Biontech-Pfizer-Impfstoff
Reuters/Hannah Beier
Breite Studie

Biontech-Vakzin schützt auch vor Infektion

Eine breit angelegte Studie in Israel zum Impfstoff von Biontech und Pfizer hat die sehr hohe Wirksamkeit des Mittels bestätigt. Der Impfstoff schützt nicht nur zu 94 Prozent vor Krankheitssymptomen – sondern auch zu 92 Prozent vor einer Infektion, heißt es in der am Mittwoch im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten Studie. Das könnte Auswirkungen auf die Ausbreitung des Virus haben.

Schon bisher galt der Impfstoff von Biontech und Pfizer als besonders effektiv, so wurde ein Wirksamkeitsgrad von 95 Prozent in Studien gezeigt. Diese wurden jedoch nur unter klinischen Bedingungen und mit wenigen tausend Testpersonen durchgeführt. Für die nun veröffentlichte Studie wurden aber die Daten von rund 600.000 bereits Geimpften in Israel verwendet – und den Daten von 600.000 Nichtgeimpften gegenübergestellt. Dabei wurden Alter, Geschlecht, geografische Herkunft und Gesundheitszustand beachtet.

Die Studie wurde im Dezember und Jänner durchgeführt und damit zu einer Zeit, in der sich die erstmals in Großbritannien beobachtete Mutante B.1.1.7 bereits in Israel ausbreitete. Damit geben die Ergebnisse wohl auch konkrete Hinweise darauf, wie wirksam der Impfstoff bei dieser Variante ist.

Wirksamkeit von 57 Prozent nach erster Dosis

Die Zahlen der klinischen Studien dürften also auch im tatsächlichen Einsatz halten. Schon nach der ersten Dosis ist der Impfstoff durchaus wirksam: So ergab der Vergleich eine Wirksamkeit von 57 Prozent des Biontech-Pfizer-Vakzins gegen Symptome einer Erkrankung am Coronavirus in einem Zeitraum von 14 bis 20 Tagen nach Verabreichung der ersten Impfdosis. Die Effektivität wuchs auf 94 Prozent sieben Tage nach der zweiten Impfung.

Frau wird gegen das Coronavirus geimpft
Reuters/Amir Cohen
Die großangelegte Impfaktion in Israel lässt Rückschlüsse auf die Wirksamkeit des Impfstoffs zu

Menschen, die das Vakzin ein zweites Mal erhielten, hatten der Studie zufolge auch ein 92 Prozent niedrigeres Risiko, überhaupt mit dem Coronavirus angesteckt zu werden, als Nichtgeimpfte. Nach der ersten Impfung liegt dieser Wert bei 46 Prozent. Das könnte auch die Ausbreitung eindämmen – allerdings befasst sich die Studie nur mit der Impfung und nicht mit der Ausbreitung. Die Nachrichtenagentur AP weist ebenfalls darauf hin, dass die Art der Studie nicht geeignet sei, Rückschlüsse auf die Verbreitung des Coronavirus zu ziehen.

Rückgang auch bei Hospitalisierung

Die Hospitalisierungen ließen sich entsprechend ebenfalls reduzieren. Schon nach der ersten Impfung konnten 74 Prozent der Krankenhausaufnahmen verhindert werden. Nach zwei Dosen ist der Impfstoff sogar zu 87 Prozent effektiv.

Auch bei den Altersgruppen gibt es positive Ergebnisse. Die Wirksamkeit des Mittels sei durch alle Altersgruppen hindurch in etwa gleich, Menschen über 70 Jahre eingeschlossen, sagte Ben Reis, einer der Autoren der Studie, der Nachrichtenagentur AFP. Gregory Poland, Impfexperte der Mayo Clinic, sagte, dass die Ergebnisse „ungemein ermutigend“ seien – „besser, als ich vermutet hätte“.

Stärkerer Fokus auf erste Dosis? Dritte Dosis im Test

Der US-Mediziner Poland stellt im Hinblick auf die guten Ergebnisse die Frage in den Raum, ob ein größerer Fokus auf die erste Dosis gelegt werden sollte. „Vielleicht ist es hier das Richtige, um die meisten Menschen zu schützen (…), dass man allen eine Dosis verabreicht, sobald man kann“, zitiert ihn die US-Agentur AP. „Ich glaube, das ist eine sehr vernünftige Strategie, die man in Betracht ziehen sollte.“

Pfizer und Biontech starten unterdessen eine Studie zur Wirksamkeit einer dritten Dosis ihres Impfstoffes bei den derzeit grassierenden Virusvarianten. Es solle untersucht werden, wie eine zusätzliche Gabe des Vakzins gegen die neuen Varianten wirke, teilten die beiden Impfstoffpartner am Donnerstag mit. So würde etwa Studienteilnehmern in den USA sechs bis zwölf Monate nach den ersten beiden Impfungen eine dritte verabreicht. „Die Studie zur Auffrischungsimpfung ist essenziell, um die Sicherheit einer dritten Dosis sowie die Immunität gegenüber derzeit kursierenden Stämmen nachvollziehen zu können“, sagte Pfizer-Chef Albert Bourla.

Rund die Hälfte der Israelis bereits geimpft

In Israel geht inzwischen die großangelegte Impfaktion weiter: Von den rund neun Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern haben bereits über 4,6 Millionen Menschen eine erste Dosis erhalten – die zweite Impfung wurde bei über drei Millionen Menschen durchgeführt.

Die Neuinfektionen blieben dennoch auf hohem Niveau: Die 14-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen in den letzten 14 Tagen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, lag zuletzt bei rund 630. Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte unterdessen eine umfassende Öffnung im April an, Details gibt es aber bisher nicht.