Eine Menschenschlange vor einem Geschäft in Wien
APA/Roland Schlager
Handel wieder offen

Keine Massen, aber teils großer Andrang

Nach sechswöchigem CoV-Lockdown haben der Handel und körpernahe Dienstleister wie Friseure, Kosmetiker und Masseure Montag wieder aufgesperrt. Es herrschte am Montagvormittag allerdings kein Ansturm, aber doch teils ein großer Andrang. Besonders gefragt waren offenbar manche Modeketten, die mit hohen Rabatten wieder Kunden und Kundinnen anlocken wollten. Andere Geschäfte waren am Vormittag allerdings nur teilweise gut besucht.

In zahlreichen Gegenden fehlten noch die gesperrte Gastronomie und Hotellerie als Frequenzbringer. Wien größte Einkaufsstraße, die Mariahilfer Straße, war hingegen bereits am Vormittag voll mit Kauffreudigen – Kundenschlangen inklusive. So bildeten sich vor manchen internationalen Mode- und Schuhketten ausgedehnte Warteschlagen. Bereits in der Früh hatten bei einem Geschäft mehr als 100 Personen vor der Filiale auf Einlass gewartet. Bei einigen anderen Händlern mussten Kundinnen und Kunden am Vormittag allerdings nicht auf Einlass warten. Auch in der Kärntner Straße und auf dem Graben in der Wiener Innenstadt waren zahlreiche Menschen auf Shoppingtour. Hier war das Schlangestehen am Vormittag auf wenige Geschäfte begrenzt – mehr dazu in wien.ORF.at.

In Niederösterreich regelrecht gestürmt wurde ein Geschäft für Mode und Wohnaccessoires im SCS Park in Vösendorf (Bezirk Mödling). Hier bildete sich am Vormittag eine mehrere hundert Meter lange Menschenschlange. Im Wiener Neustädter Fischapark verlief der Montag nach Angaben von Center-Manager Christian Stagl „verhalten und unaufgeregt“ – mehr dazu in noe.ORF.at. In Oberösterreich herrschte am Montag viel Leben auf den Straßen rund um die Einkaufszentren und auch in den Geschäften, wie es aus dem Bundesland am Vormittag hieß. Auch die körpernahen Dienstleister, etwa die Friseure, freuten sich aufs Aufsperren – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Menschenschlange vor einem Geschäft in Wien
APA/Roland Schlager
Teils ist Schlangestehen angesagt – wie hier auf der Wiener Mariahilfer Straße vor einem Kaufhaus

Deutlich mehr Kunden im Burgenland

Auch im Burgenland waren am Vormittag keine großen Menschenmassen in den Geschäften unterwegs. Im Lagerhaus in Eisenstadt freute man sich bereits in der Früh über die Rückkehr der Kundschaft. „Nach dieser Zeit, wo jetzt die meisten Mitarbeiter auf Kurzarbeit waren, ist es schon schön, jetzt wieder voll angreifen zu können“, sagte Filialleiter Wilhelm Schwarz. Ein ähnliches Bild zeigte sich im Eisenstädter Einkaufszentrum. Es waren deutlich mehr Menschen unterwegs als zuletzt, aber von Massen war keine Rede – mehr dazu in burgenland.ORF.at. In der Steiermark nützten viele die Wiedereröffnung bei regnerischem Wetter für einen Einkaufsbummel, von einem Ansturm konnte am Vormittag aber keine Rede sein – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Kunden ion einem EInkaufszentrum
APA/Helmut Fohringer
Rabatte sollen den Kaufanreiz steigern

Zurückhaltung in Salzburg

In der Stadt Salzburg war die Handelsöffnung ruhig gestartet. Allerdings gab es Ausnahmen: Von einem „abnormal starken“ Andrang berichtete gegen Mittag etwa ein Mitarbeiter von Intersport Cherny in Salzburg-Bergheim. Offenbar im Fokus der Kunden: Langlaufausrüstung. Im Einkaufszentrum Europark bildeten sich hingegen nur vereinzelt kurze Warteschlangen – vor der Modekette H&M, aber auch vor Modeschmuckgeschäften und Parfümerieketten – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Statt in die Modegeschäfte zog es die Menschen in Tirol eher zu den Friseurinnen und Friseuren – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Volle Parkplätze bei Kärntner Einkaufszentren

In den großen Kärntner Einkaufszentren waren am Montag mehr Leute als sonst zu beobachten. Die Parkplätze vor den großen Kärntner Einkaufszentren waren am ersten Einkaufstag dann auch recht voll. Der Kundenansturm sei teils auf die enormen Rabatte zurückzuführen, so City-Arkaden-Center-Manager Ernst Hofbauer. „Wo wir besonders viele Leute sehen, ist in der Unterhaltungselektronik. Da gibt es anscheinend Nachholbedarf, und natürlich im Textileinzelhandel. Da sieht man, dass viele wieder etwas Neues brauchen oder Ware umtauschen“ – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Friseure meldeten einen guten Andrang in Städten und aufgrund geringerer CoV-Testkapazitäten deutlich weniger Kundentermine am Land.

