Pharmakologe: AstraZeneca nicht schlechter

Der Leiter der Wiener Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie, Markus Zeitlinger, hat den Impfstoff von AstraZeneca verteidigt. In seiner Schutzwirkung sei er grundsätzlich mit anderen Impfstoffen vergleichbar, sagte er gestern Abend in der ZIB2. AstraZeneca verursache bei der ersten Impfung mehr Nebenwirkungen und bei der zweiten weniger, bei Biontech und bei Moderna sei es genau umgekehrt. Schwere Nebenwirkungen, also die Anaphylaxie, würden bei Pfizer tatsächlich doppelt so häufig auftreten als bei AstraZeneca.

„Ungeahnte Datenfülle“

„Fakt ist: Er wirkt tatsächlich gegen die südafrikanische Variante offenbar schlechter. Fakt ist aber auch, dass wir bei den anderen Impfstoffen hier keine Vergleichsdaten haben“, sagte Zeitlinger. „Das heißt, hier wäre der Vergleich etwas unfair.“ Die Ursache für die Skepsis gerade beim medizinischen Personal gegenüber AstraZeneca sieht er in der „ungeahnten Datenfülle“.

Zeitlinger über Impfstoffnebenwirkungen

Markus Zeitlinger, Vorstand der Pharmakologie an der MedUni Wien, spricht im Interview über die Nebenwirkungen der Impfstoffe gegen das Coronavirus.

Wenn man nach der Marke der Grippeimpfung vor fünf Jahren fragen würde, wüsste das kein Mensch. „Jetzt reden wir hier über 70, 80, 90 Prozent Schutz – kleinste Unterschiede in Subgruppen, und hier sind wir jetzt einfach massiv übersensibilisiert. Ich verstehe diese Verunsicherung. Aber ich glaube, sie ist etwas überzogen.“

Zugleich sprach sich Zeitlinger gegen nationale Zulassungen aus, um den Lieferengpass zu lösen, wie etwa von Ungarn, das damit begann, den russischen Impfstoff „Sputnik V“ zu verabreichen. „Der EMA (Europäischen Arzneimittelagentur, Anm.) steht hier ein ganz anderer Apparat zur Verfügung – und wir sollten den Weg einer zentralen Zulassung gehen“, so der Pharmakologe.

Schutz vor schweren Verläufen

Auch der Mikrobiologe Rainer Gattringer vom Klinikum Wels-Grieskirchen (Oberösterreich) hob die Wirksamkeit des AstraZeneca-Vakzins hervor. Dass es ein schlechterer Impfstoff wäre, stimme so nicht, „er zeigt vor allem eine sehr gute Effektivität bei der Verhinderung von schweren Verlaufsformen“, so Gattringer.

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