Illustration zum Thema Coronavirus-Ampel
APA/Barbara Gindl
Ampelkommission

Wien wieder orange statt rot

Seit 5. November war ganz Österreich auf Rot gestellt, in allen Bezirken und Regionen hat damit drei Monate lang das Infektionsrisiko mit dem Coronavirus als sehr hoch gegolten. Nun springt die Ampel wieder um, wenn auch nur in Wien: Hier zeigt sie Orange.

Zu diesem Schritt hat sich die Ampelkommission am Donnerstag entschlossen, nachdem sie zuvor zwei Wochen lang „aufgrund der unübersichtlichen Lage sowie der noch nicht abschließend bewertbaren Implikationen der Virusmutationen auf die Risikobewertung keine differenzierte Risikoeinschätzung auf Länder- und Bezirksebene“ vorgenommen hatte.

Zur Begründung hieß es, dass Wien nunmehr seit etlichen Wochen die Kriterien dafür angesichts relativ niedriger Fallzahlen erfüllt. Die praktischen Auswirkungen sind null, die Symbolik kommt der Stadtregierung allerdings gelegen.

Abstimmung nur über Länder

Auch diesmal stimmte die Kommission nicht über einzelne Bezirke ab, die somit geschlossen rot bleiben, sondern nur – auf Antrag Wiens – über die Länder. Einhellige Zustimmung, Wien besser zu stellen, gab es nicht, aber immerhin eine Mehrheit. Die türkis-geführten Ministerien für Inneres und Bildung enthielten sich ebenso wie das Kanzleramt. Ebenso hielten es Nieder- und Oberösterreich und die Steiermark, alle ÖVP-regiert.

Die westlichen Bundesländer unterstützten dagegen wie die SPÖ-geführten Länder (Wien, Burgenland, Kärnten) das grüne Gesundheitsministerium und die Experten die Orangeschaltung. Dass die anderen Länder rot blieben, unterstützten alle Länder, nur die Steiermark enthielt sich.

Das Bundesland mit dem Bestwert, was die 7-Tage-Inzidenz angeht, also die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den abgelaufenen sieben Tagen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, ist eigentlich aktuell das Burgenland vor Ober- und Niederösterreich. Bezieht man weitere Risikofaktoren ein (Rückverfolgbarkeit der Übertragungsketten, Testaktivität und Ressourcenauslastung der Spitäler), steht Wien mit 65,6 am besten da – und schon recht nahe am aktuellen Wunschwert der Regierung von 50.

Tirol im Schnitt

Interessant ist ein gesonderter Blick auf Tirol, über dessen Isolierung wegen der sich ausbreitenden, vermutlich infektiöseren und möglicherweise impfresistenteren Variante B.1.351 diskutiert wird. Das Land liegt ziemlich genau in der Mitte des Länderrankings mit einem minimal sinkenden Trend.

Am problematischsten bleibt die Lage in Kärnten und Salzburg, die bei der Inzidenz deutlich über dem Schnitt liegen. Tamsweg im Salzburger Lungau ist trotz sinkender Tendenz weiter klar der Bezirk mit dem schlechtesten Wert (321), gefolgt vom Osttiroler Hauptort Lienz (283). Dahinter folgen Salzburger und Kärntner Bezirke wie Hallein, Spittal an der Drau und Hermagor.

Die Suche nach der Quelle der Infektion scheint mittlerweile besser zu funktionieren. Bis auf Kärnten (38 Prozent) schaffen alle Länder eine Aufklärungsquote von über 50 Prozent. Die meisten asymptomatischen Fälle werden in Wien herausgefiltert. Am wenigsten Positive unter den Getesteten gibt es im Burgenland (0,7 Prozent), am meisten in Salzburg (2,3 Prozent).

In Hinblick auf die kommende Woche anstehenden Lockerungen des Lockdowns, etwa in Schule und Handel, empfiehlt die Kommission den Landeshauptleuten, die Möglichkeit von verschärfenden Maßnahmen, die nicht näher definiert sind, auf Bezirks- bzw. Landesebene zu ergreifen, sofern das epidemiologische Umstände nahelegen. Gerichtet ist die Aufforderung an Länder mit „deutlich erhöhten“ 7-Tage-Inzidenzen oder steigender Fallentwicklung sowie an jene, die ungenügende Überwachungssysteme für neue Virusvarianten etabliert haben.