Hanau erinnerte an Opfer von rassistischem Anschlag

Ein Jahr nach dem rassistischen Anschlag mit neun Toten in der deutschen Stadt Hanau hat die Stadt gestern Abend mit einer Gedenkfeier an die Opfer erinnert. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wandte sich in seiner Rede direkt an die Hinterbliebenen und räumte Versäumnisse des Staates ein.

Übertragung der Rede von Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Gedenkfeier für die neun Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau
Reuters/Kai Pfaffenbach

Der Staat habe „sein Versprechen von Schutz und Sicherheit und Freiheit“ gegenüber den Opfern „nicht einhalten können“, sagte Steinmeier. Das bedrücke ihn zutiefst. Der deutsche Bundespräsident zeigte sich besorgt über die Gefahr eines Vertrauensverlustes: „Ich weiß: Das berührt Ihr Vertrauen in diesen, in unseren, in Ihren Staat“, sagte er. „Das darf uns nicht gleichgültig sein, denn der Staat, die Demokratie braucht Vertrauen.“ Wo es Fehler oder Fehleinschätzungen gegeben habe, „da muss aufgeklärt werden“, mahnte Steinmeier.

Hinterbliebene fordern lückenlose Aufklärung

Nach Steinmeiers Rede wandten sich Hinterbliebene in kurzen Botschaften auf der Gedenkfeier an die Öffentlichkeit. Sie warfen den Behörden Fehler vor: Sie seien unzureichend über den Tatablauf informiert werden, der Täter hätte am Erwerb einer Waffe gehindert werden müssen, die Polizei hätte dem Täter vor der Tat auf die Spur kommen müssen. Die Hinterbliebenen forderten bei der Veranstaltung eine lückenlose Aufklärung von Behördenversagen.

Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-jähriger Deutscher in zwei Bars in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln gezielt getötet. Anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst. Die deutsche Bundesanwaltschaft attestierte dem Täter eine zutiefst rassistische Gesinnung. Der Täter sei von „Hass- und Vernichtungsfantasien“ geleitet worden, sagte Steinmeier in seiner Rede.