Grafik zur Entwicklung der CoV-Totenzahlen
ORF.at
Altersgruppe 85 plus

Wirkung der Impfung wird sichtbar

In Österreich und europaweit ist der zähe Fortgang der Impfungen seit Wochen eines der Hauptthemen. Denn alle Hoffnung im Kampf gegen die CoV-Pandemie ruht auf der Wirkung der Impfung. Eine aktuelle Datenauswertung von ORF.at zeigt, dass die Impfung jedenfalls die Todeszahl deutlich verringert. Der Effekt ist seit wenigen Tagen erstmals statistisch sichtbar.

Das langsame Anlaufen der Impfaktion war bisher vor allem dem Mangel an Impfstoffen geschuldet. Das wird sich in den nächsten Wochen aber deutlich ändern. Spätestens im April wird es nach derzeitiger Planung genügend Impfstoff geben. Dann wird sich zeigen, ob die Bundesländer – sie sind für die Durchführung der Impfungen zuständig – sich für ein starkes Hinaufskalieren der täglichen Impfungen ausreichend vorbereitet haben.

Auch wenn bei den verschiedenen Vakzinen noch nicht klar ist, wie sehr eine Immunisierung neben einer Erkrankung auch verhindert, dass man andere mit dem CoV-Virus ansteckt – eine, vielleicht die entscheidende, Wirkung der Impfung zeigt sich nun erstmals auch statistisch: Die Zahl der Toten geht in der Altersgruppe 85 plus signifikant zurück. Die Entwicklung wurde auf Nachfrage von ORF.at auch von der AGES bestätigt.

Klare Tendenz nach unten

Seit Beginn der Pandemie sind in Österreich mehr als 8.350 Menschen an Covid-19 gestorben – es gilt dabei die WHO-Definition: Ein Fall gilt als Covid-19-Toter, wenn sich der betroffene Patient noch nicht vollständig von Covid-19 erholt hatte und er nicht eindeutig an einer anderen Todesursache verstarb. Auch das wird ärztlich festgestellt und ins EMS (Elektronische Meldesystem) eingetragen.

Die absoluten Todeszahlen sind naturgemäß abhängig von der Entwicklung der Pandemie. Doch im Vergleich der Altersgruppen, bei denen bisher kaum oder deutlich weniger geimpft wurde, ist die Tendenz mehr als eindeutig. Waren von allen CoV-Toten vor einer Woche noch mehr als 50 Prozent 85 oder älter, so fiel dieser Anteil binnen einer Woche auf unter 40 Prozent. Auch bei den 75- bis 84-Jährigen zeichnet sich in den letzten beiden Tagen wohl eine Trendwende ab.

Auch eine Aufgliederung der Neuinfektionen nach Altersgruppen unterstreicht diesen Trend. Auch hier zeigt sich bei den drei Altersgruppen von 65 aufwärts ein deutlicher Rückgang – am stärksten fällt der Rückgang wieder bei den Ältesten aus. Auch das ein klarer statistischer Hinweis, dass die Impfung in den Altersgruppen, wo bereits breitflächig geimpft wird, für einen deutlichen Abfall bei den Ansteckungen führt.

Popper: Trend „noch sehr zart“

Der Simulationsforscher Niki Popper von der Technischen Universität (TU) Wien sagte gegenüber ORF.at, dass der Effekt auch nach internationalen Erfahrungswerten natürlich komme, aber jetzt noch „sehr zart“ sei. Umso wichtiger sei es, in dieser Phase nicht unvorsichtig zu werden. Weiterhin seien die Einhaltung der Distanzregeln, das Minimieren der sozialen Kontake und das Tragen einer FFP2-Maske unabhängig von einer Impfung die wichtigsten Schritte, um die Pandemie einzudämmen.

Biontech-Vakzin schützt auch vor Infektion

Eine breit angelegte Studie in Israel zum Impfstoff von Biontech und Pfizer hat die sehr hohe Wirksamkeit des Mittels bestätigt. Der Impfstoff schützt nicht nur zu 94 Prozent vor Krankheitssymptomen – sondern auch zu 92 Prozent vor einer Infektion, heißt es in der am Mittwoch im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten Studie. Das könnte Auswirkungen auf die Ausbreitung des Virus haben.

Ein Viertel der Ältesten geimpft

Das gilt umso mehr, als bisher nur ein geringer Teil der Gesamtbevölkerung geimpft ist, selbst bei den Ältesten ist nur ein vergleichsweise geringer Teil geimpft. Laut Bevölkerungsdaten der Statistik Austria mit Stand 2021 gibt es rund 224.000 Personen in der Gruppe 85 plus. Laut dem Impfdashboard des Gesundheitsministeriums haben derzeit knapp 57.000 aus dieser Gruppe, also rund ein Viertel, zumindest eine Impfung erhalten. In der deutlich größeren Gruppe der 75- bis 84-Jährigen – in der Altersgruppe befinden sich rund 621.000 Menschen – haben bisher 53.700 Menschen mindestens eine Impfung erhalten.

Phase zwei startet

In diesen Tagen läuft Phase eins des nationalen Impfplans, der im Februar aktualisiert wurde, aus, in der in allen Altersheimen geimpft wurde und zusätzlich Personal im Gesundheitsbereich und Hochrisikogruppen. Danach läuft Phase zwei an, in der vor allem Menschen höheren Alters und Personen in kritischer Infrastruktur geimpft werden. Mitte des zweiten Quartals beginnt Phase drei – ab dann wird die breite Bevölkerung geimpft. Freilich gibt es auch hier noch Priorisierungen: nach Alter, Gefährdung, aber auch Arbeits- und Wohnverhältnissen (etwa enger Wohnraum und damit höhere Ansteckungsgefahr).

Spätestens dann werden aber die größeren Impfstraßen, die von den Ländern geplant sind, auf voller Kapazität laufen. Dann, so der aktuelle Stand, wird die Belieferung mit den verschiedenen Impfstoffen kein Problem mehr sein. Bis dahin könnte eventuell auch ein weiterer Impfstoff, nämlich jener von Johnson & Johnson, in der EU zugelassen sein.