Wieder Proteste in Myanmar

Nach dem bisher blutigsten Tag der friedlichen Proteste gegen den Militärputsch in Myanmar sind heute erneut zahlreiche Menschen in vielen Landesteilen gegen die Junta auf die Straßen gegangen. Zugleich trauern die Menschen im Land um die Toten.

Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen allein gestern mindestens 38 Menschen ums Leben, als die Polizei mit scharfer Munition auf Demonstrierende schoss.

Die Zahl der Toten könnte weiter steigen, weil viele Menschen teils schwer verletzt wurden, hieß es. „Trotz all dieses brutalen Schießens und der Tötungen werden wir weitermachen, ohne auch nur einen Tag Pause zu machen. Wir sehen uns morgen!“, schrieb Maung Saungkha, einer der Anführer der Proteste, auf Facebook. Im ganzen Land gedachten Menschen der Opfer mit Blumen, wie auf Videos und Bildern in Sozialen Netzwerken zu sehen war.

„Wir müssen für Gerechtigkeit kämpfen und auch für die Seelen, die wir wegen dieser terroristischen Armee verloren haben“, sagte die 45-jährige Wai Wai der dpa am Telefon. Sie nahm in der nördlichen Stadt Mandalay an der Beerdigung einer 19-Jährigen teil, die zuvor durch einen Kopfschuss getötet worden war.

Auch Botschaften trauern

Mehrere westliche Botschaften in Myanmar posteten als Zeichen der Trauer auf Facebook schwarze Profilbilder. Die US-Botschaft schrieb darunter: „Es ist uns unerträglich, den Verlust so vieler Menschenleben in Myanmar zu sehen. (…) Das Zielen auf Zivilisten ist abscheulich.“

Das Militär hatte vor rund einem Monat gegen die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi geputscht und sie unter Hausarrest gestellt. Als Grund führten die Generäle Unregelmäßigkeiten bei der Parlamentswahl vom November an, die Suu Kyi klarem Vorsprung gewonnen hatte.

Die Demonstrierenden fordern die Wiedereinsetzung der 75-Jährigen, die im Land äußerst beliebt ist. Wie viele Menschen bisher insgesamt von Sicherheitskräften getötet, verletzt oder festgenommen wurden, ist unklar.

Inzwischen haben sich inmitten des immer härteren Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen Demonstrierende nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters drei Polizeibeamte aus Myanmar nach Indien abgesetzt, um Zuflucht zu suchen.