Ein Labor-Mitarbeiter betrachtet Proben nach einer Covid-Analyse
APA/Georg Hochmuth
Österreich

Virusvarianten weiter auf dem Vormarsch

Die CoV-Varianten sind weiter auf dem Vormarsch. Laut Coronavirus-Kommission liegt ihr Anteil österreichweit bei bereits 57 Prozent. Im Osten des Landes kursiert die erstmals in Großbritannien entdeckte Mutante B.1.1.7 besonders stark.

In der Mehrheit der Bundesländer sei davon auszugehen, „dass Infektionen mit der Mutation N501Y (voraussichtlich vorwiegend der Variante B.1.1.7 zuzuordnen) das Infektionsgeschehen dominieren“, hielt die Kommission am Donnerstag in ihrem jüngsten Bericht fest.

„Der Trend, dass es im Osten von Österreich relativ viel der englischen Variante gibt und im Westen – vor allen in Vorarlberg aber auch Tirol – eher weniger, und andererseits in Tirol ein Nest an Südafrika-Varianten (B.1.351, Anm.), hat sich eigentlich bis zum jetzigen Zeitpunkt bestätigt“, sagte der Virologe Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gegenüber der APA.

Burgenland: 77 Prozent der Neuinfektionen durch B.1.1.7

Im Burgenland seien im Durchschnitt aktuell 77 Prozent der Neuinfektionen auf die erstmals im Süden Englands nachgewiesene Variante zurückzuführen. In Wien liege dieser Anteil laut aktuellen Daten der AGES bei 66 Prozent, wie Bergthaler am Freitag erklärte.

In Tirol und Vorarlberg lägen die Werte zwischen 40 und 50 Prozent. Man sehe nun, dass sich erste hohe Werte aus Kläranlagenproben in Niederösterreich oder auch Salzburg am Beginn des Jahres mittlerweile breiter nachweisen ließen.

Forscher: Zahlen müssen gedrückt werden

Auch das Team um Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) und Luisa Cochella vom Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) hat in den jüngsten von ihnen teilsequenzierten Proben bereits einen Anteil um die 80 Prozent der Variante B.1.1.7 gefunden.

Insgesamt werden am Vienna Biocenter (VBC) pro Woche rund 2.400 Proben derart analysiert. Es sei dementsprechend „davon auszugehen, dass die Gesamtinzidenz in diesem Land ab sofort von B.1.1.7 definiert wird“, so Elling gegenüber der APA. Die Forscher plädieren angesichts der sich abzeichnenden Dominanz der britischen Variante einmal mehr dafür, die SARS-CoV-2-Infektionszahlen insgesamt deutlich zu drücken.

Zweischneidige Situation

Insgesamt sei die Situation der Beobachtung der ansteckenderen Virenvarianten in Österreich zweischneidig zu bewerten, so Bergthaler. Klar sei, dass man behördenseitig „in der Form nicht auf diese neuen Fragestellungen vorbereitet“ war.

Etwa im Hinblick auf die Digitalisierung bei der Datenübertragung könne man auch „sehr viel kritisieren“, sagte der Virologe: „Das ist zum Teil Steinzeit.“ Im Vergleich zu anderen Ländern, wie etwa Deutschland, sei Österreich im Variantenmonitoring mittlerweile aber „erstaunlich gut aufgestellt“.

Impfprävalenz bei 60- bis 80-Jährigen „noch zu niedrig“

Die Impfprävalenz in der Altersgruppe der 60- bis 80-Jährigen wurde von der Coronavirus-Kommission indes als „noch zu niedrig“ bewertet, um einen starken Anstieg auf Intensivstationen zu verhindern. Eine „sehr positive“ Entwicklung sah die Kommission hinsichtlich der Durchimpfungsrate der Bewohnerinnen und Bewohner der Alters- und Pflegeheime.

Insgesamt besteht der Kommission zufolge für Österreich aufgrund der hohen 7-Tage-Inzidenz von 138,1 „ein sehr hohes Verbreitungsrisiko von SARS-CoV-2“. Das Systemrisiko für die Spitäler wurde durch den Prognosewert von 17 Prozent Auslastung der Intensivkapazitäten – vorerst – mit „mittlerem Risiko“ eingeschätzt.

Die Anstiege würden erfahrungsgemäß zeitversetzt zum Auftreten steigender Inzidenzen folgen. Aus diesem Grund empfahl die Kommission den Bundesländern, Maßnahmen in den Spitälern zu setzen, um auf die bevorstehenden Anstiege in den Intensivstationen vorbereitet zu sein.

Höhere Reproduktionszahl durch Varianten

Anhand der Ausbreitungsdynamik der vergangenen zwei Wochen lässt sich laut Corona-Kommission eine effektive Reproduktionszahl der Mutanten schätzen, die um durchschnittlich 27 Prozent höher ist als die der vorangegangenen Variante. Für die Mutante beträgt die Reproduktionszahl 1,22, jene der vorangegangenen Variante 0,96. Vor dem Hintergrund der gesetzten Lockerungsschritte sei „von einer entsprechenden Erhöhung der effektiven Reproduktionszahl von sämtlichen Varianten auszugehen“.

Ampel nur für Vorarlberg orange

Farbwechsel bei der Coronavirus-Ampel. Oberösterreich ist gestern von der zuständigen Kommission laut APA-Informationen von Orange auf Rot geschaltet worden, dafür ist Vorarlberg erstmals seit Monaten orange. Schlecht sieht es aktuell vor allem im Osten aus. Sowohl in Wien als auch in Niederösterreich und im Burgenland ist man von einer Orange-Färbung nunmehr weit entfernt.

Sinkende Fallzahlen gibt es nur in Vorarlberg, das dafür gleich um 20 Prozent, Bregenz ist mit 35,6 auch der Bezirk mit der niedrigsten Fall-Inzidenz. Oberösterreich, zuletzt einziges orange eingefärbtes Bundesland, ist indes wieder über die 100er-Marke geklettert (120) und wurde auf Rot gestellt.