Italien: NGO-Mitarbeitern droht Prozess wegen Schlepperei

Die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Stadt Trapani hat die Ermittlungen gegen 21 Personen im Rahmen einer 2017 eingeleiteten Untersuchung wegen Schlepperei abgeschlossen. Dabei ging es um die Untersuchung, die zur Konfiszierung des von der deutschen NGO Jugend Rettet betriebenen Schiffes „Iuventa“ geführt hatte, berichtete die römische Tageszeitung „Il Messaggero“ (Donnerstag-Ausgabe).

Die Ermittlungen wegen mutmaßlicher Schlepperei waren auf weitere zwei NGOs – Save the Children und Ärzte ohne Grenzen, Betreiberinnen der Rettungsschiffe „Prudence“ und „Vox Hestia“ – ausgedehnt worden.

Die Staatsanwaltschaft wird jetzt die Eröffnung eines Strafverfahrens gegen die Angeklagten beantragen. Bei den Angeklagten handelt es sich um Crewmitglieder und Personal der NGOs. Sie werden verdächtigt, Menschen nicht gerettet, sondern sie nach Abkommen mit libyschen Schleppern an Bord der Schiffe genommen zu haben.

Angeblich Gelder geflossen

Auch die italienische Hilfsorganisation Mediterranea, Betreiberin des im Mittelmeer aktiven Rettungsschiffes „Mare Jonio“, geriet ins Visier der Justiz. Die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Stadt Ragusa ermittelt gegen vier Mitglieder der NGO, darunter den Schiffskapitän, wegen mutmaßlicher Schlepperei.

Die „Mare Jonio“ soll im vergangenen September 27 Menschen an Bord genommen haben, die im August 2020 vom dänischen Frachtschiff „Maersk Etienne“ gerettet worden waren. 37 Tage musste das dänische Schiff vor Malta ausharren, weil die maltesischen Behörden den Geflüchteten nicht erlaubt hatten, an Land zu gehen.

Die „Mare Jonio“ soll die Menschen am 12. September an Bord genommen und sie nach Pozzallo auf Sizilien geführt haben, nachdem die Betreibergesellschaft des Schiffes laut den Ermittlern ein „Handelsabkommen“ mit der „Maersk Etienne“ abgeschlossen hatte.

Laut den Ermittlern habe Mediterranea eine „erhebliche Summe“ von den Betreibern des dänischen Schiffes kassiert, um die Menschen nach Sizilien zu führen. 125.000 Euro soll die Organisation bekommen haben, berichtete die römische Tageszeitung „La Repubblica“ (Dienstag-Ausgabe). Die Betreiber der „Maersk Etienne“ bestritten das.