Spritzen werden für eine Covid-19-Impfung vorbereitet
Reuters/Jon Nazca
Knapper Impfstoff

EU wendet sich an die USA

Nicht nur der knappe Impfstoff gegen Covid-19 beschäftigt derzeit die Europäische Union. Auch über das Material, das für die Herstellung wichtig ist, dürfte zwischen den USA und der EU verhandelt werden. Das geht zumindest aus Medienberichten vom Samstag hervor. Ziel sei eine koordinierte Zusammenarbeit mit Washington, um Materialengpässe bei europäischen Impfstoffproduzenten zu verhindern.

Wie die Nachrichtenagentur AFP aus EU-Kreisen erfuhr, sind am Montag dazu Beratungen zwischen dem EU-Impfstoffbeauftragten Thierry Breton und US-Coronavirus-Koordinator Jeffrey Zients geplant. Brüssel will konkret über die Lieferung von US-Produkten verhandeln, die für die Herstellung von Impfstoffen benötigt werden, aber strikten Exportbeschränkungen unterliegen.

Bei den Beratungen soll es unter anderem um spezielle Taschen für Impfstoffbehältnisse gehen, die vor allem von US-Unternehmen in der EU sowie von europäischen Unternehmen in den USA hergestellt werden. Thema sollen außerdem Ampullen, Spritzen und Lipidnanopartikel sein, die zur Verkapselung von mRNA-Impfstoffen benötigt werden.

„Erleichterung und Beschleunigung“

Impfstoffprodukte können nur mit einer speziellen Genehmigung aus den USA ausgeführt werden. Ziel der Gespräche mit den USA sei nicht eine Veränderung dieser Regeln, sondern eine „Erleichterung und Beschleunigung“ des „behördlichen Prozederes“, hieß es aus den EU-Kreisen.

„Wir handeln im Vorfeld. Wenn es so weit ist, dass die Impfstoffproduktion in Europa sich massiv erhöht, wollen wir sicher sein, dass alle Materialien da sind.“ Kein Gegenstand der Gespräche seien Lieferungen fertiger Impfstoffe, hieß es weiter.

Die „Financial Times“ („FT“) berichtete am Samstagvormittag allerdings, dass die EU sehr wohl die Vereinigten Staaten bitten wolle, die Ausfuhr von AstraZeneca-Impfstoff zu genehmigen, der in den USA produziert bzw. abgefüllt werde.

Eine Packung mit Impfstoff von AstraZeneca
Reuters/Hannibal Hanschke
Wer hat? Und wer gibt? Offenbar will die EU auch Impfstoff aus den USA

AstraZeneca-Impfstoff aus den USA?

Die von der EU eingeführten Exportbeschränkungen für Coronavirus-Impfstoffen betreffen nur die fertigen Vakzine. Kürzlich wurde der Mechanismus erstmals genutzt, um die Ausfuhr von 250.000 in der EU produzierten Dosen des AstraZeneca-Impfstoffs nach Australien zu stoppen.

Dass der Impfstoff nicht exportiert wurde, hängt mit dem Streit zwischen der EU und dem britisch-schwedischen Pharmakonzern zusammen. Bisher hatte AstraZeneca weniger Impfstoff an die Staatengemeinschaft geliefert als zugesagt. In den USA hingegen kommt man deutlich schneller mit der Produktion und der Verimpfung voran. US-Präsident Joe Biden kündigte kürzlich an, bis Ende Mai genug Impfstoff für alle Erwachsenen im Land zur Verfügung zu haben.

Mit einer Zusammenarbeit zwischen den USA und der EU solle sichergestellt werden, dass die vertraglichen Verpflichtungen der Impfstoffhersteller gegenüber der EU eingehalten würden, zitierte das Blatt die Brüsseler Behörde. AstraZeneca selbst hatte einen Kommentar gegenüber der „Financial Times“ abgelehnt.

Alle drei Impfstoffe auch für über 65-Jährige

Der Impfstoffmangel bleibt aktuell das Problem im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. Jedoch können seit der Entscheidung des Nationalen Impfgremiums in Sachen AstraZeneca alle drei in Österreich zugelassenen Impfstoffe für Menschen über 65 Jahre und eben für die Risikogruppen verwendet werden. Zusätzlich könne der Biontech/Pfizer-Impfstoff nun auch auf Hausbesuchen verimpft werden, sagte Robin Rumler, Chef von Pfizer Österreich, in der ORF2-Sendung „3 AM Runden Tisch“ am Freitag.

Dazu hieß es am Samstag aus dem Gesundheitsministerium, dass die Fachinformation bei der EMA von Comirnaty (Biontech/Pfizer) am 25. Februar zuletzt aktualisiert wurde. Dort wurden im Anhang 1 einige Details zur Transportierbarkeit klargestellt. Dass der Impfstoff bis zu einem gewissen Grad transportierbar und damit für Hausbesuche geeignet ist, war zwar schon vorher diskutiert worden, wurde aber mit diesem Update offiziell durch die Zulassung gedeckt.