Lyon entfacht Streit über Veggie-Kost an Schulen

Die Entscheidungung der grün regierten Großstadt Lyon, in Schulkantinen nur noch fleischlose Mahlzeiten aufzutischen, sorgt in Frankreich für einen handfesten Streit über Veggie-Menüs an Schulen. Manche fürchten laut AFP bereits ein Gemüsediktat in der Heimat des verstorbenen Gastropapstes Paul Bocuse und der Lyoner Wurst.

Landwirtschaftsminister Julien Denormandie verurteilte den Ratsbeschluss von Lyon heute scharf: „Er ist aberwitzig aus Ernährungssicht und sozial gesehen eine Schande“, sagte der Agrarminister im Sender RTL. Denn weniger Wohlhabende könnten sich zu Hause kein Fleisch leisten. Innenminister Gerald Darmanin sprach von einer „Beleidigung für Bauern“ und einer „skandalösen Ideologie“ der Grünen.

„Prähistorische Debatte“

Doch in der Regierung werden auch Gegenstimmen laut: Umweltministerin Barbara Pompili bedauerte die aus ihrer Sicht „prähistorische Debatte“. Sie sprach von „überholten Klischees, nach denen vegetarische Ernährung unausgewogen ist“.

Die grüne Stadtverwaltung von Lyon begründet den Fleischverzicht übrigens nicht mit dem Umwelt- und Klimaschutz, sondern der Coronavirus-Pandemie. Das vegetarische Einheitsmenü soll dazu beitragen, die Schüler schneller in den Kantinen zu verköstigen und das Infektionsrisiko zu senken.

Grünen-Bürgermeister Gregory Doucet nennt das „gesunden Menschenverstand“ – und verweist darauf, dass bereits die vorherige Stadtverwaltung zum Coronavirus-Schutz im Frühjahr auf fleischloses Essen umgestellt hatte – ohne jeden Proteststurm.