Hunderttausende bei Demos gegen Militärputsch in Myanmar

In Myanmar haben Hunderttausende Menschen erneut gegen den Militärputsch protestiert. In der Wirtschaftsmetropole Yangon zogen gestern einheitlich in weiß gekleidete Studenten durch das Zentrum der größten Stadt des südostasiatischen Landes und forderten auf Transparenten die Freilassung der entmachteten De-facto-Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Zudem rollte ein Buskorso langsam und laut hupend durch die Straßen. Durch die Hauptstadt Naypyitaw fuhr ein Konvoi aus Autos und Motorrädern. Auch in anderen Städten kam es wieder zu Protesten.

Demonstration in Myanmar
APA/AFP

Freiheitsrechte stark eingeschränkt

Das Militär schränkte indes die Freiheitsrechte mit neuen Verordnungen ein. So müssen die Einwohner künftig nächtliche Besucher bei den Behörden melden. Andernfalls drohen Geld- oder sogar Gefängnisstrafen. Auch können Personen und Privateigentum im Verdachtsfall ohne gerichtliche Anordnung durchsucht werden.

Im Norden des Landes wurden Wasserwerfer eingesetzt, um Demonstranten auseinanderzutreiben, wie auf TV-Bildern zu sehen war. Auch Schüsse fielen. Allerdings blieb unklar, was für Patronen verwendet wurden. Hunderte Menschen protestierten dort in der Stadt Myitkyina vor einem Kraftwerk, das das Militär besetzt hat.

Es war der neunte Tag in Folge mit Protesten. Die US-Botschaft im Land riet Amerikanern, Schutz zu suchen. Sie verwies auf Berichte über Militärbewegungen.

Militärputsch wegen angeblichen Wahlbetrugs

Das Militär hatte am 1. Februar geputscht – dem Tag, an dem das neu gewählte Parlament zu seiner ersten Sitzung zusammenkommen sollte. Suu Kyis Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) hatte die Parlamentswahl im November klar gewonnen. Das Militär erkennt das aber nicht an und spricht von Wahlbetrug. Die Abstimmung war erst die zweite freie und faire Wahl seit dem Ende der direkten Militärherrschaft 2011 nach 49 Jahren. Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi hat in dieser Zeit 15 Jahre unter Hausarrest verbracht.

Mehr als 384 Menschen wurden seit dem Putsch inhaftiert, wie die Menschenrechtsgruppe Assistance Association for Political Prisoners mitteilte. Sie spricht von einer Verhaftungswelle, die zumeist nachts stattfinde. Auch Suu Kyi ist festgesetzt worden. Ihre Untersuchungshaft läuft heute ab. Ihr wird illegale Einfuhr und Nutzung von Funkgeräten vorgeworfen. Wie es in ihrem Fall weitergehen soll, war unklar.