Hinweisschild mit der Aufschrift „Kontrolle“
APA/EXPA/Johann Groder
Test bei Ausreise

Tiroler Grenzen werden nun kontrolliert

Wer Tirol verlassen will, muss mit Freitag einen negativen Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Hunderte Polizisten und Soldaten kontrollieren die innerösterreichischen Übergange zu Vorarlberg und Salzburg, aber auch die Grenzen zu Italien und Deutschland. Und von dort kommt für Tirol weiteres Ungemach.

Der Start Freitagfrüh verlief „problemlos“, sagte ein Polizeisprecher der APA. Nur „einige wenige“ hätten keinen negativen Test vorweisen können. Auch größere Staus blieben laut Verkehrsabteilung der Exekutive aus. „Es gab nur etwas zäh fließenden Verkehr wegen der Wartezeiten vor den Kontrollstellen. Aber das hielt sich im Rahmen“, hieß es.

Landespolizeidirektor Edelbert Kohler hatte zuvor um die Mithilfe der Bevölkerung gebeten . „Die Polizei sieht sich einmal mehr mit einer neuen großen Herausforderung konfrontiert, die wir nur mit der Unterstützung aller bewältigen können“, erklärte er am Donnerstag in einer Aussendung.

„Helfen Sie uns“

„Helfen Sie uns und vor allem sich selbst, Unannehmlichkeiten, lange Wartezeiten und Staus zu vermeiden, und kümmern Sie sich rechtzeitig um eine Testbestätigung, wenn Sie das Bundesland verlassen müssen“, appellierte der Polizeichef an die Bevölkerung.

Die Maßnahmen waren am Dienstag von der Bundesregierung verkündet worden. Am Wochenende hatten die Bundesregierung und die Tiroler Landesregierung um Regelungen zur Eindämmung der zuerst in Südafrika nachgewiesenen Coronavirus-Variante gerungen. Am Montag hatten sowohl Tirol als auch das Gesundheitsministerium Verschärfungen präsentiert, die aber einhellig als zu schwach bewertet worden waren.

Durchreisende müssen Bestätigung vorweisen

Ausgenommen von den Ausreisetests sind neben Kindern bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr die Blaulichtorganisationen, der Güterverkehr und Transitpassagiere: Für Pkw-Insassen, die lediglich durch Tirol durchreisen wollen, werden bei der Einreise Durchfahrtsbestätigungen ausgestellt, die dann bei der Ausreise vorgewiesen werden müssen. Pendler sind von der Verordnung jedoch nicht ausgenommen, sie benötigen ebenfalls einen negativen Coronavirus-Test, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Selbsttests werden nicht anerkannt. Sollte jemand ohne Test erwischt werden, drohen Strafen in Höhe von bis zu 1.450 Euro.

Zudem ersuchte die Polizei, zum Schutz der Beamten während der Kontrollen eine FFP2-Maske zu tragen – auch wenn man alleine im Pkw ist. Die Verordnung gilt für zehn Tage, also bis 21. Februar – und zwar im Bundesland Tirol, ausgenommen Osttirol, die Exklave Jungholz und das nur von Deutschland aus erreichbare Rißtal in der Nähe des Achensees – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Logistische Herausforderung

1.200 zusätzliche Polizisten und Soldaten kontrollieren an Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen, in Zügen, auf dem Flughafen und auf Flugfeldern. Auch das Bundesheer verstärkt sein Aufgebot in Tirol. „Ab Freitag sind in Tirol 1.000 Soldatinnen und Soldaten aus ganz Österreich gemeinsam mit der Polizei im gesundheitsbehördlichen Ein- und Ausreisemanagement, der Kontaktnachverfolgung und bei Massentests eingesetzt“, erklärte Gerhard Pfeifer, stellvertretender Militärkommandant von Tirol. Geschlossen sind auch die Verbindungslifte in grenzüberschreitenden Skigebieten.

Teststationen an vier Bundesland-Grenzorten

An vier innerösterreichischen Grenzstandorten – nämlich Waidring, Hochfilzen und auf dem Pass Thurn an der Grenze zu Salzburg sowie in Schnann bzw. Pettneu an der Grenze zu Vorarlberg – sind mobile Testbusse rund um die Uhr stationiert. „Damit können wir jenen Personen, die kein aktuelles Testergebnis für die Ausreise aus Tirol in ein Nachbarbundesland vorweisen können, noch unmittelbar vor dem gewünschten Grenzübertritt eine Testmöglichkeit bieten“, sagte Elmar Rizzoli, Leiter des Coronavirus-Einsatzstabes des Landes.

