Beim Lernen zuschauen: Gongbang-Videos als Netzhit

Stundenlange Videos, die Menschen beim Lernen zeigen, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit im Netz. Auch einen Namen hat der aus Südkorea stammende Trend: Gongbang (Lernsendung). Setting ist meist das eigene Zimmer. Geredet wird bei den Videos nicht, auch sonst tut sich wenig. Ab und zu wird eine Seite umgeblättert oder getrunken.

Die Videos zählen zum Teil mehrere hunderttausend Zugriffe. Gänzlich neu ist der Trend nicht – erste Gongbang-Videos stammen dem britischen „Guardian“ zufolge aus dem Jahr 2018. Gefilmt hätten sich die Studierenden und Schülerinnen und Schüler zunächst, um ihren Eltern zu versichern, dass sie fleißig lernen. Im englischsprachigen Raum werden derartige Videos auch „Study With Me“ (Lern mit mir) genannt.

Zuseher fühlen sich motiviert und weniger allein

Dass Gongbang-Videos weltweit eine neue Blütezeit erleben, hat nicht zuletzt mit der Pandemie zu tun. Viele Nutzerinnen und Nutzer fühlen sich durch das Ansehen der Videos beim Distance-Learning weniger allein, andere bezeichnen diese als entspannend und auch motivierend.

Der Vlogger Kim Dong Min, dessen YouTube-Kanal in der Pandemie stark gewachsen war, meinte gegenüber „Vice“ etwa: „Wegen des Coronavirus müssen viele Menschen rund um die Welt allein daheim lernen. Ich glaube, durch meine Videos fühlen sie sich weniger allein.“

Die meisten Videos sind ungekürzt und kaum bis gar nicht bearbeitet. Das Gros dauert zwischen zwei und vier Stunden, vereinzelt finden sich bis zu zwölfstündige Aufnahmen im Netz. Die meisten Gongbang-Vlogger wenden überdies die „Pomodoro-Technik“ an. Dabei machen die Lernenden nach 25-minütigen Lerneinheiten – Pomodori – fünf bis zehn Minuten Pause. Auf vier Abschnitte folgt eine längere Pause. Via Timer können die Zuschauer die exakte Lernzeit mitverfolgen.