Eine Grafik zeigt den Covid-bedingten wirtschaftlichen Rückgang österreichischer Gemeinden
ORF.at, OpenStreetMap
CoV-Folgen

Tourismusgemeinden besonders betroffen

Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sind zwar in ganz Österreich spürbar, lokal gibt es aber zum Teil große Unterschiede. Die ORF-Sendung „Eco“ und das Wirtschaftsforschungsinstitut Economica haben sich die Bruttolokalprodukte aller 2.095 Städte und Gemeinden in Österreich mit Stand November angesehen – und dabei ein großes Ost-West-Gefälle festgestellt.

In fast allen Gemeinden ist die Wirtschaft durch die Pandemie geschrumpft. Die Zahlen zeigen aber ein klares West-Ost-Gefälle. So sind Vorarlberg und Tirol weit stärker betroffen als der Osten Österreichs. Grund dafür ist der starke Fokus auf den Tourismus im Westen.

Das sieht man auch an einzelnen Ausreißern in anderen Bundesländern. So sind etwa in der Steiermark vor allem Thermenorte wie Bad Loipersdorf, Bad Blumau und Bad Waltersdorf besonders stark betroffen – so wie der Skiort Sankt Corona am Wechsel.

Schwieriges viertes Quartal

Mit dem weitgehenden Ausfall des Wintertourismus wird sich dieser Trend wohl auch noch verstärken. Der Stand November ist auch jene Zeit, in der die Wirtschaft besonders unter Druck geriet. Die Coronavirus-Pandemie brockte zwar der gesamten Euro-Zone 2020 den heftigsten Konjunktureinbruch in ihrer Geschichte ein, Österreich erwischte es – auch und vor allem wegen des Wegfalls des Tourismus – im vierten Quartal schwerer als die meisten anderen Länder.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Euro-Zone schrumpfte laut Schätzung des europäischen Statistikamts Eurostat um 6,8 Prozent und damit so stark wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1996.

Einbruch von 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr

Im vierten Quartal 2020 sank das BIP im Euro-Raum im Jahresabstand um 5,1 Prozent und in der EU um 4,8 Prozent – in Österreich betrug das Minus gegenüber dem vierten Quartal 2019 sogar überdurchschnittlich hohe 7,8 Prozent. Das war der zweitschlechteste Wert in der gesamten Euro-Zone, hinter Spanien mit einem Wirtschaftsrückgang von 9,1 Prozent.

Selbst Italien schnitt mit einem BIP-Einbruch um 6,6 Prozent noch besser ab als Österreich und rangierte damit an dritter Stelle der Negativbilanz. Wesentlich besser kamen etwa Schweden mit einem Minus von 2,6 Prozent und Deutschland mit minus 3,9 Prozent davon.

TV-Hinweis:

Das ORF-Wirtschaftsmagazin „Eco“ widmet sich am Donnerstag um 22.30 Uhr in ORF2 der Frage, wie der Tourismus die Krise überleben kann – mehr dazu in tv.ORF.at.

Österreich im Quartalsvergleich Schlusslicht

Im Vergleich zum vorangegangenen Quartal verringerte sich das BIP im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2020 im Euro-Raum um 0,7 Prozent. Auch hier fällt Österreich im vierten Quartal 2020 mit einem extrem negativen Ergebnis auf – der Wirtschaftsrückgang betrug 4,3 Prozent, das mit Abstand schlechteste Ergebnis in der gesamten Euro-Zone. Am zweithärtesten, aber immer noch wesentlich weniger stark, hatte es Italiens Wirtschaft erwischt: Wegen des dortigen Lockdowns schrumpfte das BIP zwischen Oktober und Dezember gegenüber dem dritten Quartal 2020 um 2,0 Prozent.

Badelt: Starker Einbruch durch gutes 3. Quartal

WIFO-Chef Christoph Badelt meinte in der ZIB2, die Zahlen seien Schätzungen und mit Vorsicht zu genießen. Den Absturz vom dritten zum vierten Quartal erklärte Badelt damit, dass Österreich vor allem auch durch einen guten Sommertourismus ein gutes Ergebnis erreicht hätte. Von diesem höheren Niveau würde dann der Einbruch eben stärker ausfallen.

WIFO-Leiter Badelt: „Aufschwung wird kommen“

Christoph Badelt, Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO, erwartet einen massiven wirtschaftlichen Aufschwung, wenn das Coronavirus eingedämmt wurde. Der starke wirtschaftliche Einbruch in Österreich im Vergleich zu anderen EU-Staaten ist seiner Meinung nach dadurch zu erklären, dass die Zahlen mit dem vorherigen Quartal verglichen werden. Der Tourismus spielt in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle.

Die Euro-Zone zeigte sich im Coronavirus-Krisenjahr 2020 zugleich anfälliger als die USA, deren BIP um 3,5 Prozent zurückging. Auch noch Ende des vorigen Jahres befand sich die Wirtschaft in dem 19 Staaten umfassenden Euro-Raum im Rückwärtsgang. In der gesamten EU ging das BIP laut Erstschätzung von Eurostat im ersten Coronavirus-Jahr um 6,4 Prozent zurück.