Isolierte Familie in NL: Wohl kein Prozess gegen Vater

Im Fall einer über Jahre isolierten Familie auf einem Bauernhof in den Niederlanden soll der hauptverdächtige Vater strafrechtlich nicht verfolgt werden. Gerrit Jan van D. sei nach einem schweren Schlaganfall nicht prozessfähig, so die Staatsanwaltschaft heute in Assen im Nordosten des Landes.

Nun äußerten sich erstmals vier der heute erwachsenen Kinder öffentlich über ihr Martyrium. Er habe Psychoterror ausgeübt, geht aus einer Erklärung der vier hervor, die vor Gericht in Assen verlesen wurde.

Die Familie war im Oktober 2019 auf dem abgelegenen Hof beim Dorf Ruinerwold im Nordosten des Landes entdeckt worden. Der Vater hatte dort mit sechs Kindern neun Jahre lang unbemerkt gelebt. Der Niederländer sowie der Österreicher Josef B. waren unter dem Verdacht der Freiheitsberaubung festgenommen worden.

Der Vater soll auch zwei Kinder vergewaltigt haben. Er lebte neun Jahre lang mit den Kindern auf dem Hof in der Provinz Drenthe nahe der deutschen Grenze, ohne dass Nachbarn dies wussten. Er hatte eine Art Natursekte gegründet. D. ist nach einem schweren Schlaganfall nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nicht prozessfähig.

Der Österreicher B. hatte den Hof gemietet und die Familie ernährt. Er weist alle Vorwürfe zurück. Er war im Oktober vorläufig freigelassen worden. Er muss sich zu einem späteren Zeitpunkt verantworten. Über die Einstellung des Verfahrens gegen den Vater muss das Gericht entscheiden. Der Fall war im Oktober 2019 ans Licht gekommen, als einer der Söhne in einer Bar im Dorf um Hilfe gebeten hatte. Die Mutter war bereits vor Jahren gestorben.