Das Testergebnis sei in jedem Fall vor dem Grenzübertritt abzuwarten. Sollte der Antigen-Test positiv ausfallen, wird in der Folge direkt an Ort und Stelle ein PCR-Test durchgeführt. Eine Weiterfahrt ist dann nicht mehr möglich, denn die betroffene Person muss sich in Heimquarantäne begeben, bis das PCR-Testergebnis vorliegt. Für Personen, die keinen Wohnsitz in Tirol haben, steht eine Quarantäneunterkunft zur Verfügung.

Ob es eine tatsächliche flächendeckende Kontrolle geben kann, das heißt, dass jede einzelne Person, die aus Tirol ausreist, kontrolliert wird, ist unklar. Angekündigt wurde aber ein sehr „engmaschig“ gespanntes Netz. Neben der Handvoll innerösterreichischer Grenzen werden auch die rund 20 bis 30 Übergänge nach Italien und Deutschland überwacht. Insgesamt werde an 44 Kontrollstellen geprüft, so die Verkehrsabteilung der Exekutive am Freitag.

Einige der wichtigen Grenzstationen, große Symbole bei der Staatsgrenze, kleine bei Bundeslandgrenzen

Deutschland mit Einreisebeschränkungen

Bei jenen an der Staatsgrenze wird auch die deutsche Seite wieder aktiv. Die deutsche Regierung stuft Tirol als Mutationsgebiet ein. Das teilte der Sprecher des deutschen Innenministeriums mehreren deutschen Medien mit. Nach Angaben der „Bild“-Zeitung haben Experten aus dem Innen-, Außen- und Gesundheitsministerium Grenzkontrollen und Einreiseverbote zu Tirol und Tschechien beschlossen. Sie sollen am Sonntag starten.

Tirol, aber auch Tschechien werden als Virusmutationsgebiete eingestuft. Innenminister Horst Seehofer habe entschieden, ab Sonntag neben den seit der Flüchtlingskrise bestehenden Binnengrenzkontrollen zu Österreich auch an den Grenzen zum Nachbarland Tschechien vorübergehende Grenzkontrollen einzuführen.

Zuvor hatte der bayrische Ministerpräsident Markus Söder gefordert, dass Tirol und Tschechien zu Mutationsgebieten erklärt werden. Einreisen dürfe dann nur, wer einen negativen Coronavirus-Test vorlegen kann. Söder erläuterte in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“, dass es dabei keine Ausnahmen geben solle.

Tiroler Kammer-Präsidenten wollen auch Einreisetests

Die drei Tiroler Präsidenten von Wirtschafts-, Arbeiter- und Landwirtschaftskammer, die zuletzt immer wieder für Aufsehen gesorgt hatten, forderten unterdessen neben den verpflichtenden Ausreisetests auch Einreisetests nach Tirol.

So solle verhindert werden, dass symptomfreie Infizierte ins Land kommen, die dann erst bei der Ausreise aus Tirol positiv getestet werden. „Denn dann würde es natürlich fälschlicherweise heißen, dass sich diese Personen in Tirol angesteckt haben“, meinte Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser. Für Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger (ÖVP) sei ein solcher Test „nur fair“ – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Erwin Zangerl (ÖVP), Arbeiterkammer-Präsident Tirols, sprach sich wiederum dafür aus, dass Tirol nun aufgrund der sich ausbreitenden, zuerst in Südafrika nachgewiesenen Mutante „wirksame Impfstoffe bekommen“ müsse, „um jene, die sich schützen lassen wollen, impfen zu können“. Eine Impfbevorzugung Tirols wurde aus dem Gesundheitsministerium wie auch aus anderen Bundesländern bereits abgelehnt.

Zwölf neue Verdachtsfälle

In Tirol traten unterdessen zwölf neue Verdachtsfälle auf die zuerst in Südafrika nachgewiesene Mutation auf. Auch bei den durch Voll- oder Teilsequenzierung bestätigten Fällen gab es eine Steigerung auf nunmehr insgesamt 190. 176 davon waren bereits vollsequenziert, wovon aktuell vier Fälle aktiv positiv waren. Bei weiteren 14 Fällen lag eine Teilsequenzierung vor. Zudem wiesen aktuell 248 Fälle einen PCR-Verdacht auf die Mutation auf. Diese sollen nun teil- bzw. vollsequenziert werden. Bei allen Fällen zusammen – also vollsequenziert, teilsequenziert und Verdachtsfälle – gab es 145 aktiv Positive – mehr dazu in tirol.ORF.at.