Studie: Hohe Dunkelziffer bei Gewalt und Belästigungen

Die Zahl der Gewalttaten und Belästigungen in der EU ist laut einer Umfrage weit höher, als offizielle Daten zeigen. Rund neun Prozent der EU-Bürger und -Bürgerinnen wurden in den fünf Jahren vor der Befragung Opfer einer Gewalttat, 41 Prozent einer Belästigung, wie aus einer heute veröffentlichten Studie mit Umfragedaten aus dem Jahr 2019 der EU-Agentur Grundrechte (FRA) hervorgeht. Nur ein Drittel der Opfer meldete den körperlichen Angriff der Polizei, ein Zehntel die Belästigung.

In Österreich antworteten auf die Frage, ob sie innerhalb der vergangenen fünf Jahre Opfer einer Gewalttat geworden seien, 13 Prozent mit Ja. Opfer einer Belästigung wurden laut den Angaben 57 Prozent. Bei der Befragung gaben 81 Prozent an, die an ihnen verübte Gewalttat nicht gemeldet zu haben. 92 Prozent berichteten, keine Beschwerde aufgrund der Belästigung eingereicht zu haben.

Junge besonders betroffen

Besonders betroffen sind der Studie zufolge junge Menschen. Fast jede vierte Person im Alter von 16 bis 29 Jahren erlebte in den fünf Jahren vor der Befragung körperliche Gewalt. Unter anderen Alterskategorien erfuhr eine von zehn Personen oder weniger Gewalt.

Gewalterfahrungen waren der Studie zufolge in einigen Bevölkerungsgruppen häufiger: Stärker betroffen waren Menschen mit Beeinträchtigung (17 Prozent in den fünf Jahren vor der Befragung) und Menschen, die sich einer ethnischen Minderheit zugehörig fühlen (22 Prozent), sowie Personen, die sich selbst als lesbisch, schwul, bisexuell oder anders bezeichnen (19 Prozent).

Über ein Drittel der Gewalt zu Hause

Die in Wien ansässige FRA forderte von den EU-Staaten, Frauen besser zu unterstützen. Mehr als ein Drittel der körperlichen Gewalt gegen Frauen (37 Prozent) fand laut der Umfrage zu Hause statt, mit psychischen Nachwirkungen bei 69 Prozent der Opfer.

In nahezu drei von vier Vorfällen sexueller Belästigung (72 Prozent) an Frauen war der Täter jemand, den sie nicht kannten. Die meisten dieser Vorfälle fanden in der Öffentlichkeit statt.

Österreich gehört zu jenen EU-Staaten mit den höchsten Punktezahlen für folgende drei Aktionen: Bereitschaft zu intervenieren, die Polizei zu rufen und vor Gericht auszusagen. Für die Umfrage wurden im Jahr 2019 insgesamt 32.537 Interviews in der Europäischen Union durchgeführt.