Riesenrad in Wien
ORF.at/Christian Öser
CoV-Ampel

Wien wieder rot

Nach zwei Wochen auf Orange hat die Coronavirus-Kommission am Donnerstag die Bundeshauptstadt Wien auf der CoV-Ampel wieder als rot eingestuft. Damit ist Oberösterreich aktuell das einzige Bundesland, für das nicht die höchste Risikostufe verhängt wurde. Die 7-Tage-Inzidenz in Wien lag zuletzt bei 124,9.

Niedrigere Werte verzeichnen neben Oberösterreich (96,8) auch Vorarlberg (72) und Tirol (73,7). Der höchste Wert bei der 7-Tage-Inzidenz findet sich derzeit in Kärnten mit 147,3, danach folgen Salzburg (127,7) und die Steiermark (126). Nach der Sitzung der Kommission wurde auf ein weiterhin bundesweit „sehr hohes Niveau“ verwiesen.

Die Kommission beriet sich am Donnerstag auch zur Entwicklung bei den Virusvarianten. Daten würden nahelegen, dass die zuerst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7 das Infektionsgeschehen bereits dominiert. Der Anteil an N501Y-positiven Fällen – das umfasst die Großbritannien-, Südafrika- und Brasilien-Varianten – an der 7-Tages-Inzidenz lag für die Kalenderwoche sechs in Wien bereits bei 51 Prozent, in Niederösterreich bei 50 Prozent, in Tirol bei 61 Prozent und im Burgenland bei 72 Prozent, auch Salzburg und Oberösterreich zeigen bereits Anteile von über 40 Prozent (Stand 17.2.2021).

Epidemiologe Gartlehner zieht Bilanz

Gerald Gartlehner, Epidemiologe an der Donau-Universität Krems, zieht Bilanz über das erste Jahr der Coronavirus-Pandemie und gibt einen Ausblick, wie die nähere Zukunft mit dem Virus ausschauen könnte.

Varianten bereits stark verbreitet

Thema war zudem die starke Verbreitung der zuerst in Südafrika nachgewiesenen Virusvariante B1.351 in Tirol. Die mittels PCR auf die Mutation hin untersuchten Proben zeigten für die Kalenderwoche sechs einen Anteil von 26 Prozent an Verdachtsfällen dieser Variante. Die Datenlage würde aktuell dafür sprechen, dass Tirol bisher am stärksten von der Variante betroffen ist. Die Kommission verwies darauf, dass die Virusvariante laut dem gültigen Forschungsstand schlechter durch Antikörper neutralisiert werde, wodurch es auch zu Reinfektionen kommen könne. Derartige Fälle seien in Tirol bereits nachgewiesen worden.

Nicht zuletzt aufgrund der Virusvarianten empfahl die Kommission die Beibehaltung von Maßnahmen zur Kontaktreduktion sowie regelmäßige flächendeckende Testungen. Es sei darauf Rücksicht zu nehmen, dass die erforderliche Akzeptanz der Bevölkerung gewährleistet wird. Die praktischen Auswirkungen der Ampelschaltungen sind allerdings null.

Wien nur kurz orange

Von Anfang November bis Anfang Februar hatte für das gesamte Bundesgebiet ein „sehr hohes Risiko“ und damit eine rote Färbung gegolten. Am 4. Februar galten für Wien, eine Woche später für Oberösterreich ein „hohes Risiko“ und damit die Farbe Orange. Der relativ rasche Anstieg bei Neuinfektionen in der vergangenen Woche dürfte nun die Kommission zu einer Verschärfung bewogen haben.

Positiv für Wien ist, dass man bei 71 Prozent der Fälle die Infektionsquelle kenne. Den schlechtesten Wert habe hier die Steiermark mit 45 Prozent. Wien hat mit 48 Prozent auch den mit Abstand größten Anteil an asymptomatischen Fällen. Zufrieden mit dem Contact-Tracing zeigte sich am Donnerstag auch Oberösterreich: Der Krisenstab des Landes betonte, dass man derzeit rund 80 Prozent der Infektionen zurückverfolgen könne.

Das sei vor allem bei einem Mutationsverdacht besonders wichtig, sagte Carmen Breitwieser, Chefin des Krisenstabs der APA. Fallhäufungen würden im Moment nur vereinzelt auftreten, meist im familiären oder betrieblichen Umfeld, und seien daher gut abgrenzbar. „Größere Cluster sind uns derzeit nicht bekannt.“ Hilfreich sei, dass viele Betriebe testen und so helfen, Infektionen rasch zu entdecken, so Breitwieser. Andere Bereiche wie Schulen sowie Alters- und Pflegeheime würden derzeit „ein relativ stabiles Bild“ zeigen.