Novomatic-Zentrale in Gumpoldskirchen.
ORF.at/Roland Winkler
Novomatic-Spendenliste

Empfänger vielfach in ÖVP- und SPÖ-Umfeld

Die Novomatic hat bei ihren Sponsorings ein breites Feld bedient, teils auch mit Politbezug. Das geht aus einer Spendenliste des Glücksspielkonzerns hervor, die von ZIB2, „profil“ und „Standard“ in Teilen veröffentlicht wurde. Das meiste Geld floss an den mittlerweile verstorbenen Unternehmer Niki Lauda, größere Summen auch an den Fußballverein Austria Wien, aber kleinere Gaben seien von Vereinen und Veranstaltungen im ÖVP- oder SPÖ-Umfeld lukriert worden.

Die Liste war laut „profil“ von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) im elektronischen Postfach eines Novomatic-Mitarbeiters gefunden worden und liegt dem gerade laufenden parlamentarischen Untersuchungsausschuss vor.

Sie hatte schon im Vorfeld der Veröffentlichung für Aufsehen gesorgt, ging doch die Novomatic mit den Anfragen der Medien – inklusive der beantworteten Fragen – an die Öffentlichkeit und kündigte eine Anzeige gegen unbekannt wegen „rechtswidriger Informationsweitergabe“ an die Journalisten an.

Novomatic weist Vorwurf der Einflussnahme zurück

In seinen Antworten auf die 13 Fragen weist das Unternehmen jeden Zusammenhang zwischen Sponsoringaktivitäten und einer direkten Einflussnahme auf Politiker zurück. Die Fragen richteten sich großteils auf konkrete Geldflüsse an einzelne Organisationen.

Basis für die Fragen der Recherchekooperation war eine „Sponsoring- und Spenden-Übersicht der Novomatic AG (NAG) und der Novomatic Gaming Industries GmbH (NGI) für die Jahre 2016 bis 2018“. Novomatic schrieb, dem Unternehmen liege diese Liste nicht vor, sie beinhalte „Informationen, die wohl nur unter Verletzung rechtlicher Bestimmungen erlangt werden konnten“.

Novomatic bringt Anzeige wegen Infoweitergabe ein

Der Glücksspielkonzern Novomatic geht als Reaktion auf eine Recherche von „profil“, „Standard“ und ZIB2 weiter in die Offensive. In einer Anfrage hatten die Medien dem Glücksspielkonzern eine Sponsoring- und Spendenübersicht vorgehalten, die bei Ermittlungen sichergestellt worden war.

Viele Vereine gesponsert

Die Liste selbst zeigt dann eben diverse Sponsorings an Vereine, die über gute politische Kontakte verfügen. Dazu zählt der burgenländische Fußballverein ASV Draßburg, dessen Präsident der ehemalige SPÖ-Klubobmann und Landesrat Christian Illedits war und für den zwischen 5.000 und 30.000 Euro pro Jahr flossen. Novomatic begründet das Sponsoring damit, dass Draßburg „einer von zwei bekannten Fußballvereinen im Burgenland ist“, was nicht nur unter Fußballfans für Erstaunen sorgt – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

Auch der FC Purkersdorf mit dem ehemaligen Bürgermeister und Innenminister Karl Schlögl (SPÖ) durfte sich über Sponsoring freuen. Gleiches gilt für den Verein „Puls – zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes“, ein Projekt des langjährigen Wiener Landtagspräsidenten Harry Kopietz, sowie für diverse Veranstaltungen im Nahbereich des roten Wien.

Hauptfokus in Niederösterreich

Der Hauptfokus des Sponsorings scheint aber dann doch in Niederösterreich gelegen zu sein. Neben den bereits bekannten Zuwendungen für das Alois-Mock-Institut, das von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) präsidiert wird, profitierte auch der Golfclub Föhrenwald, dessen Präsident der Wiener Neustädter Bürgermeister Klaus Schneeberger ist, der nebenbei als Klubchef der niederösterreichischen ÖVP dient.

Auch für ein Kunst- und ein Filmfestival in Wiener Neustadt ließ die Novomatic ein paar tausend Euro fließen. Das ÖVP-nahe Raab-Institut gehörte ebenso zu den Beschenkten wie der ÖVP-Wirtschaftsbund Niederösterreich und der sozialdemokratische Wirtschaftsverband in dem Bundesland.

SPÖ-naher Echo-Verlag gut von Novomatic unterstützt

Wie von der ÖVP oft als Beispiel ins Rennen geführt, unterstützte Novomatic den vom SPÖ-nahen Echo-Verlag etwa bei der Ausrichtung des Maifests. 45.000 Euro flossen dafür zwischen 2016 und 2018 als Sponsoringbeitrag, berichtete der „Standard“. Die Echo-Verlags-Projekte „Christmas in Vienna“, „Eine Stadt, ein Buch“ und der „Österreichische Vorlesetag“ erhielten rund 50.000 Euro. Derartige Veranstaltungen seien ohne Sponsoren „völlig undenkbar“, wurde Echo-Geschäftsführer Christian Pöttler im „Standard“ zitiert. Das Unternehmen sei zu dieser Zeit „einer der wichtigsten Förderer des Kulturbereichs“ gewesen.