Eine Ärztin bereitet Impfstoff für eine Impfung vor
Reuters/Lisi Niesner
Coronavirus-Impfstoffe

Länder feilen an Logistik und Verteilung

Derzeit stehen in Österreich nur begrenzte Impfstoffmengen gegen das Coronavirus zur Verfügung. Im zweiten Quartal dürfte sich das ändern. Die Bundesländer wappnen sich für die erwarteten Großlieferungen, vielerorts gibt es bereits konkrete Pläne, was Logistik und Verteilung betrifft.

In der EU sind momentan Impfstoffe von drei Herstellern zugelassen. Zwei davon – Biontech und Pfizer sowie AstraZeneca – hatten in den vergangenen Woche mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen, weshalb Österreich seinen Impfplan mehrmals anpassen musste. Biontech und Pfizer starteten kürzlich im Werk im deutschen Marburg mit der Produktion ihres mRNA-Vakzins. Im ersten Halbjahr sollen dort 250 Millionen Dosen erzeugt werden. AstraZeneca kündigte an, bis April monatlich 200 Millionen Dosen auszuliefern. Im Jänner hatten Lieferschwierigkeiten des britisch-schwedischen Pharmakonzerns zu einem Streit mit der EU geführt.

Zudem hat die Regierung die Beschaffung von sechs Millionen Dosen an zusätzlichem Impfstoff beschlossen. Der größte Teil davon stammt vom US-Konzern Moderna und wird Ende des zweiten Quartals zur Verfügung stehen, so Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Der Rest fällt auf den französischen Konzern Valneva und den US-Konzern Novavax, die noch keine EU-Zulassung besitzen.

Weitere aussichtsreiche Impfstoffkandidaten stehen in den Startlöchern. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat Rolling-Review-Verfahren zu den CoV-Vakzinen von Johnson & Johnson und Curevac eingeleitet. Die beiden Firmen stellen der EU-Behörde laufend Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit zur Verfügung, was das Zulassungsverfahren beschleunigen soll.

Vorarlberg richtet Impfleitstelle ein

Österreich könnten also schon bald deutlich größere Mengen an Impfstoff zur Verfügung stehen. Für die Anschaffung der Vakzine ist der Bund zuständig, er definiert auch die Mengenkontingente und die Impfstrategie und organisiert den Transport. Die Bundesländer übernehmen die Koordinierung der Impfungen an Ort und Stelle.

Vorbereitungen in einer Impfstraße in Vorarlberg
APA/Angelika Grabher-Hollenstein
Impfstraße in Dornbirn (Vorarlberg): Das Land hat eine eigene Impfleitstelle eingerichtet

In den Ländern laufen die Vorbereitungen für die Ankunft größerer Impfstoffmengen und die Verteilung der bisher verfügbaren Vakzine. Vorarlberg hat eine Impfleitstelle eingerichtet. Sie soll sicherstellen, dass Personen, die bereits eine erste Impfdosis erhalten haben, auch die zweite Spritze bekommen. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Organisation von neuen Terminen für Menschen, die beim eigentlichen Termin gesundheitlich nicht fit genug für eine Impfung waren – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Tirol erhebt Impfstellen in Betrieben

In Tirol erhebt das Land derzeit im Rahmen seines Impfplans bei größeren Betrieben, ob sie eigene Impfstraßen einrichten wollen. Die Unternehmen sollen sich in den kommenden Wochen registrieren lassen, wenn sie für ihre Beschäftigten eine eigene Impfstelle einrichten wollen. Der Aufruf richtet sich an Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten.

Sie bekommen den Impfstoff dann kostenlos vom Land zur Verfügung gestellt, sobald die dritte Phase des Tiroler Impfplans startet. Dann sind Impfungen für alle vorgesehen. Ob auch Angehörige des Personals im Betrieb geimpft werden können, das liegt in der Entscheidung des jeweiligen Unternehmens – mehr dazu in tirol.ORF.at.

In Salzburg können sich alle Impfwilligen ab 16 Jahren ab Montag für die Immunisierung vormerken lassen. Eine frühe Anmeldung bedeutet aber nicht automatisch eine frühe Impfung: Die tatsächliche Reihung erfolgt nach einer Reihe von Kriterien, die sich an der Prioritätenliste des Bundes orientiert.

