Impfstoffbehälter mit Dosen des Astra-Zeneca-Impfstoffs
APA/Herbert Neubauer
AstraZeneca-Vakzin

Erste Lieferung in Österreich eingetroffen

In der Nacht auf Samstag ist die erste Lieferung des CoV-Impfstoffes von AstraZeneca in Österreich eingetroffen. Zunächst sind es 36.000 Dosen, kommenden Freitag wird die nächste Lieferung erwartet. Bis Ende März wird mit rund 700.000 Dosen von AstraZeneca gerechnet. Damit werden nun die Impfstoffe dreier Hersteller in Österreich verimpft.

Der AstraZeneca-Impfstoff soll zunächst an Menschen unter 65 Jahre verimpft werden. „Im Februar erfolgen voraussichtlich drei weitere Lieferungen mit jeweils rund 43.000, 106.000 und 155.000 Dosen“, teilte der Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Donnerstag mit.

Insgesamt sollen bis Ostern eine Million Menschen zwei Dosen und damit vollen Schutz erhalten haben. Wie Anschober am Donnerstag avisierte, sollen die zwei Millionen Impfungen mit rund 1,25 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer und Moderna sowie 740.000 Dosen von AstraZeneca erreicht werden. Mit Stand Samstag, 18.00 Uhr, sind 270.267 Impfungen im E-Impfpass erfasst. 297.493 Dosen wurden bis dahin ausgeliefert.

Verzögerte Ankunft wegen Staus

Die erste Lieferung des AstraZeneca-Vakzins war bereits Freitnachmittag bzw. -abend aus Deutschland erwartet worden. Verkehrsprobleme verzögerten aber die Ankunft, um 1.48 Uhr traf der Impfstoff bei Herba Chemosan in Wien-Simmering schließlich ein. „Die Aufteilung (an 16 Standorte in Österreich, Anm.) erfolgte sofort“, sagte Andreas Windischbauer, Vorstandsvorsitzender von Herba Chemosan und Präsident des Verbandes der österreichischen Arzneimittel-Vollgroßhändler (PHAGO), am Samstag.

Generalmajor Andreas Pernsteiner und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) im Rahmen der Ankunft der ersten Tranche mit 36.000 Dosen des Astra Zeneca-Impfstoffs in Wien
APA/Herbert Neubauer
Die Impfdosen kamen verkehrsbedingt etwas verspätet in Österreich an

Er betonte auch, dass das Vakzin von AstraZeneca gegenüber den bereits auf dem Markt befindlichen Produkten Vorteile habe: Transport und Lagerung seien einfacher. Die Lagerung des Vakzins ist – anders als etwa die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna – in normalen Kühlschränken möglich.

Windischbauer hob aber auch hervor, dass die beiden Teilimpfungen mit größerem Abstand stattfinden können. Die zweite Teilimpfung muss erst elf bis zwölf Wochen nach der ersten verabreicht werden. Windischbauer sagte, alle wären glücklich, „wenn wir deutlich mehr Impfdosen hätten – wir könnten auch deutlich mehr ausliefern“.

Studie: Vakzin wirkt auch gegen B.1.1.7

Der Impfstoff habe denselben Zulassungsprozess wie die anderen Vakzine durchlaufen, sagte Sarah Walters, Chefin von AstraZeneca in Österreich. Laut einer Studie der britischen Universität Oxford, die den AstraZeneca-Impfstoff entwickelt hatte, wirkt er auch gegen die zuerst in Großbritannien entdeckte Coronavirus-Variante B.1.1.7 – mehr dazu in science.ORF.at.

Hoffen auf baldige Empfehlung für über 65-Jährige

Walters hofft, dass in den nächsten ein, zwei Monaten genügend Daten vorhanden sind, um auch die derzeit noch fehlende Impfempfehlung für Menschen über 65 zu erreichen. Walters betonte, dass die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) den AstraZeneca-Impfstoff für alle über 18 zugelassen habe. Bisher vorliegende Daten würden jedenfalls implizieren, dass die Wirksamkeit für über 65-Jährige genauso gegeben sei. „Es gibt jeden Tag mehr Daten“, sagte Walters.

Sie zeigte sich auch zuversichtlich, dass das Unternehmen letztlich die vollen bestellten 300 Millionen Dosen an die EU ausliefern kann. Dass dabei auch Produktionskapazitäten außerhalb der EU herangezogen werden, schloss Walters aus. „Das war nicht nur eine Entscheidung von AstraZeneca“, sagte die AstraZeneca-Vertreterin. „Die Lieferwege wurden mit den EU-Staaten gemeinsam beschlossen.“

Dass AstraZeneca seinen Impfstoff auch von anderen Unternehmen produzieren lässt, wie das etwa Biontech/Pfizer mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi vereinbart hat, zieht der britisch-schwedische Konzern dezidiert in Betracht. „Wir haben weltweit über 20 Partner“, mit denen AstraZeneca bezüglich ähnlicher Kooperationen in engem Kontakt stehe, sagte Walters.

Tanner: Heer „ständig im Einsatz“

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) sprach vor Medien die Rolle des Bundesheeres bei der Verteilung des Impfstoffes und der Bewältigung der Krise an. Die Soldaten seien „ständig im Einsatz“, ob bei der Organisation und Umsetzung von Tests, beim Assistenzeinsatz oder bei der Verteilung und Organisation von Impfungen. Der AstraZeneca-Impfstoff werde gemäß dem Impfplan zunächst an Hochrisikopatienten verimpft, betonte Tanner.

Lieferverzögerungen: Kurz schrieb von der Leyen

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte zuvor EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor etwaigen Lieferproblemen von Coronavirus-Impfstoffen gewarnt. Der Impfstoff des Pharmaunternehmens Johnson & Johnson etwa müsse offenbar zum „Befüllen und Fertigstellen in die USA verschickt werden“, hieß es in einem der APA am Freitag vorliegenden Brief. Sollte das ein mögliches Problem darstellen, müsse jetzt eine Lösung gefunden werden, um die europäische Versorgung zu sichern.

„Wir sind dafür, zu überprüfen, ob es innerhalb der EU Kapazitäten gibt“, schreibt der Kanzler nach Angaben seines Büros gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Griechenland (Kyriakos Mitsotakis), Dänemark (Mette Frederiksen) und Tschechien (Andrej Babis) an die EU-Kommissionspräsidentin. Der Impfstoff von Johnson & Johnson könnte ein „aufgrund der einfacheren Lagerung und des einfacheren Transports sowie der Anforderung von nur einer Dosis ein potenzieller Game-Changer“ sein. Die EU hat sich bis zu 400 Millionen Dosen von dem Mittel gesichert. Von der Leyen wies Kritik an der Beschaffung der Impfstoffe zurück.

Die Mitgliedsstaaten der EU hatten sich im Sommer darauf verständigt, die Kommission mit dem Aushandeln von Lieferverträgen mit Herstellern künftiger Impfstoffe zu beauftragen. Bis November schloss die Behörde daraufhin Vereinbarungen mit Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca, Curevac, Johnson & Johnson sowie Sanofi.