Erste Fotos des Marsrover „Perseverance“
AP/NASA/Bill Ingalls
„Perseverance“

NASA-Rover landete auf dem Mars

Der US-Rover „Perseverance“ („Durchhaltevermögen“) ist erfolgreich auf dem Mars gelandet. Das teilte die US-Raumfahrtbehörde (NASA) am Donnerstag mit. Der Roboter war im Juli 2020 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus gestartet und soll nun auf dem Mars nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens suchen.

Der Roboter setzte mit einem riskanten Manöver in einem bisher noch nie an Ort und Stelle untersuchten ausgetrockneten See namens Jezero Crater auf. „Perseverance“ sendete bereits kurz nach dem Landen erste Bilder zur Erde. Die Mission gilt als Meilenstein: Weniger als die Hälfte aller bisher gestarteten Marsmissionen waren erfolgreich, denn Landungen auf dem Roten Planeten sind durch die dünne Atmosphäre schwierig. Der rund 2,5 Milliarden Dollar (etwa 2,2 Milliarden Euro) teure NASA-Rover war im Rahmen der Mission Mars 2020 rund acht Jahre lang entworfen und gebaut worden.

Das Manöver galt als Drahtseilakt und wurde weltweit mit Spannung verfolgt. Erst die erlösenden Worte „Landung bestätigt“ der Operationsleiterin Swati Mohan sorgten für Jubel. Die gefährliche Phase des Landeanflugs auf den Mars begann mit dem Eintritt des Rovers in die Marsatmosphäre. Dann öffnete sich ein Landefallschirm, ein Hitzeschild wurde abgestoßen, Triebwerke bremsten die Geschwindigkeit weiter ab, und „Perseverance“ landete schließlich auf dem Mars. Das Landemanöver war extrem kompliziert. Die NASA sprach im Vorfeld von „sieben Minuten des Schreckens“.

Erstes Foto des Marsrover „Perseverance“
APA/AFP/NASA
Das erste Bild, das „Perseverance“ vom Mars gesendet hat

Erster Drohnenflug auf einem anderen Planeten

An Bord hat der rund 1.000 Kilogramm schwere Roboter von der Größe eines Kleinwagens unter anderem wissenschaftliche Instrumente, 23 Kameras, einen Laser – und zahlreiche NASA-Premieren: Erstmals werden mit „Perseverance“ Mikrofone auf den Mars geschickt, und erstmals sollen in einer gemeinsam mit der Europäischen Raumfahrt Agentur (ESA) entwickelten Mission Proben vom Mars zurück zur Erde gebracht werden.

Eine Premiere soll auch der erste Helikopterflug auf einem anderen Planeten werden. Mit „Perseverance“ landete auch das ultraleichte Fluggerät „Ingenuity“ auf dem Mars. Ein Flug mit dem drohnenartigen Gerät ist eine besondere Herausforderung, weil die Marsatmosphäre nur ein Prozent der Dichte der Erdatmosphäre hat. Der Helikopter musste so leicht wie möglich gebaut werden, damit er in der extrem dünnen Marsatmosphäre abheben kann. Er wiegt gerade einmal 1,8 Kilogramm. Ein Team der Universität Klagenfurt unter der Leitung von Stephan Weiss entwickelte für den Minihelikopter ein Navigationssystem.

Modell des Marsrover
APA/AFP/Patrick T. Fallon
Ein Modell des Rovers

Know-how aus Österreich steckt auch in den „Augen“ von „Perseverance“. An zwei Kameras mit den Namen „Mastcam Z“ hat ein österreichisches Wissenschaftlerteam unter der Leitung des Grazer Digitalisierungsexperten Gerhard Paar von Joanneum Research mitgearbeitet. Die Kameras befinden sich laut Paar zwei Meter über der Marsoberfläche und sind an einem Mast befestigt. Sie können, so der österreichische Wissenschaftler, gleichzeitig geschwenkt werden – in jede Richtung.

NASA-Rover auf dem Mars gelandet

Am Donnerstag sind die USA mit einem Rover auf dem Mars gelandet. In der 200 Tage dauernden Mission soll nach Leben und Wasser auf dem Roten Planeten gesucht werden.

Erdnüsse in Einzelpackungen

„Was für ein wundervoller Tag“, sagte der kommissarische NASA-Chef Steve Jurczyk nach der Landung. „Was für ein wundervolles Team, das durch alle Widrigkeiten und Herausforderungen gearbeitet hat, die die Landung eines Marsrovers mit sich bringt – und dann auch noch die Herausforderungen der Coronavirus-Pandemie.“ Wegen der Pandemie war nur rund die Hälfte der NASA-Mitarbeiter im Kontrollzentrum anwesend, die normalerweise bei einem solchen Manöver dort arbeiten würden.

Sie trugen Masken, hielten Abstand voneinander und umarmten sich nach der Bestätigung über die erfolgreiche Landung nicht wie üblich, sondern stießen im Jubel lediglich ihre Fäuste gegeneinander. „Das Team rastet völlig aus, das ist alles so surreal“, sagte Chefingenieur Rob Manning. Die große Plastikdose Erdnüsse, die vor einem solchen Landeversuch normalerweise herumgereicht wird und Glück bringen soll, sei durch individuelle Päckchen für jeden ersetzt worden, hatte er zuvor verraten.

„Ich bin sicher auf dem Mars“, teilte „Perseverance“ nach der Landung via Kurznachrichtendienst Twitter mit. „Durchhaltevermögen bringt dich überall hin.“ Auch auf dem Twitter-Profil der NASA wurde die Landung bestätigt – aber auch hinzugefügt: „Der Countdown zum Mars ist abgeschlossen, aber die Mission hat gerade erst begonnen.“

Fünftes Fahrzeug der NASA auf dem Mars

Der Rover ist bereits das fünfte Fahrzeug, das die NASA zum Mars bringt. 1997 landete der „Sojourner“, der nur rund drei Monate lang mit der Erde Kontakt halten konnte. 2004 folgten die Zwillingsrover „Spirit“ und „Opportunity“. 2012 landete „Curiosity“ auf dem Mars, und zwar mit jener Technologie, die jetzt auch bei „Perseverance“ zum Einsatz kommt.

Start der Marsrover-Mission
Reuters/NASA/Joel Kowsky
Der NASA-Roboter war bereits im Juli gestartet

Weniger als die Hälfte aller bisher gestarteten Marsmissionen waren erfolgreich, denn Landungen auf dem Mars sind durch die dünne Atmosphäre schwierig. Hinzu kommt die große Entfernung zwischen Erde und Mars – die Reise dauert sieben Monate. Die Entfernung verhindert, dass eine Kommunikation in Echtzeit zwischen dem NASA-Team und der Raumsonde stattfinden kann. Ein Signal vom Rover zur Erde braucht – laut NASA – zwölf Minuten.

Forschungsreisen zum Mars haben derzeit nichtsdestoweniger Hochkonjunktur: In der vergangenen Woche waren kurz hintereinander Raumsonden erst aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und dann aus China erfolgreich in die Umlaufbahn des Planeten eingeschwenkt. „Al-Amal“, die Sonde der VAE, soll nicht landen, das Aufsetzen des chinesischen Raumschiffs „Tianwen 1“ ist in zwei bis drei Monaten geplant.