Beschäftigte in der mobilen Pflege, Gesundheitspersonal mit hohem Expositionsrisiko sowie Menschen mit Behinderung sowie deren Assistenten Impfschutz erhalten. Begründet wird das seitens des Ministeriums vor allem damit, dass der AstraZeneca-Impfstoff leichter lager- und handhabbar ist als die Produkte von Biontech/Pfizer und Moderna. Von letzterem werden im ersten Quartal insgesamt 1,2 Millionen Dosen erwartet.

Phase zwei um zwei Wochen verschoben

Mit der Phase zwei des Impfplans, in welcher vor allem das großflächige Impfen von Personen im Alter von 65 bis 79 Jahren vorgesehen ist, wird nicht wie ursprünglich angedacht Ende Februar, sondern ein bis zwei Wochen später begonnen. Hochrisikopatienten, für die Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Moderna in Betracht kommen, sollen noch in der Phase eins und damit früher mit Impfschutz bedacht werden.

Mit einer Impfung in der Phase zwei dürfen dann Kontaktpersonen von Schwangeren, Gesundheitspersonal auf Nicht-Covid-19-Stationen und 24-Stunden-Betreuer, Personal in Schulen, Kindergärten und Kinderbetreuungseinrichtungen sowie Bedienstete im Strafvollzug, bei der Polizei und beim Bundesheer rechnen.

Nebenwirkungen bisher überschaubar

Vom Start der Impfkampagne am 27. Dezember bis zum vergangenen Freitag wurden bei bis dahin rund 200.000 Impfungen bei 302 Personen in Österreich vermutete Nebenwirkungen gemeldet. Die an das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) berichteten Beschwerden waren überwiegend leicht. Es gab 66 Meldungen zu Kopfweh, 50 zu Übermüdung, und 46 Personen bekamen Fieber. Allergische Reaktionen wurden bisher zehn erfasst.

Zu den zehn häufigsten vermuteten Nebenwirkungen gehörten außerdem Schüttelfrost sowie Schmerzen an der Impfstelle (je 35 Meldungen), Übelkeit (33) und Schwindel (31). 28 Personen berichteten über Schmerzen in Extremitäten, 25 über Ausschläge und 22 über Schwellungen von Lymphknoten. Bei elf Geimpften wurden außerdem Beschwerden an den Gesichtsnerven gemeldet. Bei allen trat das Problem nur vorübergehend auf.

Bei drei Patienten wurde bisher eine vermutete Nebenwirkung als lebensbedrohend gemeldet. Bei einer Person sei der Gesundheitszustand wiederhergestellt worden, zwei weitere sind „noch in Abklärung bzw. konnten keine weitere Information eingeholt werden“, berichtete das BASG. Bei zwölf Patienten war im zeitlichen Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung ein Spitalsaufenthalt erforderlich oder ein solcher wurde verlängert. Acht davon sind bereits wieder genesen, bei vier ist die Abklärung noch nicht abgeschlossen.

Hohe Impfbereitschaft bei Apothekenpersonal

Unterdessen zeigte sich, dass die Impfbereitschaft beim Personal in den heimischen Apotheken offenbar besonders groß ist. Einer internen Umfrage der Apothekerkammer zufolge wollen sich rund 80 Prozent gegen Covid-19 impfen lassen. Die Impfwilligkeit dieser Gruppe liegt damit deutlich über jener von Mitarbeitern in den übrigen Gesundheits- und Pflegeberufen, wo etwas mehr als die Hälfte in einer jüngst veröffentlichten SORA-Umfrage ihre Impfbereitschaft bekundet hat.

Debatte über „Sputnik V“

Seit eine Studie am Dienstag dem russischen Impfstoff „Sputnik V“ eine hohe Wirksamkeit bescheinigt hat, ist das Thema der Verwendung des Impfstoffs in Österreich auf dem Tapet. So hatte FPÖ-Chef Norbert Hofer gefordert, Österreich solle wegen „Sputnik V“ Kontakt zu Russland aufzunehmen.

Aus dem Gesundheitsministerium hieß es dazu, Österreich erhalte im Rahmen des gemeinsamen europäischen Beschaffungsprozesses rund 24,5 Millionen Impfdosen und könne damit seinen Bedarf gut abdecken. Wenn zusätzliche Impfstoffe in der EU eine Zulassung erhalten, werde man deren Einsatz im Rahmen der österreichischen Impfstrategie „natürlich genau prüfen“.

NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker meinte unterdessen, man müsse alles daransetzen, dass so viele Menschen wie möglich geimpft werden. Per Presseaussendung appellierte er an die Bundesregierung, „sich bei der EU dafür einzusetzen, dass die EMA (Europäische Arzneimittelbehörde, Anm.) rasch prüft, ob der russische Impfstoff Sputnik V zugelassen werden kann“.

Kurz: Keine Tabus bei Impfstoff-Zulassung

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) plädierte dafür, dass es bei der Frage der Zulassung von Impfstoffen „keine geopolitischen Tabus“ geben dürfe. „Die EMA sollte natürlich auch die Zulassung von chinesischen Impfstoffen oder des russischen Impfstoffs prüfen“, sobald diese den Antrag gestellt hätten, so Kurz in einer der APA übermittelten Stellungnahme.

„Denn im Kampf gegen die Pandemie ist jeder zusätzliche Impfstoff, der wirksam ist und zugelassen wird, wichtig“, so der Bundeskanzler. Die Erfolge der Unternehmen Biontech und Pfizer sowie Moderna bei der Entwicklung von Impfstoffen seien genauso bedeutsam wie jene von AstraZeneca und von russischen und chinesischen Unternehmen. „Nur gemeinsam durch internationale Zusammenarbeit werden wir diese Pandemie besiegen können“, so Kurz.