Leerer Schanigarten
ORF.at/Georg Hummer
Gastronomie, Hotellerie

Öffnung rückt in Sichtweite

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat am Freitag bekanntgegeben, dass es erste Öffnungsschritte für Gastronomiebetriebe und Hotels mit Eintrittstests bereits im März geben könnte. Die Entscheidung darüber fällt am 1. März, abhängig gemacht wird sie vom weiteren Infektionsgeschehen.

In den Bereich des Möglichen sei eine „vielleicht frühere Öffnung“ gerückt, weil die Wirte nun nicht mehr gegen Eintrittstests seien, sagte der Kanzler. „Das Blatt hat sich gewendet“, alle Branchenvertreter und -vertreterinnen hätten sich am Freitag bei Unterredungen im Kanzleramt für das System der Eintrittstests ausgesprochen, sagte Kurz.

Vereinbart wurde, dass die Branchen bis zum 1. März „Konzepte zu Eintrittstests erarbeiten“, wie es „gelingen könnte, trotz Pandemie weitere Öffnungsschritte vereinbaren zu können“. All das „hängt vom Infektionsgeschehen ab“, sagte der Bundeskanzler. Es gelinge nur, „wenn möglichst viele Menschen mitmachen und ihre sozialen Kontakte reduzieren“, sagte Kurz. „Wenn es zu einem stark steigenden Infektionsgeschehen kommt, machen weitere Öffnungsschritte keinen Sinn.“

„Auf dem Weg zum Testweltmeister“

Der 1. März sei „der Tag, an dem entschieden wird“, wie der weitere Fahrplan aussehe, hatte zuvor auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einer Bilanzveranstaltung mit Expertinnen und Experten nach einem Jahr Pandemie gesagt. Der Minister verwies auf laufende Gespräche mit Kulturinstitutionen und der Gastronomie.

Kurz bezeichnete das Testen als „die beste Möglichkeit, trotz Pandemie etwas mehr an Freiheit zurückzugewinnen, anstatt im Dauerlockdown zu verharren“. Bei Friseuren und anderen körpernahen Dienstleistern habe das Konzept gut funktioniert, es sei „erfreulich, dass die Branchenvertreter der Gastronomie nun auch bereit sind, beim Eintrittstesten mitzumachen“, sagte der Kanzler. Österreich sei „auf dem Weg zum Testweltmeister“.

Neue Forderungen aus der Gastronomie

Ostern – das ist Vertreterinnen und Vertretern der Gastronomie und Hotellerie zu spät. Sie wollen schon früher wieder öffnen und haben dafür am Vormittag dem Kanzleramt Ideen präsentiert. Ähnlich wie beim Friseur soll ein negativer Test den Besuch im Restaurant und im Hotel ermöglichen. Wo es möglich ist, soll auch eine FFP2-Maske getragen werden.

Drängen der Wirtschaft wird stärker

Im Vorfeld des Gipfeltreffens am Freitag waren aus der Wirtschaft immer lautere Rufe nach Öffnungsschritten gekommen. Hotellerie und Wirte hätten bereits umfangreiche Sicherheits- und Präventionskonzepte vorgelegt, es brauche Lockerungen noch vor Ostern, forderte etwa Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf. Die Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung, Michaela Reitterer, verwies darauf, dass es in Hotels bisher kaum Ansteckungen gegeben habe und dass alle Voraussetzungen für ein funktionierendes Contact-Tracing gegeben seien.

Susanne Kraus-Winkler, Obfrau für den Fachverband Hotellerie in der Wirtschaftskammer und als solche auch bei den Gesprächen am Freitag dabei, sagte im Ö1-Mittagsjournal, die Politik rede zwar „sehr, sehr offen“ mit den Branchenvertreterinnen und -vertretern, aber: „Die Regierung hat zu wenig Fakten, um Entscheidungen in unsere Richtung derzeit zu treffen, und ist daher extrem zögerlich. Sie haben Sorge, dass, wenn zu früh geöffnet wird, letztlich dann ein größeres Problem entsteht. Ja, es ist Verständnis da, und nein, es ist vielleicht da und dort zu wenig an Vertrauen in unsere Branche da, dass wir sehr wohl auch Wege finden würden, ein sicheres Öffnen zu organisieren.“

Gastrogipfel im Bundeskanzleramt
APA/Helmut Fohringer
Der „Gastrogipfel“ am Freitag brachte noch keine Entscheidung

„Scheibchenweises“ Warten

Dennoch wolle sie Ostern noch nicht aufgeben, sagte Kraus-Winkler. Allerdings räumte sie ein, dass „das Einzige, was wir an Zugeständnis bekommen haben, ist, dass man sich auf jeden Fall jetzt die Entwicklung der Zahlen bis 1. März nochmals ansehen wird und dass man einen Prozess starten möchte“. Man hätte aber gerne gehört, dass „wir am Soundsovielten öffnen dürfen“, so Kraus-Winkler. Doch „wie üblich scheibchenweise warten wir jetzt wieder circa zehn Tage“.

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) erklärte den Gipfel zum Teil eines „Restart-Prozesses, damit wir am Tag X bereit sind“. Gastronomie und Tourismus würden zu den sichersten Branchen zählen, wenn sie wieder öffnen dürfen. „Ich stehe da an der Seite der Branche“, so Köstinger. Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer sagte nach dem Treffen, er sei guter Hoffnung für Öffnungsschritte noch vor Ostern. Treffen in Lokalitäten nach einem Test seien sicherer als die derzeitigen illegalen Treffen zu Hause. Eine reine Öffnung der Gastgärten lehnte Mahrer ab, diese sei betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll.

NEOS: „Wer soll sich da noch auskennen?“

Kritik kam am Freitag von NEOS und FPÖ. Anfang der Woche hätten „Kurz und Anschober noch erklärt, der Lockdown für die Gastronomie, den Tourismus und den Kulturbereich werde fix bis ,rund um Ostern’ verlängert – heute heißt es vom Kanzler plötzlich, es sei noch nicht sicher, was nach dem 1. März passieren wird“, hielt NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn fest. „Wer soll sich denn da noch auskennen?“ Seitens der FPÖ hieß es, Kurz habe zu dem Gipfel nur die „Gastro-Hautevolee“ eingeladen. „Wenn noch länger mit Entscheidungen gewartet wird“, gäbe es „nichts mehr zu retten.“