Lukaschenko traf Putin auf der Skipiste

Gut ein halbes Jahr nach Beginn der Proteste in Weißrussland haben Machthaber Alexander Lukaschenko und Russlands Präsident Wladimir Putin die enge Zusammenarbeit beider Länder betont. „Es vergeht kein Tag, an dem unsere Kollegen nicht miteinander reden und bestimmte Probleme lösen“, sagte der Kreml-Chef bei einem Treffen in der russischen Stadt Sotschi, das in Ausschnitten im Staatsfernsehen zu sehen war.

Lukaschenko nannte seinen Kollegen einen ihm „nahestehenden Menschen“. Die beiden Staatschefs fuhren nach einem einstündigen Gespräch gemeinsam Ski.

Putin und Lukaschenko fahren gemeinsam Ski
AP/Sputnik/Kremlin Pool Photo/Alexei Druzhinin

Putin kündigte weitere Lieferungen des russischen Coronavirus-Impfstoffes „Sputnik V“ nach Weißrussland an. „Wir müssen die Anstrengungen vereinen, auch mit unseren europäischen Kollegen“, sagte er. Lukaschenko zufolge will sein Land bis Herbst ein eigenes Vakzin entwickeln.

Die beiden Staatschefs hatten sich das letzte Mal im September getroffen, ebenfalls in Sotschi. Dabei sicherte Putin dem finanziell angeschlagenen Nachbarland einen Milliardenkredit zu. Nun sagte der Kreml-Chef, die Zusammenarbeit der Industrien beider Länder sei wichtiger als „die direkte finanzielle Unterstützung“ aus Moskau.

Starke gegenseitige Abhängigkeit

Die Wirtschaft von Weißrussland ist stark abhängig von Russland, das etwa Öl und Gas liefert. Moskau sieht seinen Nachbarn und Verbündeten auch als strategisch wichtige Pufferzone zur NATO.

Nach der weithin als gefälscht geltenden Präsidentenwahl am 9. August kam es in Weißrussland zu Massenprotesten. Zuletzt gab es allerdings nur noch vereinzelt Aktionen. Lukaschenko hatte sich nach 26 Jahren an der Macht mit 80,1 Prozent der Stimmen für eine sechste Amtszeit bestätigen lassen. Die EU erkennt ihn nicht mehr als Präsidenten an und hat bereits Sanktionen gegen die autoritäre Führung verhängt. Russland drängte Lukaschenko immer wieder zu einer Verfassungsreform.

Zumindest in dem vom Staatsfernsehen ausgestrahlten Teil der Gespräche war das kein Thema. Beobachterinnen und Beobachter hatten erwartet, dass Putin bei dem Treffen den Prozess gegen den ersten prominenten inhaftierten Oppositionellen in Weißrussland thematisiert. Viktor Babariko war in Weißrussland Leiter der Tochter der russischen Gasprombank. Er wollte bei der Wahl gegen Lukaschenko antreten, wurde aber festgenommen.