„Estonia“-Untergang wird erneut untersucht

Estlands Regierung will drei Millionen Euro für neue Untersuchungen an der vor mehr als 26 Jahren gesunkenen Ostseefähre „Estonia“ bereitstellen. Das Geld wird der staatlichen Untersuchungsbehörde zugewiesen, um den Schiffsrumpf auf dem Ostseegrund genauer untersuchen zu können, teilte die Staatskanzlei in Tallinn gestern mit.

Die vor mehr als 26 Jahren gesunkene Ostseefähre „Estonia“ auf einem Archivbild
Reuters

Die Untersuchung des Wracks soll gemeinsam mit Partnerbehörden in Schweden und Finnland erfolgen. Damit soll herausgefunden werden, wie ein großes und lange Zeit unbekanntes Loch im Rumpf entstanden ist, das durch Aufnahmen von Dokumentarfilmern im vergangenen Jahr enthüllt wurde. Regierungschefin Kaja Kallas ging davon aus, dass die Untersuchungen unter Wasser nicht vor dem Sommer beginnen werden. Nötig dafür seien noch Gesetzesänderungen in Schweden und Finnland, sagte sie.

Zugleich dämpfte sie die Erwartungen: „Wir werden definitiv Antworten über die Situation bezüglich des Rumpfes erhalten, aber ich weiß nicht, ob wir für immer die Wahrheit herausfinden werden“, sagte Kallas.

Die „Estonia“ war in der Nacht auf den 28. September 1994 mit 989 Menschen an Bord auf ihrem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste gesunken. Mit 852 Toten gilt der Untergang als die schwerste Schiffskatastrophe in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Weil viele der Toten nicht geborgen werden konnten, steht das Wrack als Ruhestätte unter Schutz und darf nicht aufgesucht werden – das legt der Grabfrieden fest.