AstraZeneca Impfstoff
APA/AFP/Jens Schlueter
Afrikanische Union

Südafrika will AstraZeneca-Dosen teilen

Südafrika will eine Million Dosen des Covid-19-Impfstoffs von AstraZeneca, die das Land vom weltgrößten Impfstoffproduzenten Serum Insitute of India (SII) erhalten hat, mit anderen afrikanischen Ländern teilen. Einen Zeitungsbericht der „Economic Times“, dem zufolge das Serum Institute aufgefordert wurde, eine Million Dosen zurückzunehmen, wies das Gesundheitsministerium als falsch zurück.

Die Dosen sollten über die Afrikanische Union (AU) verteilt werden, hieß es am Dienstag. Der südafrikanische Gesundheitsminister hatte vergangene Woche gesagt, dass das Land die Einführung des Impfstoffs nach einer klinischen Studie aussetze. Die Studie hatte ergeben, dass die Effizienz des Vakzins gegen leichte und mittelschwere Infektionen bei der im Land vorherrschenden Coronavirus-Variante reduziert ist.

Gleichzeitig erteilte Australien nach Angaben der Gesundheitsbehörde TGA dem Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca die vorläufige Zulassung. Es ist der zweite in Australien zugelassene Impfstoff. Die Aufsichtsbehörde hatte im vergangenen Monat das Vakzin von Biontech und Pfizer genehmigt. Am 22. Februar startet das Impfprogramm.

WHO bewilligt Notfalleinsatz

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab unterdessen den AstraZeneca-Impfstoff für den Notfalleinsatz frei. Die Freigabe gelte für zwei in Südkorea und Indien hergestellte Versionen des Vakzins, teilte die WHO am Montag mit. Damit habe der Impfstoff „grünes Licht“ für die weltweite Verteilung durch die Covax-Initiative erhalten.

Die WHO folgte damit der Empfehlung ihres unabhängigen Impfrats SAGE. Neben der Wirksamkeit und Sicherheit prüft die WHO für eine solche Zulassung auch die Qualität der Fabriken, in denen das Serum hergestellt wird. Die WHO-Notfallzulassung (Emergency Use Listing, EUL) ist die Voraussetzung, damit UNO-Organisationen den Impfstoff kaufen und verteilen können. Ebenso können Länder, die keine eigenen Kapazitäten für wissenschaftliche Prüfungen haben, aufgrund der Vorarbeit der WHO eine Zulassung in ihrem Land erteilen.

Für Länder wie Großbritannien, die USA, die EU mit ihren Mitgliedern und viele weitere spielt die WHO-Notfallzulassung keine Rolle. Sie machen selbst Risikoanalysen und entscheiden über eine Zulassung. Viele Länder haben bereits mehrere CoV-Impfstoffe zugelassen, darunter auch die von Pfizer und AstraZeneca.

Covax: Großteil der Impfdosen von AstraZeneca

Die Covax-Initiative setzt sich für eine faire Verteilung der CoV-Impfstoffe ein. Geleitet wird Covax gemeinsam von der WHO, der Impfallianz GAVI und dem Bündnis CEPI zur Impfstoffforschung. Der Großteil der mehr als 337 Millionen Impfdosen, die die Covax-Initiative in der ersten Hälfte dieses Jahres verteilen will, stammt von AstraZeneca. Allerdings ist das Vakzin nicht unumstritten, da es Zweifel an der Wirksamkeit bei Menschen über 65 Jahre gibt.

Zudem ergab eine Studie, dass das Mittel nicht umfassend gegen die zuerst in Südafrika entdeckte CoV-Mutante wirksam ist. Die Freigabe durch die WHO erleichtert zudem Ländern, die nicht in der Lage sind, schnell eine eigene Prüfung vorzunehmen, die Entscheidung über eine Zulassung des Impfstoffs.

„Transparenz-Mechanismus“ wegen Streits mit AstraZeneca

Unterdessen hat die Einführung der umstrittenen Exportkontrollen der EU für CoV-Impfstoffe in der Praxis bisher nicht zu einem Ausfuhrstopp geführt. Wie das ARD-„Europastudio“ in Brüssel am Montag unter Berufung auf die EU-Kommission berichtete, wurden alle 37 Exportanfragen, die zwischen dem 30. Jänner und dem 10. Februar an die EU gestellt wurden, bewilligt. Am 30. Jänner war der „Transparenz-Mechanismus“ in Kraft getreten.

Die EU hatte den „Transparenz-Mechanismus“ infolge des Streits mit AstraZeneca über Lieferverzögerungen eingeführt. Der britisch-schwedische Hersteller will nach EU-Angaben im ersten Quartal dieses Jahres nur 40 Millionen Dosen seines CoV-Impfstoffs an die EU liefern, halb so viel wie ursprünglich geplant. Brüssel kritisiert, dass Großbritannien und andere Nicht-EU-Länder offenbar bevorzugt werden.

Welche Impfstoffe wohin exportiert wurden

Die 37 genehmigten EU-Exporte gingen oder gehen dem Bericht zufolge in insgesamt 21 Länder, darunter die USA, Großbritannien, China, Japan, Kanada und Australien. Damit gehen Impfdosen auch an Länder, in denen selbst CoV-Vakzine hergestellt werden. Angaben zu den exportierenden Unternehmen sowie zur Menge der ausgeführten Impfstoffe machte die EU-Kommission unter Verweis auf die teilweise Vertraulichkeit der Daten laut ARD nicht.

Die tatsächliche Liste der Staaten, in die Impfstoffe aus der EU exportiert werden, dürfte dem Bericht zufolge noch deutlich länger sein. Zahlreiche Länder sind von der Genehmigungspflicht ausgenommen, etwa Norwegen, die Schweiz, Israel und die Ukraine. Auch mehrere Dutzend Staaten, die im Rahmen des Covax-Programms versorgt werden sollen, gehören dazu.

Die Exportkontrollen gelten zunächst bis zum 31. März. Genehmigen lassen müssen sich ihre Exporte alle Pharmafirmen, die einen Liefervertrag für CoV-Impfstoffe mit der EU haben. Aktuell sind das AstraZeneca, Sanofi-GSK, Johnson & Johnson, Curevac, Moderna und Biontech und Pfizer. Mit den umstrittenen Exportkontrollen will die EU sicherstellen, dass die zugesagten Lieferungen der Unternehmen an die EU erfüllt werden. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sagte dem ARD-„Europastudio“ vergangene Woche, AstraZeneca habe „in dieser Phase“ noch keinen Exportantrag gestellt.