Tschechien bittet China um Impfstoff

Tschechien bittet China um den Impfstoff von Sinopharm, wie aus einer Erklärung auf der Website des Präsidialamts hervorgeht. China habe entschieden, „sofort dieser Bitte nachzukommen“, heißt es unter Berufung auf die tschechische Botschaft in Peking weiter. Das EU-Land sprach Ende Februar von der Möglichkeit, Impfstoffe aus China und Russland zu importieren.

Tschechien ist eines der derzeit von der CoV-Pandemie am schwersten betroffenen Länder. Die Krankenhäuser des rund elf Millionen Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Landes meldeten zuletzt eine Rekordzahl an Covid-19-Patienten und -Patientinnen. Insgesamt wurden 8.162 Menschen stationär behandelt, der höchste Wert seit Beginn der Pandemie, wie aus den Daten des Gesundheitsministeriums hervorging. Darunter waren mehr als 1.660 besonders schwere Fälle, die künstlich beatmet werden müssen.

Unerprobte Medikamente kommen zum Einsatz

Die Krisenszenarien seien eingetreten, sagte Innenminister Jan Hamacek. Man stehe in Gesprächen über ausländische Hilfe. Deutschland stelle 19 Betten zur Verfügung – mit einer Option auf Dutzende. Die Schweiz sei bereit, ein Flugzeug zu entsenden und 20 Patienten aufzunehmen. Polen habe rund 200 Betten angeboten. Das Gesundheitsministerium in Prag plant zudem, Hausärzte und ambulante Spezialisten zu Einsätzen in den Krankenhäusern zu verpflichten.

Angesichts der schlimmen Lage sollen nun auch weitgehend unerprobte Medikamente versuchsweise eingesetzt werden. Im Universitätskrankenhaus in Brünn trafen 10.000 Packungen des Antiparasitikums Ivermectin ein. Dafür hatte sich Regierungschef Andrej Babis persönlich eingesetzt: „Wir sagen, dass wir nicht auf klinische Studien warten können, lasst uns das versuchen.“

In der Zwischenzeit begannen große Firmen mit Massentests aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Innerhalb der nächsten zwei Wochen sollen mehr als zwei Millionen Arbeiter und Angestellte mindestens einmal getestet werden. Die Behörden meldeten gestern 16.642 neue Fälle binnen 24 Stunden. Innerhalb von sieben Tagen steckten sich nach Berechnungen mehr als 780 Menschen je 100.000 Einwohner an. Seit Beginn der Pandemie gab es fast 1,3 Millionen bestätigte Infektionen und 20.941 Todesfälle.