Tausende Impfungen im Burgenland

Im Burgenland werden bis Ende Februar Tausende Personen gegen CoV immunisiert. Mit diesem Wochenende beginnt in den sieben burgenländischen Impf- und Testzentren (BITZ) die Immunisierung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzten und des Ordinationspersonals. Kommende Woche werden 1.200 Impfdosen an über 80-jährige Hochrisikopatientinnen und -patienten und an Personen aus der Hauskrankenpflege verabreicht. Eine Woche wird in Behinderteneinrichtungen geimpft – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

In der Steiermark war der Impfstart schleppend verlaufen. Mittlerweile hat das Bundesland aufgeholt. Die Pflegeheime sind teilweise schon durchgeimpft. Vor Kurzem wurde mit der Immunisierung von Hochrisikogruppen begonnen. Den Anfang machen 800 Dialysepatientinnen und -patienten – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Am 2. März startet die Impfung der über 80-Jährigen, die nicht in einem Pflegeheim leben – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

In Kärnten verläuft die Impfung der über 80-Jährigen schleppend, was für Kritik sorgte. Um Tempo in die Sache zu bringen, soll das Angebot an dezentralen Impfstraßen erweitert werden. Vergangene Woche waren zudem mobile Impfteams im Land unterwegs, um Hochbetagte zu immunisieren – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Kommende Woche kommen auch Beschäftigte der Rettungsorganisationen sowie aus dem Pflegebereich an die Reihe.

Niederösterreich hält an Anmeldesystem fest

Nach dem Run auf die ersten rund 10.000 Onlinetermine für die Impfung gegen das Coronavirus am Mittwoch soll es in der kommenden Woche in Niederösterreich zu einer Angebotserweiterung kommen. Am Mittwoch könnten für über 80-Jährige etwa 30.000 Plätze zur Verfügung stehen, hieß es seitens Notruf NÖ. Und zwar dann, „wenn die heutigen Zusagen halten“, wie Sprecher Stefan Spielbichler mit Verweis auf die Knappheit an Vakzinen betonte – mehr dazu in noe.ORF.at. Das Anmeldesystem hatte in Niederösterreich für viel Kritik gesorgt. Diese erreichte auch Patientenanwalt Gerald Bachinger. Er wandte sich nun an die politischen Verantwortlichen, um eine Änderung zu diskutieren.

In Oberösterreich sind vor wenigen Tagen die ersten Dosen des Vakzins von AstraZeneca verimpft worden. Vor allem Personal im Gesundheitsbereich sowie Beschäftigte in Krankenhäusern, Ordinationspersonal und Rettungskräfte erhalten diesen Impfstoff. Geplant ist, dass im Februar mehr als 29.000 Dosen gespritzt werden. „Zusammen mit den in Aussicht gestellten Impfstoffen der anderen beiden bisher verfügbaren Produkte von Biontech und Pfizer sowie Moderna könnten mit Ende des Monats alle Zweitimpfungen in Alten- und Pflegeheimen abgeschlossen werden“, teilte das Land mit – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Wien will ab April aufs Tempo drücken

In Wien werden laut Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im März die Alters- und Pflegeheime und das Spitalspersonal durchgeimpft sein. Im Lauf des Märzes soll dann die zweite von vier Impfphasen beginnen. Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen und Lehrerpersonal und Angestellte in Apotheken werden ebenfalls in diese Gruppe fallen wie körpernahe Gesundheitsdienstleister, Polizistinnen und Polizisten sowie Sozial- und Betreuungseinrichtungen. Gleichzeitig werden in Kooperation mit der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung schrittweise die Betriebe kontaktiert, um den Impfbedarf zu erheben bzw. die Verabreichung zu organisieren.

Eine Mitarbeiterin des Gesundheitsbereiches öffnet einen Kühlschrank, in dem Imfpstoff gelagert ist
Reuters/Lisi Niesner
Anfang März will Wien in die zweite von insgesamt vier Impfphasen starten

Ab April soll dann in Wien in Sachen Impfung ordentlich aufs Tempo gedrückt werden, da sich die gelieferten Impfstoffmengen deutlich erhöhen würden. „Ich rechne mit dem Zehnfachen“, so Hacker. Dann sollen die Betriebe immunisiert werden, ab Mai/Juni steht die Inbetriebnahme großer Impfstraßen – vorgesehen sind zum Beispiel die Messe und das Austria Center – für die breite Bevölkerung auf dem Plan. Auch kleinere Impfstraßen und -zentren, vergleichbar mit der Grippeimpfaktion, wurden angekündigt. Auch Hausarztpraxen sollen eine wichtige Rolle bei der Verteilung spielen.