Prinzessin Latifa
AP/United Arab Emirates Ministry ofForeign Affairs and International Cooperation
Latifas Video „beunruhigt“

Gefangene Prinzessin wird Fall für die UNO

Die offenbar in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) gefangen gehaltene Prinzessin Latifa wird ein Fall für die UNO. Anlass dafür ist ein Video der Tochter des Emirs von Dubai, das nun aufgetaucht ist. Als „zutiefst beunruhigend“ bezeichnete der britische Außenminister Dominic Raab am Mittwoch das Video. Die VAE hüllen sich dazu in Schweigen.

Auf dem Video sehe man eine junge Frau in großer Verzweiflung, so Raab. Großbritannien sei darüber besorgt, so Raab gegenüber der BBC. Der Sender hatte am Dienstag ein Video veröffentlicht, das von Scheicha Latifa stammen soll. Darin berichtet die 35-Jährige, dass sie in einer abgeriegelten Villa festgehalten werde.

„Ich bin eine Geisel, und diese Villa wurde in ein Gefängnis umgewandelt“, sagte Latifa in dem Video. Alle Fenster seien vergittert. Das Video habe sie im Badezimmer der Villa aufgenommen, weil es der einzige Raum sei, den sie hinter sich abschließen könne. Sie habe Angst um ihr Leben, sagte die Prinzessin. Bisher konnte nicht verifiziert werden, wann und wo das Video aufgenommen wurde. Unterstützer Latifas erklärten, sie hätten ein Handy zu Latifa einschleusen können.

Lebenszeichen von Prinzessin Latifa

Prinzessin Latifa sendet per Video einen verzweifelten Hilferuf

Großbritannien fordert Lebenszeichen

Großbritannien forderte am Mittwoch ein Lebenszeichen der Prinzessin. Die britische Regierung würde es in Anbetracht der Bilder begrüßen, wenn die Menschen sehen könnten, „dass sie am Leben ist und es ihr gut geht“, sagte Raab dem Sender Sky News und fügte hinzu, dass Großbritannien die Untersuchung der UNO „sehr genau“ verfolgen werde. Auch der britische Premierminister Boris Johnson sagte, seine Regierung sei „besorgt“, werde aber „abwarten, wohin die Ermittlungen der UNO führen werden“.

UNO kündigt Untersuchung an

Das UNO-Menschenrechtsbüro kündigte an, die VAE nach Prinzessin Latifa zu befragen. „Wir werden diese neuen Entwicklungen sicherlich mit den VAE besprechen“, sagte der Sprecher Rupert Colville. „Andere UNO-Organisationen können ebenfalls einbezogen werden, sobald sie das neue Material analysiert haben.“ Ein Sprecher die UNO-Arbeitsgruppe für erzwungenes Verschwinden sagte, man schaue sich die Sachlage derzeit an.

„Wir hoffen, dass eine UNO-Untersuchung entscheidend für die endgültige Freilassung von Prinzessin Latifa sein wird“, sagte der Menschenrechtsanwalt Rodney Dixon in Den Haag gegenüber der BBC. „Die UNO muss ein Treffen mit jenen veranlassen, die Latifa festhalten, und sicherstellen, dass eine Einigung erzielt wird, damit sie freigelassen werden kann“, so Dixon. Als für die Umsetzung des Völkerrechts zuständig sei die UNO jene Organisation, die sicherstellen könne, dass genau das geschieht.

Scheich Mohammed bin Raschid Al Maktoum
AP/Amr Nabil
Der Emir von Dubai soll die Entführung seiner Tochter veranlasst haben

Fluchtversuch per Schlauchboot

Latifa ist die Tochter von Mohammed bin Raschid Al Maktum, eines der reichsten Staatsoberhäupter der Welt, des Herrschers von Dubai und in Personalunion Vizepräsidenten, Premierministers und Verteidigungsministers der VAE. Vor zwei Jahren soll sie vergeblich versucht haben, das Emirat am Persischen Golf gegen den Willen ihres Vaters zu verlassen. Eine Menschenrechtsgruppe veröffentlichte ein Video über ihren spektakulären Fluchtversuch.

Latifa sei verkleidet aus Dubai mit einer Freundin in einem Auto zur Küste und von dort mit einem Schlauchboot und Jetskis zu einem bereitstehenden Boot geflohen. Doch letztlich sei sie von einer Sondereinheit vor der indischen Küste gefasst und gewaltsam zurückgebracht worden – so behaupten es Latifas Unterstützer.

Gerichtsurteile des High Court in London

Latifas ältere Schwester Schamsa war bereits im Jahr 2000 in Cambridge entführt und nach Dubai zurückgebracht worden, nachdem sie versucht hatte sich abzusetzen. Die beiden Schwestern sollen seither gefangen gehalten werden. Im März hatte der High Court in London Scheich Mohammed für die Entführung seiner zwei Töchter und die Einschüchterung einer seiner Ehefrauen, Prinzessin Haja Bint al-Hussein, verantwortlich gemacht. In einem Fall stellte das Gericht sogar Folter fest.

Die Anwälte des Scheichs wiesen die Vorwürfe zurück. Der Vater handle im Interesse der Töchter. Sie seien in der Obhut der Familie sicher. Haja ist die sechste Frau des Emirs und Halbschwester des jordanischen Königs Abdullah II. Die Mutter der beiden entführten Töchter ist sie nicht. Der Scheich hat 25 Kinder von unterschiedlichen Frauen. Die VAE unterhalten enge Beziehungen zu einer Reihe westlicher Länder, darunter die USA und Großbritannien, die sie als strategischen Verbündeten betrachten.