Kellnerin in einem Gastgarten
APA/Helmut Fohringer
Öffnung

Gastronomie hofft auf 15. März

Im Vorfeld der Regierungsberatungen über Öffnungen am Montag deponiert die Gastronomie ihre Wünsche – konkret: erste Öffnungsschritte ab 15. März, rund zwei Wochen vor Ostern also. Dazu sei man bereit, ein umfangreiches Sicherheitskonzept umzusetzen und nicht nur die Mitarbeiter regelmäßig zu testen, sondern auch alle Gäste auf aktuelle negative Tests zu kontrollieren, sagte Fachgruppenobmann Mario Pulker am Dienstag vor Journalisten. FPÖ und NEOS machten sich ebenfalls für Öffnungsschritte stark. Der Molekularbiologe Michael Wagner warnte davor.

„Lassen Sie uns öffnen, wir können damit umgehen“, appellierte Pulker an die Regierung. Die Branche habe der Regierung zugesagt, dass nur getestete Gäste in die Lokale gelassen werden, „damit können die getesteten Gäste in unserem lokal unbekümmert ihr Getränk genießen, unbekümmert konsumieren“, so Pulker. In einer Umfrage hätten 81 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher gesagt, sie würden sich für einen Besuch im Wirtshaus testen lassen.

So wäre die Öffnung der Gastronomie ein großer Schub für flächendeckende Tests, so Pulker. Das würde helfen, besonders ansteckende Personen rascher zu identifizieren. Jetzt würden 50 Prozent aller Ansteckungen im privaten Bereich stattfinden, es wäre viel sicherer, wenn sich stattdessen die Menschen frisch getestet in Lokalen treffen würden.

Gegen 20-Quadratmeter-Regel

Etwa 14 Tage Vorlaufzeit würde die Branche brauchen, um wieder hochzufahren, so Pulker. Nur die Schanigärten zu öffnen würde betriebswirtschaftlich allerdings keinen Sinn ergeben. Auch müssten die Betriebe abends aufsperren dürfen, zumindest bis 22.00 Uhr, besser bis 23.00 Uhr. Die genaue Öffnungszeit sei aber noch Teil der Verhandlungen. Überhaupt gebe es diese Woche laufende Verhandlungen mit dem Gesundheitsministerium.

20 Quadratmeter pro Gast wären wirtschaftlich für Lokale nicht möglich, aber auch nicht nötig, da ja alle Gäste und Mitarbeiter getestet wären. Wie vor dem Lockdown würden die Gastronomiebetriebe aber zwei Meter Abstand zwischen den Tischen einhalten und FFP2-Masken überall außer direkt beim Sitzen am Tisch vorgeben. Ohne Nachtgastronomie und Saisonbetriebe könnten 60 bis 70 Prozent der Gastronomiebetriebe die Chance nutzen, wieder aufzusperren, schätzt Pulker.

Selbsttests nicht zuverlässig genug

Selbsttests („Nasenbohrertests“) will die Gastronomie nicht akzeptieren, diese seien zu unzuverlässig, und das Schlimmste wäre, wenn in einem Betrieb ein Fall auftritt und dieser sperren muss, sagte Pulker. Daher werde man auch auf maximal 48 Stunden alten Tests bestehen. Auch die Gästeregistrierung, die es im Sommer schon gab, soll es wieder geben.

Pulker: Öffnung auch bei leichtem Anstieg

Nur wenn die Fallzahlen in den nächsten Tagen „explosionsartig“ wachsen, wäre eine Öffnung unmöglich, sagte Pulker. Selbst wenn die Zahlen leicht steigen, wäre die Öffnung aus seiner Sicht möglich, Pulker sieht sogar die Chance, dass durch die Verlagerung von Treffen aus dem unkontrollierten privaten Umfeld in die streng kontrollierte Gastronomie die Fälle zurückgehen könnten.

„Der Österreicher braucht sein Wirtshaus, er muss sich mit den Leuten zusammensetzen können, es muss für die Psyche wieder etwas Gutes getan werden können, und das geht eben nur mit einer geöffneten Gastronomie“, meinte Gastronomieobmann Pulker.

FPÖ will „Schutzschirm“ für Tourismus

FPÖ-Klubchef Herbert Kickl kündigte unterdessen einen Antrag im Parlament an, um eine Art „Schutzschirm gegen den Ausverkauf des Tourismus“ zu schaffen. Geht es nach der FPÖ, soll heimischen Investoren ein Vorkaufsrecht bei drohenden Verkäufen eingeräumt werden. „Es rollt eine Pleitewelle auf dieses Land zu“, begründete Kickl den freiheitlichen Antrag. Generell wiederholte Kickl seine Linie: „Aufsperren – solange es noch etwas gibt, das aufzusperren ist“. Abermals warnte der FPÖ-Klubchef vor „Zwangstests“, die rasch auch zu „Zwangsimpfungen“ führen könnten.

NEOS für Öffnung vor Ostern

Für eine Tourismusöffnung samt kontrolliertem „Hineintesten“ noch vor Ostern sprach sich NEOS-Mandatar Sepp Schellhorn in einer Pressekonferenz aus. Dass der Wintertourismus de facto schon gelaufen sei, muss aus seiner Sicht aber akzeptiert werden. Die Branche brauche jedenfalls „Planungssicherheit und eine gewisse Fahrt auf Sicht“.

Kritik übte er an der „erratischen“ Kommunikation der Bundesregierung zu diesem Thema. Bei NEOS ist man generell unzufrieden mit der Regierungsbotschaft, dass Österreich besser als andere Länder durch die Krise gekommen sei. Sehe man sich die Zahlen zur Übersterblichkeit und zum Wirtschaftseinbruch an, erkenne man, dass das nicht stimme, so Vizeklubchef Nikolaus Scherak.

„Unklarste Situation“ seit Langem

Aus wissenschaftlicher Sicht zeigte sich der Molekularbiologie Michael Wagner dagegen skeptisch. Er plädierte dafür, noch zuzuwarten, denn derzeit gebe es angesichts von neuen CoV-Varianten und gleichzeitig großflächigen Tests und der FFP2-Maskenpflicht die „unklarste Situation“ seit Langem. Eine belastbare Prognose zum Infektionsgeschehen in Österreich in den kommenden Wochen könne vermutlich momentan niemand abgeben. Wagner meinte: „Österreich macht hier gerade ein großes Experiment.“

Bei den Unmengen an Tests, die nun nahezu täglich durchgeführt werden, wisse man etwa nicht, ob sie im selben Umfang von Bevölkerungsgruppen wahrgenommen werden, in denen tendenziell das meiste Infektionsgeschehen zu erwarten wäre. Wie viele asymptomatisch Infizierte die verschiedenen Schnelltests identifizieren, sei ebenso nur schwer abzuschätzen. Dass nun viel getestet wird, begrüßte der Forscher freilich.