Wenn ein Impfstoff bereits die Zulassung bekommen hat, dann muss der veränderte Wirkstoff demnach nicht erneut das gesamte Verfahren durchlaufen. Eine klinische Testreihe über die Wirksamkeit mit einer geringen Zahl von Probanden sei ausreichend.
Nach vorliegenden Daten sind der EMA zufolge alle drei bisher zugelassenen Impfstoffe auch gegen die in der EU bekannten Virusmutationen wirksam. Trotzdem erscheine es laut EMA „notwendig, dass mit dem Aufkommen von Mutationen und neuen Variationen zugelassene Impfstoffe angepasst werden müssen, um den Schutz zu gewährleisten“.
Die Hersteller sollen die Bildung von Antikörpern testen und auch die Wirkung von nur einer verabreichten Dosis des modifizierten Impfstoffs bei Personen untersuchen, die zuvor bereits mit dem Originalvakzin geimpft wurden. Alle Qualitätsstandards bei der Herstellung und Sicherheit müssten dieselben sein, wie es vonseiten der EMA dazu noch heißt. In der EU sind bisher Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca zugelassen.
Bemühungen „sehr beruhigend“
Die EU-Kommission geht schließlich auch von einer stark steigenden Produktion von Coronavirus-Impfstoff in Europa aus. „Was wir im Moment sehen, ist sehr beruhigend“, sagte EU-Industriekommissar Thierry Breton am Donnerstag bei einer Anhörung im Brüsseler EU-Parlament. Alle Impfstoffhersteller verzeichneten demnach steigende Ertragszahlen ihrer Produktionsstätten.
Nach großen Lieferproblemen war die EU-Kommission heftig in die Kritik geraten. Um weitere Engpässe zu verhindern, hatte Kommissionschefin Ursula von der Leyen ihren Industriekommissar zum Leiter einer Taskforce ernannt, die in Zusammenarbeit mit den Pharmaunternehmen die Produktion aufstocken soll. Was er bei Besuchen sehe, „entspricht mehr oder weniger den Verpflichtungen, die die Unternehmen in ihren Verträgen eingegangen sind“, sagte Breton nun. Voller Erfolg sei noch nicht garantiert, „aber ich bin jetzt zuversichtlicher“, sagte der Franzose.
EU-Staaten für „strategischeren Ansatz“
Schließlich dominierte das Thema am Donnerstag auch den virtuellen Gipfel der Staats- und Regierungschefs. Diese mahnten in Richtung Impfstoffhersteller die Einhaltung der Verträge ein. Viele Fragen, vor allem zur Planbarkeit weiterer Impfungen, Transparenz bei der Produktion und Exporten, richteten sich aber auch an die EU-Kommission, die von ihrer Präsidentin von der Leyen vertreten wurde.
Die EU-Staaten wollen die Produktion von Coronavirus-Impfstoffen demnach beschleunigen und insgesamt einen „strategischeren Ansatz“ bei diesem Thema verfolgen, wie es mit Verweis auf erste Wortmeldungen aus EU-Ratskreisen hieß. Wie ein Sprecher von EU-Ratspräsident Charles Michel sagte, sei es am ersten Gipfeltag vorrangig darum gegangen, wie die Coronavirus-Impfungen beschleunigt und die gefürchteten Virusvarianten bekämpft werden könnten.
Kurz: „Breite Front für Grünen Pass“
Debattiert wurde demnach aber auch über die Einführung eines gemeinsamen EU-Impfpasses in Verbindung mit möglichen Vorteilen beim Reisen – Stichwort „Grüner Impfpass“. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sprach am Ende des Gipfeltages am Donnerstagabend von einer „breiten europäischen Front der Unterstützung für die Idee eines Grünen Passes“, also eines europäischen Zertifikats mit Erleichterungen für Geimpfte, Getestete oder Genesene. Viele Staaten, darunter Italien, Spanien, Griechenland, Kroatien, Bulgarien, Lettland, die Slowakei und Portugal, hätten das unterstützt.
Kurz hatte in diesem Zusammenhang vor dem virtuellen EU-Gipfel auch einen Alleingang Österreichs angekündigt. Laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) arbeite Österreich zwar „schon längst“ an der technischen Vorbereitung – im „Standard“-Interview forderte Anschober aber eine europäische Lösung. „Ein Alleingang beim Impfpass ist sinnlos“, zitiert die Zeitung Anschober: „Wir wollen ja nicht nur an den schönen Bodensee reisen.“