Kundin in einem Möbelgeschäft
APA/Herbert Neubauer
Im Möbelhandel hofft man auf weitere Umsatzzuwächse

Auch in der Innsbrucker Innenstadt war die Rabattschlacht in vollem Gange. Modegeschäfte lockten mit satten Rabatten und riefen mit auffälligen Schildern oder Fensteraufklebern den ultimativen „Sale“ aus. Der ganz große Ansturm auf den Winterschlussverkauf ließ sich aber nicht feststellen. Vorarlbergs größtes Einkaufszentrum – der Messepark in Dornbirn – war am Montag gut besucht, ein großer Ansturm blieb aber aus. So waren etwa die Parkplätze gut besetzt, freie standen dennoch in mehr als ausreichendem Ausmaß zur Verfügung. Sonst waren in Vorarlberg die Geschäfte nur teilweise gut besucht. Bei vielen Händlern stapelt sich noch die Winterware – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Kritik an Öffnung

Nicht alle halten die Öffnungen für den richtigen Schritt. SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner sieht die Lockerungen angesichts hoher Infektions- und der niedrigen Impfzahlen als „großes Risiko“. Auch die in Bayern regierende CSU kritisierte die Lockerungen der Anti-CoV-Maßnahmen in Österreich. „Österreich und Tschechien gefährden mit ihrer unverantwortlichen Öffnungspolitik unsere Erfolge in Deutschland“, kritisierte CSU-Generalsekretär Markus Blume in der „Bild am Sonntag“. Zuvor hatte bereits Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vor einer „überstürzten Lockerung“ in Österreich gewarnt.

Eine Friseurin bei der Arbeit in Wien
APA/Roland Schlager
Auch die Friseurbetriebe durften wieder aufsperren

Handelsverband: Viele Schnäppchenjäger

Der Handelsverband zeigte sich in einer Aussendung am Nachmittag zufrieden. „Sowohl aus der Bundeshauptstadt Wien als auch aus den Bundesländern melden die Händler und Shoppingcenter-Betreiber einen guten Betrieb, überdurchschnittliche Umsatzzahlen und viele Schnäppchenjäger“, so Gerald Kühberger, Pressesprecher des Handelsverbands, in einer Aussendung. „Einige Bezirkshauptstädte hatten jedoch im Vorfeld noch höhere Frequenzen erwartet. Weniger Andrang verzeichnen die Händler in den Tourismusregionen von Tirol, Vorarlberg und Salzburg, wo sich das Fehlen ausländischer Gäste weiterhin klar in den Geschäftszahlen bemerkbar macht“, hieß es weiter.

Auch Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will zog „eine positive Bilanz“. In Wien und in Ballungszentren in Österreich habe es am Montag eine gute Kundenfrequenz gegeben, sagte Will zur APA. In Bezirksstädten sei die Frequenz verhaltener gewesen und in Tourismusgegenden sei noch wenig los. „Sehr starke Kundennachfrage“ meldeten laut dem Handelsverband die Mode- und Schuhhändler sowie der Elektronik- und Möbelhandel. „Dort war doppelt so viel los wie an einem normalen Montag", sagte Will. Auch gut lief das Geschäft für Buch- und Spielzeughändler. Auffällig ist, dass die Warenkörbe weit größer sind als üblich“, so der Handelsverband-Geschäftsführer. Das liege daran, dass viele Händler Angebote geschnürt hätten, um nach dem Lockdown ihre Winterwaren zu verkaufen und damit ihre Kassen zu füllen.

Wirtschaftskammer: Alles läuft sehr geordnet ab

„Die Öffnung nach dem Lockdown ist gut gelungen“, so auch Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) in einer Aussendung. „Alle sind froh, dass sie wieder aufsperren dürfen. Trotz Rabattaktionen wurden die Geschäfte nicht gestürmt“, so Trefelnik weiter. In vielen Bereichen habe dieser Tag wie ein „normaler“ Montag gewirkt. Schlangen und Anstürme seien größtenteils ausgeblieben. Sowohl die Kunden als auch die Mitarbeiter hielten sich vorbildlich an die Covid-19-Sicherheitsmaßnahmen. „Die Kunden tragen Masken, halten Abstand, und alles läuft sehr geordnet ab“, so der Handelsobmann der WKÖ.

