Chinesische Studie: Homeschooling macht Kinder kurzsichtig

Laut einer Reihenuntersuchung an 123.000 Schulkindern hat die Häufigkeit von Kurzsichtigkeit der Sechs- bis Achtjährigen in China im Jahr 2020 im Durchschnitt um 0,3 Dioptrien zugenommen. Ursachen für die Zunahme könnten der seltenere Aufenthalt im Freien und das mit viel Bildschirmarbeit verbundene Homeschooling während des pandemiebedingten Lockdowns sein.

Grundlage der wissenschaftlichen Untersuchung, die in JAMA Ophthalmology erschienen ist, waren die jährlichen Routineuntersuchungen auf Kurzsichtigkeit bei Volksschulkindern in der chinesischen Stadt Shandong. Dabei verglichen die Forscher die Ergebnisse der Jahre 2015 bis 2020.

Keine Aktivität im Freien mitschuldig

Resultat: Der Anteil der Kurzsichtigen pro Jahrgang stieg bei den Sechsjährigen von 5,7 Prozent im 2019 auf 21,5 Prozent im Jahr 2020, bei den Achtjährigen erhöhte sich die Quote in diesem Intervall von 27,7 auf 37,2 Prozent. Vor allem jüngere Kinder, bei denen der Augapfel noch wächst, sind demnach besonders von mangelnden Aktivitäten im Freien und Homeschooling betroffen, stellte auch die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) jetzt fest.

„Die Stärke der Studie liegt eindeutig in der hohen Fallzahl“, erklärte Wolf Lagreze (Universitäts-Augenklinik Freiburg). „Ihre Schwäche liegt darin, dass die Brillenwerte nicht mit erweiterter Pupille bestimmt wurden. Ferner gibt es keine Daten zur Länge des Augapfels, was heute eigentlich Standard ist in derartigen Studien, aber natürlich bei solch einer riesigen Kohorte schwer umzusetzen ist“, fügte der DOG-Experte hinzu.

Was Experten raten

Dennoch sind die deutschen Fachleute besorgt. Sie raten daher allen Eltern, ihren Kindern während Lockdown und Homeschooling täglich einen Aufenthalt von mindestens zwei Stunden im Freien zu ermöglichen. „Auch sollten die Schreibtische der Kinder während des Home-Schoolings möglichst in der Nähe großer Fenster stehen, um die Leuchtdichte zu erhöhen“, ergänzte Lagreze.

Außerdem empfehlen die Augenexperten, für den Onlineunterricht große Bildschirme zu nutzen und einen Augenabstand von mindestens einem halben Meter zum Monitor einzuhalten. „Um kleinere Kinder von Smartphones fernzuhalten, die ebenfalls unter Verdacht stehen, Kurzsichtigkeit zu fördern, bieten sich Hörbücher an“, erklärte Schuster.

Ursache noch nicht gänzlich geklärt

Die Frage, ob die Ursache der Zunahme an Kurzsichtigkeit eher auf verstärkte Bildschirmarbeit oder aber den fehlenden Aufenthalt im Freien zurückzuführen ist, beantwortet die chinesische Studie nicht.

Vor Kurzem habe allerdings eine große Untersuchung aus Taiwan belegt, dass die Zunahme an Kurzsichtigkeit bei Kindern durch einen täglichen Aufenthalt im Freien von 120 Minuten während der Schulzeit umgekehrt werden konnte. Die Rate an Kurzsichtigkeit sei dadurch von 50 Prozent auf schließlich wieder 40 Prozent deutlich gesunken.