Menschen stellen sich an, um Propantanks aufzufüllen
AP/David J. Phillip
Kälte in Texas

Nach Strom wird Wasser knapp

Heftiges Winterwetter sorgt in Teilen der USA weiter für Probleme. Nachdem Winterstürme vor allem in Texas in Millionen Haushalten und Geschäften Stromausfälle verursacht hatten, gibt es nun Schwierigkeiten mit der Wasserversorgung. Das Weiße Haus sagte am Donnerstag,die extremen Wetterereignisse seien auf den Klimawandel zurückzuführen.

In Texas fehlte am Donnerstag noch immer etwa 325.000 Haushalten und Geschäften der Strom. Die Website Poweroutage.us verzeichnete Stromausfälle unter anderem auch im benachbarten Louisiana und in Mississippi. Die Lage verbesserte sich im Vergleich zu den vergangenen Tagen aber deutlich.

Nun dräut aber das nächste Problem: In mehreren Städten in Texas, darunter in der Hauptstadt Austin, wurden Millionen Menschen angewiesen, das Leitungswasser vor dem Gebrauch abzukochen. In der Stadt Kyle bei Austin erging ein dramatischer Appell an die Bürgerinnen und Bürger: „Bitte verwenden Sie Wasser nur, um das Leben aufrechtzuerhalten. Wir stehen kurz davor, dass die Wasservorräte in Kyle zur Neige gehen.“ Der Bürgermeister von Houston, Sylvester Turner, sagte, dass die Einwohner in der viertgrößten Stadt der USA das Leitungswasser wahrscheinlich bis Sonntag oder Montag abkochen müssen.

Menschen in Houston (Texas) warten auf das Abfüllen von Wasser mit Behältern
AP/David J. Phillip
In Teilen von Texas wird das Wasser knapp

Knapp vor dem völligen Zusammenbruch

Tage nach Beginn des ungewöhnlichen Wintereinbruchs in Texas wurde am Donnerstag deutlich, dass das Stromnetz in dem Bundesstaat knapp an einem folgenschweren Komplettzusammenbruch vorbeigeschrammt ist. Der Chef des Stromnetzbetreibers Ercot, Bill Magness, sagte, es sei um „Sekunden und Minuten“ gegangen, weshalb das Netz rasch durch kontrollierte Unterbrechungen der Stromversorgung entlastet werden musste.

Die „extremen Wetterereignisse“, die die USA in dieser Woche in der Mitte, im Süden und am Donnerstag auch im Osten des Landes erlebten, hätten wieder einmal gezeigt, „dass der Klimawandel real ist und jetzt stattfindet und dass wir nicht ausreichend darauf vorbereitet sind“, sagte die Heimatschutzberaterin von US-Präsident Joe Biden, Liz Sherwood-Randall, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

Weißes Haus verteidigt grüne Energiequellen

Die Stromnetze – insbesondere in Texas – seien den Anforderungen nicht gewachsen, und die Infrastruktur sei nicht darauf ausgelegt, solch extremen Bedingungen standzuhalten. „Wir wissen, dass wir nicht einfach nur auf extreme Wetterereignisse reagieren können; wir müssen mit ihnen rechnen und auf sie vorbereitet sein“, sagte Sherwood-Randall.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, sagte, Biden habe vor zwei Tagen mit dem republikanischen Gouverneur von Texas, Greg Abbott, gesprochen. Abbott hatte die Versorgungskrise zunächst auf die Bemühungen der Demokraten zurückgeführt, auf grüne Energiequellen umzusteigen und sich von fossilen Brennstoffen zu lösen.

Psaki wies darauf hin, dass die texanische Behörde, die das Stromnetz des Staates betreibt, selbst gesagt hatte, dass Ausfälle bei der Solar- und Windenergie der „am wenigsten bedeutende Faktor bei dem Blackout“ waren. Berichte, die etwas anderes suggerierten, seien ungenau.

Der republikanische Senator Ted Cruz
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Nicht nur in Sozialen Netzwerken wurde Ted Cruz für seine Reise heftig kritisiert

Cruz’ unkorrekte Reise nach Cancun

Mitten in der Krise handelte sich der prominente texanische Senator Ted Cruz scharfe Kritik ein. Der Republikaner war am Mittwoch mit seiner Familie nach Cancun in Mexiko geflogen. Fotos des reisenden Senators wurden in Social Media mit empörten Kommentaren bedacht – ihm wurde vorgeworfen, die Menschen und Wähler in seinem Heimatbundesstaat inmitten großer Not alleine zu lassen, um sich in der Sonne zu amüsieren. Dann verstrickte sich Cruz in Widersprüche.

Nach Stunden der Funkstille zitierten US-Medien am Donnerstag zunächst aus einer Stellungnahme, in der Cruz die Reise als väterliche Pflicht rechtfertigte. Da der Schulunterricht gestrichen sei, hätten seine Töchter einen Trip mit Freunden machen wollen. Weil er „ein guter Vater“ habe sein wollen, sei er mit ihnen geflogen.

„Bleiben Sie einfach zu Hause“

Dem TV-Sender Telemundo sagte er am Donnerstag vor seinem Rückflug nach Texas, er habe seine Töchter lediglich in Cancun abgesetzt und sei nun auf dem Weg, „um zu versuchen, den Strom wieder zum Laufen zu bringen“. Später sagte er vor Reportern, dass er das Wochenende mit der Familie in Mexiko verbringen wollte. Er habe aber „fast in dem Moment, als ich mich ins Flugzeug setzte“, Zweifel bekommen.

Zurück in Texas sagte Cruz: „Es war offensichtlich ein Fehler, und im Nachhinein hätte ich es nicht getan. (…) Ich kann verstehen, warum die Menschen verärgert sind.“ Anfang der Woche hatte Cruz in einem Radiointerview noch gewarnt: „Es könnte passieren, dass in dieser Woche bis zu hundert Menschen in Texas ums Leben kommen, also riskieren Sie es nicht, bringen Sie Ihre Familie in Sicherheit und bleiben Sie einfach zu Hause und drücken Sie Ihre Kinder!“