Handel und Friseure wieder geöffnet

Geschäfte und körpernahe Dienstleister haben österreichweit wieder geöffnet. Es gelten strenge Sicherheitsregeln.

Als Herausforderung für Händler mit kleineren Geschäften sieht Trefelik allerdings die Regel, wonach pro Kunde 20 Quadratmeter Platz zur Verfügung stehen müssen. Die Kundenfrequenz sei in einigen Geschäften zwar noch ausbaufähig, aber die Stimmung bei den Händlern bezeichnete Trefelik als „überwiegend positiv“. Auch in den Einkaufszentren halte sich die Schlangenbildung im Rahmen. Security-Personal unterstütze die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen. Die Parkplätze seien gut gefüllt, aber nicht voll.

Anders die Lage in den Tourismusgebieten: „Dort ist die Frequenz natürlich katastrophal“, so Trefelik. Auch laut Handelsverband-Sprecher Kühberger verzeichneten die Händler in den Tourismusregionen von Tirol, Vorarlberg und Salzburg wenig Andrang. Dort mache sich das Fehlen ausländischer Gäste weiterhin klar in den Geschäftszahlen bemerkbar, so Kühbauer.

Die neuen Regeln beim Einkaufen

Die heimischen Handelsvertreter hatten bereits im Vorfeld auf „strenge Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen“ hingewiesen. Die von der Wirtschaftkammer zur vierten Covid-19-Notmaßnahmenverordnung veröffentlichten Informationen für den Handel verweisen ebenfalls darauf. Im Handel müssen Kunden und Mitarbeiter mit Kundenkontakt eine FFP2-Maske tragen, und im Kundenbereich gilt ein Mindestabstand von zwei Metern. Körpernahe Dienstleister und Gesundheitsdienstleister mit Kundenkontakt sind verpflichtet, spätestens alle sieben Tage einen negativen CoV-Test vorzuweisen. Fehlt der Test, müssen die Beschäftigten anstatt eines Mund-Nasen-Schutzes eine FFP2-Maske tragen.

Menschenschlange vor der Covid-Teststation einer Apotheke
APA/Roland Schlager
Auch beim Anstellen wird empfohlen, die FFP2-Maske zu tragen

Im Handel gilt eine Beschränkung von 20 Quadratmetern anstatt zehn Quadratmetern pro Kunde, bei körpernahen Dienstleistungen sind zehn Quadratmeter pro Kunden vorgeschrieben. Überraschend hatte am Freitag das Gesundheitsministerium erklärt, dass die 20-Quadratmeter-Regel ab Montag auch für Supermärkte und Geschäfte des täglichen Bedarfs gilt, die auch während des Lockdowns offen hatten. Zeitlich sind die Öffnungszeiten nach wie vor auf 19.00 Uhr beschränkt.

Bis 19.00 Uhr offen, Gastronomie weiter zu

In dem von der Wirtschaftskammer veröffentlichten „Maßnahmenkatalog für sicheres Aufsperren im Handel“ finden sich weitergehende Maßnahmen, darunter auch die Empfehlung an Kunden, auch bei Warteschlangen im öffentlichen Raum FFP2-Masken zu tragen. Zudem sollten „Hotspot-Geschäfte bei großem Kundenandrang“ ohnehin Vorkehrungen treffen, um etwaige „Menschenschlangen zu limitieren“. Dazu kommen weitere Empfehlungen, um eine „Entzerrung der Kundenströme zu gewährleisten“, und in diesem Zusammenhang auch ein Appell zur Einschränkung von Rabattaktionen und Eröffnungsangeboten.

Für den Besuch von Friseuren und Co. ist ein negativer CoV-Test notwendig, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Es gelten nur die Ergebnisse von offiziellen PCR- und Antigen-Tests, Selbsttests inklusive Schultests sind laut Gesundheitsministerium nicht gültig. Für Gesundheitsdienstleistungen sind keine Zutrittstests notwendig. Weiterhin geschlossen sind die Gastronomie und Hotellerie, die für den Handel ein wichtiger Frequenzbringer sind. Hotels, Restaurants, Lokale und Cafes dürfen frühestens Anfang März wieder aufmachen. Weitere Öffnungsschritte will die Regierung Mitte Februar beraten.