Medienberichte: Zehntausende E-Mail-Server gehackt

Wegen einer vor wenigen Tagen bekanntgewordenen Sicherheitslücke sind laut US-Medienberichten Zehntausende E-Mail-Server von Unternehmen, Behörden und Bildungseinrichtungen Opfer von Hackerattacken geworden. Für die Schwachstelle in Microsofts Software Exchange Server gibt es seit Mittwoch zwar ein Sicherheitsupdate. Dieses muss aber von den Kunden installiert werden.

Die US-Regierung forderte Netzwerkadministratoren gestern zu weiteren Schutzmaßnahmen auf. Bei bereits infizierten Exchange-Servern reiche es nicht aus, nur die Microsoft-Reparatursoftware – den Patch – der vergangenen Woche aufzuspielen, sagte ein Vertreter des Präsidialamts. „Es handelt sich um eine aktive Bedrohung, die sich noch weiterentwickelt, und wir fordern die Netzwerkbetreiber dringend auf, sie sehr ernst zu nehmen.“

Weltweit betroffene Systeme

Die Angaben zur Zahl der Betroffenen gingen in den Berichten weit auseinander. Weltweit könne es mehr als 250.000 Opfer geben, schrieb das „Wall Street Journal“ am Wochenende unter Berufung auf eine informierte Person. Dem Finanzdienst Bloomberg sagte ein mit den Ermittlungen vertrauter ehemaliger US-Beamter, man wisse von mindestens 60.000 betroffenen E-Mail-Servern. Der gut vernetzte IT-Sicherheitsspezialist Brian Krebs und das Computermagazin „Wired“ berichteten von 30.000 gehackten E-Mail-Systemen allein in den USA.

Der Internetsicherheitsdienst Kaspersky entdeckte seit Anfang März Angriffe bei über 1.200 Nutzerinnen und Nutzern, wobei diese Zahl „kontinuierlich zunimmt“. Die größte Anzahl (26,93 Prozent) der Attackierten stammt aus Deutschland. Des Weiteren sind Italien (9,00 Prozent), Österreich (5,72 Prozent), die Schweiz (4,81 Prozent) und die USA (4,73 Prozent) unter den am stärksten betroffenen Ländern.

Exchange-Server-Versionen 2013, 2016 und 2019

Microsoft hatte am Mittwoch gewarnt, dass die vier zuvor nicht öffentlich bekannten Sicherheitslücken von mutmaßlich chinesischen Hackern ausgenutzt würden. Die Hackergruppe, die Microsoft „Hafnium“ nennt, habe mit Hilfe der Schwachstellen vor allem Informationen in den USA abgreifen wollen. Ziele seien unter anderem Forschungen zu Infektionskrankheiten sowie Hochschulen, Anwaltsfirmen und Unternehmen mit Verteidigungsaufträgen gewesen.

Es habe sich um zielgerichtete Attacken gehandelt, und Microsoft habe keine Hinweise darauf, dass auch Privatkunden angegriffen worden seien. Den Berichten zufolge wurden aber seit Bekanntgabe der Schwachstellen nicht abgesicherte Systeme auf breiter Front angegriffen. Betroffen sind laut Microsoft die Exchange-Server-Versionen 2013, 2016 und 2019. Exchange wird von vielen Unternehmen, Behörden und Bildungseinrichtungen als E-Mail-Plattform genutzt.